Weniger Polizeieinsätze
Weniger Autos auf den Straßen gleich weniger Verkehrsunfälle? Es sieht ganz so aus, als ob diese Gleichung aufgeht. Wie die Polizeiinspektion Neuwied auf Anfrage unserer Zeitung berichtet, hatten die Beamten von Anfang März bis Ende April deutlich weniger zu tun. Sowohl im polizeilichen Einsatzaufkommen allgemein als auch bei den Verkehrsunfällen ist demnach gegenüber den Vorjahresmonaten ein Rückgang von grob einem Viertel der Fälle zu verzeichnen. Im Bereich der Straftaten blieb deren Zahl jedoch in etwa gleich.
Auch wenn Kneipen und Bars geschlossen waren – weniger Schlägereien auf offener Straße hat es deshalb nicht gegeben. Sowohl bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen in der Öffentlichkeit als auch bei Körperverletzungen allgemein sind nach Angaben der PI Neuwied keine signifikanten Veränderungen gegenüber 2019 zu erkennen. Das Fazit der Neuwieder Polizei zum Corona-Lockdown: „Die Bürger verhielten sich weit überwiegend an die Verordnungen und reagierten besonnen.“ Verstöße gegen die Corona-Regeln habe es nur in Einzelfällen gegeben.
Volle Altkleidercontainer
Container, vor denen sich säckeweise alte Kleidung und Schuhe stapelten, waren in den vergangenen Wochen keine Seltenheit. Das ist zwar ein Phänomen, das es jedes Frühjahr gibt – durch die Corona-Krise wurde die Lust am Aussortieren aber wohl noch etwas gesteigert. Das zumindest legen Beobachtungen des Deutschen Roten Kreuzes nah, das im Kreis Neuwied rund 90 Container betreibt. „Alle Container waren und sind gut bis sehr gut befüllt“, lässt Karl-Heinz Pieper, der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, wissen. Allerdings steckte in Sammelbehältern nicht nur alte Kleidung, sondern auch Dinge, die dort nichts verloren hatten – wie Rest- und Sperrmüll.
Erschwerend kam laut Pieper vielerorts hinzu, dass konkurrierende Unternehmen ihre Sammlung eingestellt hatten. „Beim regelmäßigen Vorbeifahren konnten wir sehen, dass die Container nicht geleert wurden“, so Pieper. Er vermutet, dass es sich vor allem für kleinere Sammelunternehmen schlichtweg irgendwann nicht mehr lohnte, die Kleiderspenden abzuholen. Denn da der Flugverkehr eingeschränkt und die Grenzen dicht waren, wurden die Vermarktungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. „Irgendwann sind die Lager voll“, gibt Pieper zu bedenken.
Jede Menge Verpackungsmüll
Nicht nur Altkleidercontainer waren übervoll, auch Glascontainer konnten teilweise nicht so schnell geleert werden, wie Nachschub an Altglas eintraf. Die Firma Suez, die im Kreis Neuwied für die Glascontainer zuständig ist, berichtet auf RZ-Anfrage, dass es im Vergleich zu den Vorjahresmonaten (März und April) im Bereich von Kunstoff- und Glasverpackungen zu einem Anstieg der Mengen von etwa 10 Prozent gekommen ist. „Dies hängt sehr wahrscheinlich damit zusammen, dass die Bürger Corona-bedingt deutlich mehr Zeit zu Hause verbracht haben. Durch vermehrtes Kochen in den eigenen vier Wänden steigt konsequenterweise auch der Verpackungsverbrauch. Dies haben wir deutlich gespürt“, berichtet Suez-Sprecherin Louisa Mahr.
Wahrnehmbar sei aber auch eine leichte Tendenz zu mehr Fehlwürfen gewesen. Im Bezug auf Glascontainer lässt Mahr wissen, dass diese „bedarfsgerecht“ geleert werden. Sollte ein Container mal voll sein, heißt das aber nicht, dass Glasbehältnisse einfach darauf oder daneben abgestellt werden dürfen – im Gegenteil. Mahr: „Streng genommen ist das eine Ordnungswidrigkeit.“ Sie erklärt weiter: „Einerseits besteht eine Verletzungsgefahr für Mensch und Tier durch zerbrochenes Glas, und andererseits kann es zu einer Verschmutzung der Umwelt kommen.“ Hinweise zu vollen Containern nimmt das Unternehmen über eine Servicenummer entgegen, die auf den Behältern zu finden ist.
Tierfreunde werden aktiv
Während die Menschen an Rhein und Wied zuletzt viel Zeit zu Hause verbracht haben, ist dem einen oder anderen wohl der Gedanke gekommen, dass es dort ziemlich einsam ist. Ein Haustier könnte Abhilfe schaffen. Tatsächlich haben Tierschutzvereine im Frühjahr sehr gut vermittelt, wie eine kleine Umfrage ergeben hat. Allerdings wurde auch ganz genau auf die Beweggründe der Zweibeiner geschaut. „Wir haben da schon ordentlich ausgesiebt“, berichtet Sabrina Steger, die Leiterin des Neuwieder Tierheims. Sie berichtet von zahlreichen Anfragen zu Hunden – darunter auch viele Menschen, die sich als Pflegestelle anbieten wollten. „Da hat sich schon gezeigt, dass viele ein völlig falsches Bild davon haben, wie Tiere vermittelt werden“, sagt Steger. Wer einen Pflegehund aufnimmt, dem sollte bewusst sein, dass es eine ganze Weile dauern kann, bis ein Tier vermittelt wird. Nur mal für ein paar Wochen einen Hund aufnehmen, bis die Uni wieder losgeht oder die Kurzarbeit vorbei ist – auf solche Deals können und wollen sich Tierschützer nicht einlassen. Trotzdem waren die Vermittlungszahlen außerordentlich gut. „In einer Woche haben wir sechs Hunde vermittelt – das war richtig viel“, berichtet Sabrina Steger freudig.
Die Geschäftsführerin der Neuwieder Katzenhilfe, Doris Litz, zeichnet ein ähnliches Bild. Sie sieht in der Krise einen Katalysator für die Erfüllung lang gehegter Tierwünsche. „Der Urlaub fällt aus, die Leute sind viel zu Hause – viele fanden, dass jetzt genau die richtige Zeit ist, um das Thema anzugehen.“ Sorgen, dass Tiere an Menschen gegeben wurden, die sich nur „ein bisschen einsam“ gefühlt haben, macht sich Litz nicht. Sie ist sicher: Sobald im Vermittlungsgespräch Themen wie Futter- und Tierarztkosten auf den Tisch kommen, sind die wenigen, die es „nicht ganz so ernst nehmen“, schnell abgeschreckt. Deshalb gehen die Tierschützer davon aus, dass die Corona-Krise vielen ihrer Schützlingen dauerhaft eine neue Heimat geschenkt hat.
Von unserer Redakteurin Christina Nover
Lockdown führt zu Verschiebungen bei den Abfallmengen im Landkreis Neuwied
Die Corona-bedingte Lockdown-Phase in den Monaten März, April und Mai hat auch beim Abfallaufkommen einige Veränderungen gebracht. Dies teilte die Kreisabfallwirtschaft auf RZ-Anfrage mit. Im Vergleich zu den Vorjahren ergaben sich folgende Veränderungen:
Bei der Einsammlung von Restmüll ist insbesondere im Monat April ein Anstieg der Menge von rund 400 Tonnen zu verzeichnen.
Allerdings zeigt die Zusammensetzung des Restmülls, dass vermehrt Sperrmüll über die Restmülltonne entsorgt wurde – vermutlich auch, weil die Wertstoffhöfe von Mitte März bis Mitte April geschlossen waren. Die Zahlen zeigen auch, dass die Bürger den Lockdown tatsächlich zum Ausmisten genutzt haben, denn auch über die Sammlung im Scheckkartensystem wurden rund 200 Tonnen mehr entsorgt als in den beiden Vorjahren.
Bei der Einsammlung der Bioabfälle ist in den drei Monaten gegenüber 2019 insgesamt ein leichter Anstieg von 4 Prozent oder rund 300 Tonnen zu verzeichnen. Im Jahr 2018 waren die Mengen allerdings genauso hoch wie im Jahr 2020.
Bei der Einsammlung der Papier/Pappe/Kartonagen-„Fraktion“ ist trotz zahlreich getätigter Onlineeinkäufe sogar ein Rückgang der Mengen gegenüber 2019 um rund 10 Prozent im April und rund 20 Prozent im Mai zu verzeichnen. Über die drei Monate hinweg wurden rund 350 Tonnen weniger eingesammelt. Dass hier in der Summe weniger zusammenkam, ist laut Kreisverwaltung vermutlich auf geringere Papiermengen aus dem Gewerbebereich zurückzuführen.
Beim Grünschnitt blieben die Mengen über den Dreimonatszeitraum auf dem Niveau der Vorjahre. Allerdings könnte auch hier die Schließung der Wertstoffhöfe eine Rolle gespielt haben.
Bei einer Gesamtmenge von rund 20.000 Tonnen der betrachteten Abfallarten in diesem Zeitraum ist ein Rückgang der Mengen gegenüber den Vorjahren von rund 400 Tonnen (2019) beziehungsweise rund 700 Tonnen (2018) zu verzeichnen. cno