Im Neuwieder Zoo spürt man zukünftig den Meeresduft: Das Großprojekt Seehundeanlage ist mit dem Richtfest für das Holzhaus in dem Gehege einen bedeutenden Schritt weiter. In dem Gebäude soll die Technik für die Salzwasserbecken und ein Quarantäneraum für die Tiere untergebracht werden.
„Die Seehundeanlage ist ein deutliches Zeichen für die Zukunft unseres Zoos“, sagt Jan Einig, Neuwieder Oberbürgermeister und Vorsitzender des Zoo-Fördervereins. Im März vergangenen Jahres wurde die alte Anlage abgerissen. Das 30 Jahre alte Gehege entsprach nicht mehr dem heutigen Stand, und das Becken war undicht. Damit verbunden war auch „der emotionale Abschied von den Seehunden“, so Einig. Die Neuwieder Tiere leben seitdem im Wildlands Zoo im niederländischen Emmen.
„Es ist eine andere Sprache, als man sie vor 30 Jahren hatte.“
Peter Buchert
Das neue Gehege soll um etwa die Hälfte größer und wie eine Dünenlandschaft an der Nordsee gestaltet sein, der natürlichen Lebensort der Seehunde. Auch die Technikhäuser sollen später aussehen wie norddeutsche Fischerhütten. Die Becken sollen größer werden, natürlicher gestaltet sein und den Tieren Rückzugsorte geben. Statt 600.000 Liter Süßwasser sollen sie rund 800.000 Liter Salzwasser fassen mit einer Tiefe von 2,8 bis 4 Meter. Zusätzlich soll es ein Quarantänebecken mit weiteren 26.000 Litern Salzwasser geben. „Das ist gelebter Artenschutz“, so Einig.
„Es ist eine andere Sprache, als man sie vor 30 Jahren hatte“, sagt Peter Buchert, der Architekt des Projekts. Die Anlage soll möglichst naturnah sein. Zum einen für die Tiere, aber auch um den Besuchern das Habitat vorzustellen und Verständnis zu schaffen.

„Man muss in den Lebensraum reingucken können.“ Dafür bekommen die Becken große Sichtscheiben, die es den Besuchern erlauben, die Tiere beim Schwimmen im Wasser zu beobachten. So etwas sei selbst in freier Wildbahn nicht möglich. Auch von dem Ausstellungsraum, in dem Besucher mehr über die Seehunde erfahren können, wird man in das Becken schauen können. Bei den Fütterungen soll auf einer beschatteten und barrierefreien Tribüne Platz für bis zu 200 Zuschauer sein.
Noch ist die Küstenlandschaft aber eine Baustelle, es ist keine Technik verbaut, und die Becken sind bis auf eine Handbreit Regenwasser leer. „Die Bodenplatte ist schon mal dicht“, scherzt Zoodirektor Mirko Thiel. „Wir hoffen, dass es im Sommer fertig ist.“ Festlegen will er sich aber nicht. Es sei noch viel Arbeit nötig. Als Nächstes sollen die Sichtscheiben eingesetzt werden. Wenn alles dicht bleibt, kann der Erdboden um die Becken aufgefüllt werden.

Neue Heimat in den Niederlanden: Seehunde sind aus dem Zoo Neuwied ausgezogen
Weil die Seehundanlage im Neuwieder Zoo abgerissen und neu gebaut werden soll, brauchten ihre sechs Bewohner ein neues Zuhause. Das haben sie in den Niederlanden gefunden. Am Dienstag ging es auf die Reise.
Einfach werden die weiteren Arbeiten jedoch nicht. Vor allem das Salzwasser, das Stahl und sogar Zement angreift, sei eine technische Herausforderung, erklärt Architekt Buchert. Doch auch dafür habe man gute Lösungen gefunden.
Möglich ist das auch durch die Unterstützung der Else-Schütz-Stiftung aus Montabaur, die 90 Prozent der Projektkosten in mittlerer einstelliger Millionenhöhe trägt. Die restlichen 10 Prozent stemmen Zoo und Förderverein durch Spenden und Eigenmittel.