Der vierte Wahlgang beim Konklave in der Sixtinischen Kapelle hat die Entscheidung gebracht: Weißer Rauch stieg für den frisch gewählten Papst Leo XIV. in den römischen Abendhimmel auf. Unsere Zeitung fragte daraufhin bei Vertretern der katholischen Kirche im Kreis Neuwied nach, wie sie mit dem neuen Pontifex leben können.
„Er scheint ein offener Mensch zu sein. Und ich glaube auch, dass er glaubwürdig ist.“
Pfarrer Christian Scheinost, Neuwied
Der Neuwieder Pfarrer Christian Scheinost verfolgte - wie so viele - den ersten Auftritt von Papst Leo live am TV-Gerät mit. Sein erster Eindruck vom neuen Pontifex: „Er scheint ein offener Mensch zu sein. Und ich glaube auch, dass er glaubwürdig ist.“ Aber Scheinost warte zunächst mal ab, bis sich Weiteres vom Wesen des Papstes offenbart.
Davon abgesehen sieht der Pfarrer beim Oberhaupt der katholischen Kirche durchaus auch die diplomatischen Fähigkeiten, die es brauche, um sich den Konflikten auf der Welt stellen zu können. Genau das war auch einer der Wünsche, die Pfarrer Scheinost vor der Papstwahl gegenüber unserer Zeitung äußerte. Und: „Mich hat sehr fasziniert, dass er es als eine wichtige Aufgabe ansieht, jeden Menschen bedingungslos zu lieben.“ Nicht minder beeindruckt zeigt er sich von Papst Leo, der den Frieden vorn anstellte.
„Ich hätte nicht vor Freitag damit gerechnet, habe auch die Meldung zunächst gar nicht mitbekommen.“
Pfarrer Marco Hartmann wurde vom Tempo der Kardinäle im Konklave überrascht.

Neuwieder Katholiken wünschen sich reformwilligen Papst
Wer wird das neue Oberhaupt der Katholischen Kirche? Wie sieht die Zukunft der Kirche aus? Vertreter der Katholischen Kirche im Kreis Neuwied haben da klare Erwartungen und Hoffnungen.
Aus Sicht von Peter Dörrenbächer, Dekan im Pastoralen Raum Neuwied, ist es zu früh, um etwas Stichhaltiges über den neuen Papst zu sagen. „Menschen, die ihn kennen, sagen, dass er nicht vorschnell Urteile fällt, sondern gut zuhört und ausgleichen wirkt“, so der Dekan, dem aufgefallen ist, dass die ersten Worte des Papstes dessen Wunsch nach Frieden für alle Menschen zum Ausdruck brachten.
„Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen bin ich sehr zufrieden mit der Wahl.“
Dekan Peter Dörrenbächer
Der letzte Papst mit Namen Leo war laut Dörrenbächer „ein wirklich politischer Papst, der in Zeiten der Industrialisierung auf die Würde des Menschen und die Würde der Arbeit hingewiesen hat“. Er war der Begründer der katholischen Soziallehre. „Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen bin ich sehr zufrieden mit der Wahl. Ich wünsche dem neuen Papst eine gute Hand und Gottes Segen.“
„Überrascht“ vom frühen Zeitpunkt der Wahl Leos zeigt sich Pfarrer Marco Hartmann, Pfarreiengemeinschaft Waldbreitbach-Kurtscheid: „Ich hätte nicht vor Freitag damit gerechnet, habe auch die Meldung zunächst gar nicht mitbekommen.“ Kardinal Robert Prevost war Hartmann vorher nicht bekannt: „Papst Leo XIV., ein Name, den ich mit einem starken Willen verbinde, ist noch recht jung, hat bereits unterschiedliche Aufgaben und Verantwortungen als Priester, Missionar, Generaloberer, Bischof und Kurienkardinal sammeln können und ist - ich hoffe es sehr - vielleicht wirklich ein Geschenk für die Kirche.“
„Ich hoffe, dass er gute Mitstreiter findet und die Kirche in eine gute Zukunft führt.“
Pfarrer Lothar Anhalt, Pfarreiengemeinschaft Linz
Hartmann ruft zum gemeinsamen Beten auf, „dass der Papst die erforderlichen Kräfte und die Weisheit für dieses Amt von Gott erhält“. Der Pfarrer erinnert zudem daran, dass der Namensvorgänger Leo XIII. der Papst war, der im Amt am ältesten wurde: 93 Jahre.
Pastor Lothar Anhalt, leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Linz ging es ebenso wie Hartmann: „Ich war überrascht, dass die Wahl so schnell erfolgte und erstaunt darüber, dass ein Amerikaner gewählt wurde. Er ist ein unbeschriebenes Blatt und wirkt auf mich sympathisch.“ Aber Anhalt möchte keine Stunde mit ihm tauschen. Leo habe eine große Bürde übernommen. Ein Amt, das große Herausforderungen mit sich bringe. „Ich hoffe, dass er gute Mitstreiter findet und die Kirche in eine gute Zukunft führt.“ Anhalt findet es bemerkenswert, dass der Papst seit Jahren eine eigene Facebook-Seite hat. „Er ist offensichtlich ein Papst, der in der modernen Welt angekommen ist und das Werk von Franziskus fortführen kann.“
„Wir haben noch vor Pfingsten ein Geschenk bekommen.“
Pfarrer Pater Magnus Ifedikwa von der Pfarreiengemeinschaft Bad Hönningen-Rheinbrohl
„Mit großer freude“ hat Pfarrer Pater Magnus Ifedikwa von der Pfarreiengemeinschaft Bad Hönningen-Rheinbrohl die Wahl aufgenommen. „Diese Papstwahl ist eine Überraschung und ein Geschenk. Er ist ein Mann aus dem Hintergrund, den man als Kandidat kaum wahrgenommen hatte“, sagt er. Für Ifedikwa ist die Wahl auch ein Zeichen, dass der Heilige Geist noch wirkt: „Er schaut, was die Kirche wirklich braucht. Diese Wahl war von oben gelenkt. Wir haben noch vor Pfingsten ein Geschenk bekommen.“