Engel-Gruppe übernimmt HAI - Gläubigerversammlung stimmt Verkauf zu - Arbeitsplätze bleiben fast alle erhalten
Lösung im Insolvenzverfahren: Engel-Gruppe übernimmt Kurtscheider Unternehmen
Anfang März musste die HAI Kurtscheid GmbH mit Sitz in Kurtscheid Insolvenz anmelden. Jetzt hat der Insolvenzverwalter eine Lösung für das Unternehmen präsentiert. Die sieht auch vor, dass fast alle Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Jörg Niebergall

Kurtscheid. Die HAI Kurtscheid GmbH mit Sitz in Kurtscheid ist gerettet. Nach intensiven und konstruktiven Verhandlungen gibt es für den Spezialisten von Aluminium-Oberflächenveredelung eine Fortführungslösung. Das geht aus einer Mitteilung der Insolvenzverwaltung hervor.

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Insolvenzverwalter Dr. Alexander Jüchser von Lieser Rechtsanwälte ist es kaum drei Monate nach Insolvenzantragstellung gelungen, das Unternehmen im Rahmen einer übertragenden Sanierung an die Engel-Gruppe mit Sitz in Pohlheim bei Gießen zu veräußern, heißt es weiter. Seit Jahrzehnten und in nunmehr dritter Generation biete die Käuferin, die Engel-Gruppe, ein großes Spektrum der Oberflächenbehandlungen und Beschichtungen von Metallteilen an, die in der Medizintechnik, dem Fahrzeugbau, im Fassaden- und Maschinenbau sowie in zahlreichen weiteren Bereichen Anwendung finde. Mit HAI Kurtscheid wird die Engel-Gruppe künftig mit acht Standorten in ganz Deutschland vertreten sein.

Am 7. Mai hat laut Mitteilung auch die Gläubigerversammlung der Fortführungslösung des Insolvenzverwalters Dr. Alexander Jüchser einstimmig zugestimmt. Damit ist für HAI Kurtscheid der Weg frei für einen Neuanfang. Über die finanziellen Details der Übernahme und den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Der Blick zurück: „Weggebrochene Aufträge in Folge der Corona-Krise und damit verbundene Umsatzrückgänge hatten HAI Kurtscheid in die Krise geführt – und die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Umso mehr freue ich mich, dass es uns angesichts der schwierigen Ausgangslage gelungen ist, HAI Kurtscheid an die branchenbekannte Engel-Gruppe zu verkaufen“, sagt Rechtsanwalt Jüchser. Damit bleiben etwa auch die Kernkompetenzen der Pulverbeschichtung und Eloxal im aluminiumverarbeitenden Fenster- und Fassadenbau erhalten.

Zudem konnte auch der Erhalt nahezu aller Arbeitsplätze gesichert werden, heißt es. Von den insgesamt ehemals 54 Arbeitsplätzen bleiben etwa 50 Arbeitsplätze bestehen. Die Engel-Gruppe als Investor sei eine hervorragende Zukunftslösung für HAI Kurtscheid. An der Seite eines starken und im Markt etablierten Gesellschafters sieht Insolvenzverwalter Jüchser für das Unternehmen und die Belegschaft eine zukunftssichere und nachhaltige Perspektive. „Ich danke allen Beteiligten, insbesondere der Belegschaft und natürlich auch dem Betriebsrat, der mit großem Engagement die Sanierungsmaßnahmen unterstützt und zu dem Erfolg maßgeblich beigetragen hat“, so Jüchser.

Thomas Engel, neben Thilo Engel und Stefan Engel einer der drei Geschäftsführer der Engel-Gruppe, erläutert dazu: „Kurtscheid, als ehemaliges Eloxalwerk Becker-Menzenbach, ist ein am Markt etablierter Spezialist für Oberflächenveredelung und verfügt über einen guten Namen, hervorragende Produkte, langjährige Kundenkontakte sowie über eine gute zentrale Lage. Das Unternehmen passt hervorragend zu uns und unserem Leistungsportfolio. Der Erwerb ergibt Sinn, und wir werden die sich daraus ergebenden Synergien für die strategische Weiterentwicklung unserer Gruppe nutzen.“

Zur Erinnerung: Obwohl das ursprünglich 1965 gegründete Unternehmen HAI Kurtscheid in der Corona-Krise Kurzarbeit beantragt hatte und diverse Sanierungsmöglichkeiten nutzte, konnte Anfang März 2021 der Insolvenzantrag letztlich nicht mehr verhindert werden. Insolvenzverwalter Dr. Alexander Jüchser habe das Unternehmen stabilisiert und fortgeführt. Zudem startete er zügig einen Investorenprozess und habe die mittelstandsorientierte Beratungsgesellschaft Concentro Management AG mit der Investorensuche beauftragt, heißt es abschließend.

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