Seit rund 100 Tagen leitet Helmut Muthers als Stadtbürgermeister die Geschäfte von Linz. Ihm zur Seite stehen als Erste Beigeordnete Ruth Zimmermann (CDU) und Michael Schneider (FWG), die eigene Geschäftsbereiche haben. Zimmermann ist für den Bereich Bauhof, naturnahe Stadtentwicklung, Kunst und Kultur zuständig. Schneider bekleidet zum dritten Mal das Amt des Beigeordneten und ist weiter für den Bereich Jugendpflege, Brauchtum, Vereine und damit für das Schwimmbad oder die Sportstätten zuständig. Diesmal gibt es nur zwei Beigeordnete. „Leider hat sich sonst niemand gefunden, der dieses Amt übernehmen wollte“, bedauert Muthers im Gespräch mit unserer Zeitung.
(Stadt-)Chef von 85 Mitarbeitern
Deswegen gehört der arbeitsintensive Bereich Kitas mit seinen 35 Mitarbeitern jetzt zu Muthers Aufgabenbereich. Insgesamt ist er Chef von 85 Mitarbeitern. „Man leitet, wenn man so will, ein Unternehmen“, sagt der Betriebswirt und ehemalige Bankvorstand, der auch Personalverantwortlicher für 600 Mitarbeiter war. Außerdem war er unter seinem Vorgänger Hans Georg Faust Ester Beigeordneter. „Faust war für mich in diesem Bereich der perfekte Mentor. Ich bin froh über diese Einarbeitungszeit. Die Aufgaben des Stadtbürgermeisters, ebenso wie die meiner Beigeordneten sind vielfältig, arbeitsintensiv, und es kommt ständig Neues hinzu.“
Die Schattenseiten seines Amtes erlebte er zu Beginn seiner Amtszeit am 6. September, als bei der Eröffnung des Winzerfestes ein mit einer Machete bewaffneter Mann die Linzer Polizeiwache stürmte, Morddrohungen ausstieß und den Eingangsbereich mit großer Gewalt zerstörte. Der aus Albanien stammende Täter soll aus islamistischer Motivation heraus gehandelt haben. „Mich erreichte die Nachricht sehr früh am Morgen. Wir waren geschockt. Man fühlte sich ohnmächtig, dass der Terror jetzt Linz erreicht hat. Wir haben den Sicherheitsdienst sofort verdoppelt, die Polizei zeigte hohe Präsenz. Dieser Tag hat Spuren hinterlassen“, sagt Muthers, der wie seine Beigeordneten von Anfang an die Ärmel hochgekrempelt hat, um die Weichen in die Amtszeit zu stellen.
Dieser Tag hat Spuren hinterlassen.
Das sagt Muthers über den 6. September, als ein Mann mit einer Machete bewaffnet in die Linzer Polizeidienststelle kam.
„Ich habe Kontakt zu Kollegen, aber vor allem auch zu Firmen und Unternehmen gesucht und mich als Ansprechpartner vorgestellt. Jetzt geht es darum, angefangene Projekte fortzuführen, neue Pläne zu entwickeln und immer weiter zu entwickeln. Ganz oben auf der Agenda steht die Attraktivität der Innenstadt.“
Ziel: Attraktiver für Touristen werden
Der Tourismus sei die „Achillesferse“ von Linz. „Es fehlen Hotelbetten. Aber wir haben viele Ferienwohnungen. Und wir haben mit dem Schwimmbad einen Anziehungspunkt. Wir müssen weitere Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten, um die Attraktivität der Stadt für den Tourismus weiter steigern“, so Muthers, der in dem Kontext auch auf viele Veranstaltungen setzt, die Besuchermagnet sein sollen. „Wir hoffen auf Fördergelder aus dem Programm Impulse Innenstadt. Wir wollen neue Veranstaltungsformate auflegen und neue Feste entwickeln.“
Er verweist auf das erfolgreiche Projekt „Strünzer Strand“ auf dem Marktplatz, das 2025 fortgeführt werden soll. Eventuell könnte es durch eine Beachvolleyballanlage ergänzt werden. „Wir möchten an jedem Wochenende Livemusik in die Stadt holen.“ So sollen nach Möglichkeit alle Plätze – Buttermarkt, Marktplatz und Burgplatz – ins Veranstaltungskonzept eingebunden sein. „Das muss natürlich alles wachsen“, sagt er und kündigt für August ein Klassik-Rock-Festival auf dem Marktplatz an.
Angebote für Jugendliche als Investition in die Zukunft
Aufgewertet werden sollen auch die Linzer Rheinanlagen. „Es wäre schön, wenn es weitere Liegebänke gäbe. Der Pulverturm ist saniert, jetzt wollen wir das Umfeld angehen und Angebote für Jugendliche schaffen.“ Auf der Agenda steht auch die Fortführung des Smart-City-Projektes. Die neue App wird kommende Woche vorgestellt.
Positiv sei, dass der Bau der Rettungswache bevorstehe. „Im Moment finden Rodungen statt. 2025 soll es losgehen.“ Muthers verweist auch auf ein echtes Ärgernis: Die Fußgängerbrücke in Linzhausen muss abgerissen werden. Der Abriss kostet die Stadt etwa 750.000 Euro. „Das Geld hätten wir gerne für andere Dinge ausgegeben.“ Zum Beispiel für die Renaturierung des 3500 Quadratmeter großen Weinbergs auf dem Rheinhöller. Linz war einmal die größte Weinbaugemeinde am Mittelrhein. „Wir feiern immer noch unser Winzerfest – aber ohne Weinberg.“ Das soll sich baldmöglichst ändern. „Es gibt auch schon einen Winzer, der sich bereit erklärt hat, den Weinberg wieder zu bewirtschaften“, freut sich der Stadtchef. Im Übrigen gebe es erste Gespräche, das Winzerfest zu vergrößern und auf den Burg- und den Buttermarkt auszuweiten.