Puderbacher stellt immer wieder Belästigung fest - Diese stammen vom Werksgelände des Unternehmens Metsä Tissue - Firma erklärt Hintergründe
Metsä Tissue erklärt Hintergründe: Was ist für die unangenehmen Gerüche verantwortlich?
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Seit einigen Monaten nehmen Anwohner immer wieder unangenehme Gerüche war. Diese stammen vom Werksgelände des Unternehmens Metsä Tissue in Raubach, das bereits länger versucht, die Problematik in den Griff zu bekommen. Foto: Charley Burke
Charley Burke

Raubach. Immer wieder hat ein Puderbacher in den vergangenen Monaten unangenehme Gerüche wahrgenommen, die laut seiner Aussage mal mehr und mal weniger stark ausgeprägt sind. Mit der Frage nach der tatsächlichen Ursache hat er sich an die RZ gewandt. Er ist nicht der Einzige, der immer wieder der Geruchsbelästigung ausgesetzt ist, sondern auch weitere Bewohner in der Verbandsgemeinde Puderbach und Arbeitnehmer sind betroffen.

Wie nach einer Anfrage der RZ feststeht, stammen die unangenehmen Gerüche vom Raubacher Werksgelände des Unternehmens Metsä Tissue, Hersteller von Taschentüchern und fettdichten Papieren. Zu den Produkten zählen unter anderem Küchenrollen und Toilettenpapier. Der Puderbacher aus dem Ortsteil Niederdreis schätzt, dass er etwa einen Kilometer Luftlinie vom Firmenstandort entfernt wohnt. Unweit des Werksgeländes befindet sich der Ort Hanroth, auch Raubach liegt direkt in der Nähe. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord und das Unternehmen erklären, woher die Geruchsbelästigung stammt und warum es so schwierig ist, diese gänzlich abzustellen.

„Wir haben die Gerüche erstmals im Sommer 2023 entdeckt. Seit dem ersten Auftreten arbeiten wir daran, die Ursache zu erforschen, um das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen.“

Dirk Hammann, Werksleiter Metsä Tissue in Raubach-Hedwigsthal

„Die Problematik ist erstmals 2023 aufgetreten“, erklärt Sandra Hansen-Spurzem, Pressesprecherin der SGD Nord. Auf RZ-Anfrage konkretisiert Dirk Hammann, Werksleiter von Metsä Tissue in Raubach-Hedwigsthal: „Wir haben die Gerüche erstmals im Sommer 2023 entdeckt. Seit dem ersten Auftreten arbeiten wir daran, die Ursache zu erforschen, um das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen.“ Das Geruchsproblem könne in der unmittelbaren Umgebung des Werkes wahrgenommen werden: „Es ist völlig unbedenklich, kann aber Unverträglichkeiten wie Kopfschmerzen auslösen.“ Auch die SGD Nord bekräftigt, dass von der Geruchsproblematik keine gesundheitlichen Gefahren ausgehen.

Werksleiter erklärt die Hintergründe

Doch was ist nun verantwortlich für die immer wieder auftretenden unangenehmen Gerüche? Dazu holt Hammann weiter aus und erläutert im Detail die Hintergründe: „Bevor das Abwasser aus der Anlage in die öffentliche Kläranlage eingeleitet wird, findet eine Abwasservorbehandlung in einem 'Moving Bed Biofilm Reactor' (MBBR) statt. Die Vorbehandlung ist eine Maßnahme, um Verunreinigungen von vornherein zu reduzieren, bevor das Abwasser in die kommunale Kläranlage eingeleitet wird.“

Um näher zu begreifen, was ursächlich für die Geruchsentwicklung ist, muss das Verfahren verstanden werden. Das MBBR-Prinzip ist laut Hammann ein Verfahren zur biologischen Abwasserreinigung und Wasseraufbereitung: „Dabei werden aktive Biofilmträger mit optimalen Bakterienkulturen zum Abbau organischer Verunreinigungen eingesetzt.“

Zusammenhang mit Bakterienkulturen

Wie Hammann weiterhin erörtert, seien die auftretenden Geruchsprobleme wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass „die Bakterienkulturen nicht optimal versorgt werden“. Wie auch die SGD Nord auf RZ-Anfrage bestätigte, ist die Problematik im Dosierungsverhältnis festzustellen. So sei die Dosierung laut des Werksleiters von Nährstoffen/Chemikalien im Reaktor zur Versorgung der Bakterien ein Balanceakt: „Das Gleichgewicht muss stimmen, damit die Bakterien ihre optimale Reinigungswirkung entfalten können.“ Eine nicht optimale Dosierung könne zu einer verminderten oder einer erhöhten Funktion führen. „Die erhöhte Funktion verursacht den stechenden Geruch.“

In diesem Zusammenhang hebt Hammann hervor, dass diese organischen Verunreinigungen oder der Reinigungsprozess keine Auswirkungen auf das Endprodukt selbst hätten oder in irgendeiner Weise schädlich seien: „Der Prozess verursacht lediglich einen unangenehmen Geruch.“ Darüber hinaus erklärt Hammann, dass das Problem phasenweise auftritt: „Was die aktiven Geruchsphasen auslöst, wird derzeit auf Hochtouren erforscht.“ Wie Sandra Hansen-Spurzem von der SGD Nord unterstreicht, führte die Firma Metsä Tissue Gegenmaßnahmen durch: „Zur Elimination der Geruchsproblematik ist ein Hilfsstoff der Firma H2Ortner im Einsatz. Das Unternehmen H2Ortner GmbH ist spezialisiert auf Problemlösungen im Bereich der chemischen und biologischen Abwasserreinigung.“

Mit Hochdruck wird an dauerhafter Lösung gearbeitet

Die Situation habe sich nach hiesigem Kenntnisstand verbessert. Vereinzelt komme es aber noch zu Problemen, die durch Dosieroptimierungen beseitigt werden sollen. „Zusammen mit auf das Thema spezialisierten Beratern haben wir verschiedene Testverfahren ausprobiert, um der richtigen Nährstoffdosierung näherzukommen. Verschiedene Tests haben bereits zu kurzfristigen Erfolgen geführt“, so Hammann. Eine dauerhafte Lösung bleibe abzuwarten.

Zudem erklärt der Werksleiter, dass mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet werde, denn „die Geruchsbelästigung betrifft sowohl die Bewohner als auch unsere Mitarbeitenden“. Und er ergänzt: „Deshalb ist es für uns wichtig, eine schnelle Lösung zu finden. Wir möchten uns aufrichtig dafür entschuldigen und versichern, dass wir unser Möglichstes tun, um schnell eine Lösung für die Geruchsbelästigung zu finden. Wir sind auch weiterhin in direktem Kontakt mit den Anwohnern, um das Problem gemeinsam zu besprechen.“ Im regelmäßigen fachlichen Austausch mit Metsä Tissue steht nach eigener Aussage auch die SGD Nord, um die Geruchsbelastung abzustellen.

Info: Das Werk in Raubach

Laut der Internetseite von Metsä Tissue arbeiten im Werk in Raubach mehr als 250 Mitarbeiter in Produktion, Instandhaltung, Logistik, Materialmanagement, Produkt- und Prozessentwicklung, Vertrieb und Marketing, Controlling und Administration. Metsä Tissue versorgt die Handelspartner mit Papierhandtüchern, Industriewischtüchern sowie mit Toilettenpapier, Küchenrollen und Taschentüchern.

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