Rund drei Monate lang haben Martina und Robert Klein aus dem Asbacher Ortsteil Oberplag mit Unterstützung von Heinz Klein und anderen Anual-Mitgliedern an dem beeindruckenden multifunktionalen Quartier gearbeitet. „Wir haben so einen Turm mal im Fernsehen gesehen und konnten uns so ein Projekt gut am Blühstreifen neben dem Sportplatz vorstellen“, berichtet Martina Klein. Mit dieser Idee liefen die engagierten Naturschützer gleich offene Türen bei Asbachs Ortschef Franz-Peter Dahl und der Verbandsgemeinde ein. Nach aufwendiger Recherche mit Fachliteratur und Videos wagten die Kleins dann schließlich den Schritt in die Praxis und nutzen die heimische Terrasse und Garage, um den Prototypen zu bauen. „Mit Säge und Bohrer konnte ich zum Glück schon immer gut umgehen“, lacht Martina Klein. Auch wenn nicht alles direkt beim ersten Mal funktionierte, können die fleißigen Baumeister stolz sein auf ihr bemerkenswertes Erstlingswerk. „Das war mein Coronaprojekt“, schmunzelt Martina Klein. Dass sie gute Arbeit geleistet haben, beweisen nicht zuletzt die ersten Bewohner – Wildbienen –, die bereits bei den Bauarbeiten auf der Terrasse eingezogen sind. Beim rund einwöchigen Bau an Ort und Stelle am Blühstreifen checkten schon die nächsten tierischen Bewohner ein, mehr Bienen und Käfer. „Wenn man sieht, wie gut der Turm schon angenommen wird, dann macht das noch mehr Spaß“, freuen sich die Kleins und erklären, welches Element des Turms welches Tier beherbergen soll.
Und das sind nicht wenige. Wenn alles so klappt, wie es sich die Anual-Mitglieder vorstellen, sollen bald unter anderem Eidechsen, Käfer, Schmetterlinge, Marienkäfer, Sandbienen, Ohrwürmer, Florfliegen und Hummeln den schon eingezogenen Wildbienen Gesellschaft leisten. Und damit es den Hotelgästen an nichts mangelt, wird der Speiseplan der Bewohner bald mit einem Heckenstreifen mit Wildrosenarten, Felsenbirne, Stachelbeere, Faulbaum und wildem Schneeball erweitert. Außerdem soll das Dach des Lebensturms begrünt werden. Denn ohne einen reich gedeckten Tisch nützt das schönste Hotel nichts. Um auch die Bevölkerung für das Projekt zu sensibilisieren und vielleicht auch zur Nachahmung zu motivieren, werden Infotafeln am Lebensturm das Projekt ausführlich darstellen. Arno Jokisch, stellvertretender Büroleiter der Verbandsgemeinde (VG) Asbach, kann sich sogar eine kleine Infostraße vorstellen, mit der Spaziergängern oder Besuchern des Sportplatzes Naturschutz nahe gebracht wird.
Jokisch ist zuständig für das Projekt Naturstadt, für das die VG Fördergelder in Höhe von 25.000 Euro erhalten hat (wir berichteten), und das unter anderem die Aktion „Blühende Gärten“ involviert. Mit der Übernahme eines Großteils der Materialkosten des Turms (die Ortsgemeinde hat sich ebenfalls beteiligt und auch den Bauhof für Arbeiten zur Verfügung gestellt), ist dieser auch eine Teilmaßnahme des Projektes. Dieses soll „Stück für Stück“ ausgebaut werden.
Wie gut das bei den Bürgern ankommt, zeigen auch die Bestellungen von 500 Samentüten, die die VG Privatleuten, aber auch Firmen für blühende Gärten zur Verfügung gestellt und dafür tief in die Tasche gegriffen hat: 30.000 Euro ist es der Verwaltung wert, ihren Beitrag für mehr Artenvielfalt und eine intakte Umwelt zu leisten. Doch damit nicht genug. Das Insektenhotel deluxe soll nicht das einzige seiner Art in der VG bleiben.
VG-Bürgermeister Michael Christ kann sich beispielsweise vorstellen, nach der Erweiterung des Rathauses im Außenbereich einen weiteren Turm aufzustellen und gleichzeitig für Futterquellen zu sorgen. Auf die Homepage des Naturstadtprojektes soll außerdem eine Anleitung zum Nachbauen eingestellt werden, es wird Verlinkungen von Naturstadt zur Anual-Webseite geben, Kitas und Schulen sollen mit eingebunden werden, ebenso der Bienenzuchtverein, Mitglieder von Anual werden Interessenten den Lebensturm an Ort und Stelle erklären und Workshops soll es auch geben. Der erste ist auch schon gleich terminiert: Im Juni werden sich acht Personen im Freien Corona-konform in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Blühende Landschaften mit der Sense auseinandersetzen. Ziel ist es, Menschen zu vernetzen und sie zu animieren, sich selbst im Natur- und Artenschutz zu engagieren.
Umso mehr freut sich Jokisch über das große ehrenamtliche Engagement der Familie Klein, die immerhin mehr als 100 Stunden Arbeit in das Vorzeigehotel steckte. Ein voller Erfolg, wenn man nach der großen Resonanz bereits eingecheckter Gäste geht.
Von unserer Redakteurin Sandra Fischer