Wahlkreis Neuwied
Meinung: Die erwarteten Sieger
Ralf Grün
Jens Weber. MRV

Mit Ellen Demuth und Andreas Bleck repräsentieren künftig nur noch zwei Vertreter den Wahlkreis Neuwied in Berlin – ein Verlust an politischem Gewicht, wie Ralf Grün findet.

Beim Blick auf das Ergebnis für den Wahlkreis Neuwied fällt zunächst zweierlei ins Auge: Zum einen wird der Wahlkreis künftig nur noch mit zwei statt vier Abgeordneten im Bundestag vertreten sein - und verliert damit an politischem Gewicht in Berlin. Zum anderen haben genau die beiden Direktkandidaten die Fahrkarten in die Bundeshauptstadt gelöst, die man vor dem Wahlsonntag ohnehin als potenzielle Mandatsträger auf dem Zettel haben musste.

Hellinghausen letztlich ohne Chance

Die Spannung im Rennen um das Direktmandat hielt sich in engen Grenzen. Ziemlich schnell kristallisierte sich am Sonntagabend Ellen Demuth (CDU) als die heraus, die in der Gunst der Wählerschaft ganz oben rangiert. Am Ende erreichte sie die „rüddelsche“ Zustimmungswerte von 2017 (43,2 Prozent) nicht. Ein letztlich souveräner Sieg gelang Demuth dennoch. Überraschend kommt der nicht, auch wenn sie nicht so bekannt ist, wie es der kürzlich verstorbene CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel war. Auch einen Amtsbonus konnte Demuth nicht für sich geltend machen. Allerdings hatte sie natürlich als erfahrene Landtagsabgeordnete einiges mehr an Zeit, zumindest im Kreis Neuwied für das nötige Vertrauen bei den Bürgern zu werben. Im Altenkirchener Land mag ihr geholfen haben, dass treue Unionswähler nach Rüddel auch auf dessen Nachfolgerin bauen wollen. Anders als vor vier Jahren gab es zudem noch Rückenwind von der Bundespartei.

Ihr designierter Herausforderer von der SPD, Jan Hellinghausen, der kurzfristig für seinen erkrankten Parteifreund Martin Diedenhofen einsprang, kann zumindest ein achtbares Ergebnis vorweisen. Dank seines schlechten Listenplatzes und der deutlich profilierteren Gegenkandidatin von der Union wäre ein Einzug in den Bundestag ohnehin eine faustdicke Überraschung gewesen. Apropos, von einer solchen muss man mit Blick auf AfD-Mann Andreas Bleck und dessen Zahlen sprechen. Dass er dazugewinnt, war absehbar, dass er jedoch nur einen Prozentpunkt hinter dem SPD-Kandidaten liegt, hatten sicher nicht viele auf der Rechnung.

CDU holt sich Wahlkreis zurück

Das Ergebnis der Parteien spiegelt im Wesentlichen das Bundesergebnis wider. Kassierte die CDU vor vier Jahren noch einen mit größeren Stimmverlusten behafteten Denkzettel von der Wählerschaft, steht diesmal die SPD als große Verliererin da. Der Wahlkreis ist wieder schwarz. Das Wirken der Ampel-Regierung in Berlin hat auch im Wahlkreis Spuren bei den Menschen hinterlassen, wenngleich die SPD hier über dem Bundesergebnis landete. Die AfD erfährt wachsende Zustimmung und bestätigt auch im Wahlkreis ihr Ergebnis im Bund. Bemerkenswert ist schließlich das Abschneiden der Linken, die bei früheren Wahlen kaum einen Fuß auf den Boden bekommen haben. Ihr auf soziale Gerechtigkeit ausgerichtetes Wahlprogramm hat beim Bürger in diesen unsicheren Zeiten offenbar mehr verfangen als die Slogans des BSW. Das muss alle schmerzen, die als ehemals Linke zum BSW gegangen sind.

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