Sinkende Inzidenzwerte machen es möglich: Nach monatelanger Corona-Zwangspause sind Ausflüge mit dem Schiff wieder erlaubt. Dementsprechend haben die Personenschifffahrtsgesellschaften ihre Routen wieder aufgenommen. Drachenfels, Rolandsbogen, die mittelalterlichen Burgen und die Loreley lassen sich nun wieder von Ausflugsschiffen aus bewundern. Wie ist die Stimmung an Bord? Auf welche Einschränkungen müssen sich Passagiere einstellen? Wir haben mit den Gesellschaften über einen Saisonstart unter besonderen Vorzeichen gesprochen.
Seit Aufnahme ihrer Fahrpläne werden die Schifffahrgesellschaften mit wechselnden Corona-Vorschriften konfrontiert. Das ständige Nachjustieren ist eine große Herausforderung, da die Bestimmungen jedes Zielortes eingehalten werden müssen – und das oftmals über Landesgrenzen hinweg. „Trotz des Aufwands freuen wir uns sehr, dass wir wieder fahren dürfen. Auch die Fahrgäste sind glücklich, dass sie wieder etwas unternehmen können“, berichten die Schifffahrtsgesellschaften. Sie hoffen nun, dass die Inzidenzwerte nicht wieder steigen und sie den Gästen die Schönheiten am Rhein den ganzen Sommer über präsentieren können.
Bei der Personenschifffahrt Siebengebirge heißt es seit dem 3. Juni wieder „Leinen los“. Die Flotte besteht aus der „MS Godesia“ und der „MS Petersberg“, sie pendeln zwischen Bonn und Linz. „Im Sommer werden wir unser Angebot noch weiter ausbauen, wenn die Corona-Situation es erlaubt. Dann bieten wir wieder zusätzliche Ausflugsfahrten etwa nach Boppard, St. Goarshausen und Winningen mit Stopp in Koblenz an“, erklärt Vorstandsmitglied Petra Münz. An Bord müssen die sogenannten AHA- und je nach Inzidenz auch die GGG-Regeln („geimpft, getestet, genesen“) eingehalten werden. Die Innengastronomie war anfangs noch untersagt.
„Wir informieren uns täglich über Inzidenzwerte und Vorschriften der Städte und Gemeinden, die wir mit den Schiffen anfahren“, berichtet Münz. Zum Glück könne man sich hier eng mit der Partnerreederei, der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt (KD), austauschen. „Unterschiedliche Regeln haben unter den Fahrgästen zu Verwirrungen geführt“, nennt Münz ein aktuelles Beispiel: Gäste, die in Bonn mit Inzidenzstufe 2 (Inzidenzwert 50 bis 35,1) zusteigen, benötigen den GGG-Nachweis. „Steigen Bonner Einwohner bei der Rückfahrt beispielsweise in Linz oder Königswinter mit einem Inzidenzwert von 35 oder weniger wieder zu, brauchen sie den GGG-Nachweis nicht vorzulegen.“
Ab Mitte Juni seien die Bestimmungen vielerorts gelockert worden – überall dort, wo die Inzidenzwerte unter 35 sanken. Die Erleichterungen betreffen auch die Nutzung der Innenräume auf den Schiffen. „Man muss ständig am Ball bleiben. Die jetzigen Bestimmungen können sich auch wieder ändern“, meint Münz. Da das RKI am Sonntag für Bonn eine Sieben-Tage-Inzidenz von 15,2 bestätigt hat, werden die schärferen Regelungen für Bonn wohl auch fallen.
Nach der Winter- und Corona-(Zwangs)pause nahm die KD in Rheinland-Pfalz am 22. Mai die erste Schiffsfahrt auf. Ab 29. Mai trat der gesamte Fahrplan wieder in Kraft. „Sobald eine neue Corona-Verordnung erscheint, wird sie von dem zusammengestellten Team studiert und umgesetzt. Das Team steht unter anderem in Kontakt mit dem Bundesverband der Binnenschifffahrt und dem Dehoga“, berichtet Nicole Becker von der KD. Das Personal sei bezüglich der Umsetzung von Corona-Vorschriften bereits gut eingeübt.
Wie Münz berichtet auch Becker von den Reaktionen der Passagiere: „Die Leute freuen sich, an Bord zu sein und die vorbeiziehende Landschaft bei einem Gläschen Wein genießen zu können. Nach den monatelangen Einschränkungen ist es etwas Besonderes. Man sieht ihnen an, dass sie froh und glücklich sind.“ Aktuell seien es mehr Einzelreisende, Einheimische und deutsche Urlauber, die mit den Schiffen fahren. „Ich rechne nicht damit, dass dieses Jahr noch ausländische Reisegruppen aus Asien oder USA kommen, weil deren Reiseveranstalter langfristig planen oder sie noch nicht reisen dürfen. Das heißt, erst nächstes Jahr können wir mit größeren Gruppen aus dem Ausland rechnen“, meint Becker.
Seit Anfang Juni fährt die Flotte der Bonner Personenschifffahrt an den Wochenenden und seit Freitag wieder täglich zwischen Bonn, Königswinter und Linz. „Ab Juli werden wir auch Tagesfahrten nach Boppard und St. Goarshausen anbieten“, so Tanja Streller. Auch sie berichtet von der Resonanz der Fahrgäste: „Die Leute sind froh, wieder etwas unternehmen zu können, besonders die Stammgäste haben sich gefreut.“ Endlich kehrt wieder ein Stück Normalität zurück.
Von unserer Mitarbeiterin Simone Schwamborn