Komponist und Poet aus Leutesdorf widmete seinem Lieblingsplatz einige Verszeilen
Lieblingsplatz des Komponisten und Poeten aus Leutesdorf: August Bungert zog es in den Rheingarten
Unter den schattigen Bäumen des Biergartens im Leyscher Hof lässt es sich aushalten. Schon der zu seiner Zeit angesehene Komponist August Bungert genoss hier die Aussicht auf den Rhein und die gegenüberliegenden malerischen Berghänge. Foto: Heinz-Werner Lamberz
Heinz Werner Lamberz

Leutesdorf. Der Hitze entfliehen und im Schatten der Bäume im Biergarten sitzen und ein kühles Getränk genießen – das ist bei den aktuellen Corona-Inzidenzen wieder möglich. Ein beliebter Biergarten am Rhein befindet sich in Leutesdorf. Der Rheingarten des Hotels Leyscher Hof hat eine lange Geschichte. Schon der Komponist und Poet August Bungert war dort regelmäßig Gast.

Von seinem Haus in Leutesdorf, das durch seinen neoklassizistischen Baustil in der nach Bungert benannten Platanenallee auffällt, hatte er nur wenige Schritte in den Rheingarten. Über seinen Lieblingsplatz dort geriet er in seiner Dichtung ins Schwärmen: „Am runden Tisch in Leutesdorf, am runden Tisch, im Garten am Rhein. Am alten Zolltorbogen, wo gäb es ein schöneres Stelldichein, bei Abenddämmern und Mondenschein. Mit dem Blick auf des Rheines Wogen! Wie ein Märchen grüßt am Bergeshang Alt-Andernach von drüben, und die Schiffe ziehn mit Musik und Gesang. Bei Tücherwinken und Becherklang. Hier möchte ich leben und lieben!“

Vorliebe zur griechischen Sagenwelt

August Bungert wurde 1845 in Mülheim an der Ruhr geboren und starb 1915 in Leutesdorf, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Obwohl während seiner Ausbildung am Konservatorium in Paris so bedeutende Musiker wie Auber, Berlioz und Gossini auf sein exzellentes Klavierspiel und seine musiktheoretische Begabung aufmerksam wurden, erfuhr er keineswegs die erwartete Förderung. Während eines Aufenthaltes in Pegli bei Genua lernte er Friedrich Nietzsche kennen, der Bungerts Talent in den höchsten Tönen lobte. Dort war es auch, wo er die Dichterin Carmen Sylva, Prinzessin Elisabeth aus dem Hause Wied und Königin von Rumänien, kennenlernte. Sie lieferte ihm eine Vielzahl von Gedichten, die Bungert vertonte. Um 1900 lag seine fruchtbarste und erfolgreichste Schaffensperiode. Bungerts Werk reicht über Oper und Oratorium zur Kammermusik und zum Lied. Während Richard Wagner deutsche Heldenmythen vertonte, wandte sich Bungert der griechischen Sagenwelt zu. Ähnlich wie Wagners Ring des Nibelungen umfasste Bungerts Odyssee vier Aufführungsabende.

Ein geplantes Festspielhaus für Bungerts Werke in Bad Godesberg realisierte sich nicht mehr. Die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift „Der Bund“ und der von Prof. Max Chop aus Berlin ins Leben gerufene Bungertbund erloschen nach Bungerts Tod. Die Zeitumstände – Erster Weltkrieg, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Nachkriegszeit – waren nicht günstig für Bungerts Werk, das heute – von gelegentlichen Aufführungen abgesehen – vergessen ist. Das nahe Bungerthaus befindet sich in Privatbesitz. August Bungerts Grabdenkmal steht auf dem Friedhof in Neuwied-Feldkirchen, wo der Komponist als evangelischer Christ seine letzte Ruhe fand.

Werner Schönhofen

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