Finanziert die Ortsgemeinde Windhagen und damit eine Kommune aus Rheinland-Pfalz dem Land Nordrhein-Westfalen einen Kreisverkehr für mehrere Millionen Euro? Das ist die Frage, um die es seit Langem geht. Ein Präzedenzfall.
Seit fast zehn Jahren gibt es die Idee, an der Kreuzung an der A3-Auffahrt Bad Honnef/Linz einen Kreisel zu bauen, um die angespannte Verkehrssituation zu entlasten. Denn: Gerade zu Stoßzeiten, wie etwas Schichtwechsel bei der Firma Wirtgen, sind die Wartezeiten an der Ampelanlage nach Windhagen oder auf die Autobahn lang. Was bisher geschah.
Land NRW hat die Kreuzung frühestens ab 2036 im Ausbauprogramm
Seit 2016 gibt es die Idee, die Verkehrssituation durch einen Kreisverkehr zu entschärfen. Profitieren sollten davon vor allem die Windhagener – obwohl es sich um eine Kreuzung einer NRW-Landesstraße und einer Kreisstraße des Rhein-Sieg-Kreises auf Stadtgebiet der Stadt Bad Honnef handelt. Daher wurde damals von der Windhagener Kommunalpolitik eine Zusage der Kostenübernahme getroffen.
1,6 Millionen Euro standen für das Kreiselprojekt im Raum. Weder das Land NRW noch der Rhein-Sieg-Kreis noch die Stadt Bad Honnef wollten sich daran beteiligen. Das Land NRW hat die Kreuzungsbereiche frühestens 2036 in seinem Ausbauprogramm vorgesehen.
Eine Verkehrsanalyse aus dem Jahr 2017 zeigte, dass an den Verkehrsknotenpunkten rund um die Autobahnauffahrt – also auch an der genannten Kreuzung – dringender Handlungsbedarf besteht. Die Zahlen: Eine 24 Stunden dauernde Messung hatte eine Durchfahrt von 20.000 Fahrzeugen an der westlichen A3-Anschlussstelle, 22.000 Autos an der östlichen A3-Anschlussstelle und 19.000 Pkw an der Freiberg-Kreuzung ergeben. Der Anteil des Schwerlastverkehrs beträgt demnach 7 Prozent. Tendenz für die kommenden Jahre: steigend.
Kombination mit Fuß- und Radweg?
Doch Jahre gingen ins Land, Planungen wurden aufgestellt und wieder verworfen. Mit der Konsequenz, dass sich der Kreisel immer weiter verteuerte. Während der ganzen Zeit war immer wieder im Berufsverkehr an der sogenannten Freiberg-Kreuzung, benannt nach dem dort ansässigen Unternehmen, Geduld gefragt. 2019 kamen neue Pläne, dass der Kreisel in Richtung Stockhausen versetzt werden sollte. Auch ein Fuß- und Radweg sollte mit dem Kreisel kombiniert werden. Kosten von 2,5 Millionen Euro wurden Ende 2019 prognostiziert – und ein Baubeginn 2021.
Nun sind wir im Jahr 2025, und noch immer hat sich an der Kreuzung nichts getan. Die Kosten stiegen in der Zwischenzeit auch wegen Teuerungen im Baugewerbe weiter. Ende 2022 rechnete man im Windhagener Gemeinderat mit knapp 4 Millionen Euro. Die alte Zusage der Kostenübernahme begann zu wackeln.
Fraktion sieht Stadt Bad Honnef und Rhein-Sieg-Kreis in der Pflicht
Vor allem die Fraktion von Gemeinsam – Bürger für Windhagen (G-BfW) sah durch den zunehmenden Verkehr zum Autohof und Gewerbegebiet Dachsberg auch die Stadt Bad Honnef und den Rhein-Sieg-Kreis in der Pflicht, sich der Finanzierung anzuschließen. Alles andere sei den Windhagener Bürgern nicht mehr zu vermitteln. G-BfW wollte basisdemokratisch die Bürger mit ins Boot holen und schlug eine amtliche Einwohnerbefragung vor.
Anfang 2023 wurde dann eine Informationsveranstaltung für die Windhagener veranstaltet, zu der Hunderte Interessierte ins Forum kamen. Dort wurde im Detail der Stand der Planungen, etwaiger Kosten und Verkehrsmessungen berichtet. Im Anschluss daran fand im Frühjahr 2023 die amtliche Einwohnerbefragung statt.
54 Prozent der Windhagener stimmten dafür, den Kreisel zu finanzieren. Aber: Es nahmen nur 45 Prozent der Einwohner und Betriebe an der Befragung teil, was man so interpretieren kann, dass einer Mehrzahl der Windhagener die Verkehrssituation egal ist. Der Ball lag mit diesem Stimmungsbild erneut beim Gemeinderat.
Erneute Verkehrszählung 2023/24
Dieser wollte sich absichern und beschloss eine erneute Verkehrszählung, da sichergestellt werden müsse, dass die Windhagener wirklich von dem Kreisel profitieren würden. Kritische Stimmen merkten an, dass immer mehr Befragungen und Messungen das Problem nur immer weiter verzögern würden. Zu diesem Zeitpunkt, Mitte 2023, rechnete man bereits mit bis zu 6 Millionen Euro Kosten. Wenn die reichen.
Die neue Verkehrszählung wurde im Frühjahr 2024 vorgestellt: Sie erfasste paradoxerweise weniger Kfz im Kreuzungsbereich als die alte Messung 2017, schloss jedoch mit der Annahme, dass der Kfz-Verkehr auf lange Sicht um bis zu 10 Prozent zunehmen werde. Somit werde sich das vorhandene Defizit an der Kreuzung weiter verschärfen, meinte ein Experte.
Gutachten laufen derzeit
Das Resultat: Der Gemeinderat Windhagen hielt mehrheitlich weiter am Kreiselprojekt und an der Finanzierungszusage fest. Die Idee, mit NRW, Rhein-Sieg-Kreis und Bad Honnef an den Verhandlungstisch zurückzukehren, wurde verworfen, da die Antwort für viele im Rat von vornherein feststand.
Spulen wir vor auf den Mai 2025: Einen Kreisel gibt es immer noch nicht. Konkrete Zeitrahmen und Kostenkalkulationen können erst final getroffen werden, wenn eine fertige Planung steht. Dazu müssen zunächst alle notwendigen Gutachten eingeholt werden. Die laufen derzeit.