Schwimmen im Rhein
Lebensretter und Polizei weisen auf Gefahren hin
Selbst beim "betreuten Rheinschwimmen" sind die DLRG-Strömungsretter gefragt, wie hier beim Rheinschwimmen 2023, als ein erschöpfter Schwimmer auf halber Strecke ins Boot geholt werden musste.
Andreas Winkelmann

Die Veranstaltungen unter dem Motto „Rheinschwimmen“ sind das eine. Etwas anderes ist es jedoch, auf eigene Faust im Rhein zu schwimmen. DLRG und Wasserschutzpolizei wissen von einigen Gefahren zu berichten, die auf Badende und Schwimmende warten.

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Beim Rheinschwimmen am letzten Juni-Samstag war alles abgesichert: DLRG, Feuerwehr und THW begleiteten den Tross der Schwimmer. Die Wasserpolizei fuhr streckensichernd voran, und eine Handvoll Kanuten unterstützte auch, indem sie quasi die Schwimmrinne mit ihren Kanus für die Schwimmer anzeigten. Malteser hielten sich entlang der Strecke am Ufer bereit, falls Erste Hilfe nötig gewesen wäre. „Betreutes Schwimmen“ und deshalb sicher, könnte man sagen. Denn für alle, die auf eigene Faust im Rhein baden oder schwimmen, ist der Rhein laut Experten lebensgefährlich.

„Die Schiffe verursachen einen unwahrscheinlich starken Sog.“
Jannis Knaden von der DLRG Bad Honnef

Jannis Knaden von der DLRG Bad Honnef bringt es im Gespräch mit unserer Zeitung auf den Punkt: „Außerhalb dieses Events definitiv nicht im Rhein baden“, sagt er. Das sei, wie es ein DLRG-Sprecher mal ausdrückte, wie „Spielen oder Radfahren auf der Autobahn“. Die Strömung des Rheins sei unkontrollierbar und variiere auch nach Wasserstand, erklärt Knaden.

Auch wenn man am Rand zwischen den Buhnen, das sind die Steinreihen, die ins Wasser ragen, stehe, sei das gefährlich. „Die Schiffe verursachen einen unwahrscheinlich starken Sog, da sind ganz schnell fünf Meter Wasser weggesogen, die dann aber auch mit großer Kraft wieder zurückströmen“, so Knaden. Solchen Kräften hielten auch geübte Schwimmer nicht stand. Von Kindern und ungeübten Schwimmern ganz abgesehen.

Wenn die DLRG-Boote mit Strömungsrettern auf dem Rhein unterwegs sind, kann es sich um einen Rettungseinsatz handeln.
Andreas Winkelmann

Selbst die Strömungsretter der DLRG, die auch beim Rheinschwimmen im Einsatz waren und die eingesetzt werden, wenn es darum geht, Personen aus dem Rhein zu retten, kommen da nicht gegen an. „Aber die haben eine eigene Ausbildung und können das Wasser lesen und sich entsprechend verhalten“, weiß Knaden.

Kevin Wassong, Vorsitzender der DLRG-Ortsgruppe Remagen, vertritt dieselbe Meinung wie sein DLRG-Kollege von der anderen Rheinseite. „Neben Strömung, Strudeln und Ebbe-Flut-Sog durch vorbeifahrende Schiffe sind auch Bauwerke eine immense Gefahr“, sagt Wassong. Damit meint er Beton oder Stahlteile ebenso wie Ketten und Drahtseile der Bojen zur Fahrwasserabtrennung. „Wenn man da hineingerät, ist sowieso alles verloren.“

Zum Glück zuletzt keine Rettungseinsätze

Auch Wassong rät vom Baden und Schwimmen im Rhein ab. Für normale Badegäste kann der Rhein also schnell zum nassen Grab werden. Auch wenn es für Wassongs Ortsgruppe, ebenso wie bei der von Jannis Knaden von der DLRG Bad Honnef, jüngst keine Rettungseinsätze gab.

Kevin Wassong weist auch noch auf die Leichtsinnigkeit beim Feiern oder Grillen am Rheinufer hin. Bei Hitze und in der Kombination mit Alkohol neige man zur Fehleinschätzung, auch wenn es bei großer Hitze nur um eine kleine Abkühlung ginge.

Die DLRG sagt: Lieber ins Schwimmbad gehen und nicht in den Rhein. Auch die Strömungsretter erfrischten sich im Linzer Springbrunnen, bevor es zum Einsatz beim Rheinschwimmen 2023 ging.
Andreas Winkelmann

Der Hitze dieser Tage sehen die beider DLRGler daher auch nicht ganz so unbeschwert gegenüber. Wenn Badende entdeckt werden, werden diese angesprochen und gebeten, aus dem Wasser zu kommen, oder auf die Gefahren hingewiesen, wenn sich Leute am Ufer aufhalten. Denn im Rhein zu schwimmen und zu baden, ist zwar lebensgefährlich. „Aber verboten ist es eben nicht“, sagt Michael Schröder, Dienststellenleiter der Wasserpolizei Andernach.

Und in der Tat, die „Verordnung über das Baden in den Bundeswasserstraßen Rhein, Neckar, Main, Lahn, Mosel und Saar im Bereich der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Mainz vom 18. März 1970“ verbietet Baden im Rhein nur an bestimmten Stellen. „An Häfen, Bauwerken und anderen in der Verordnung benannten Stellen“, sagt Schröder. Und wo es nicht verboten ist, könne man es eben auch als Polizei nicht verbieten.

„Die Leute sind schon einsichtig, wenn sie angesprochen werden.“
Das sagt die Wasserschutzpolizei.

Auch die Wasserpolizei ist mit den 15 Kollegen der Dienststelle, davon elf im Außendienst, deshalb nur in Sachen Aufklärung unterwegs. Man verteile Flyer und erkläre die Gefahren. „Die Leute sind schon einsichtig, wenn sie angesprochen werden“, heißt es.

Warum es am Rhein so schön ist wie es in gleichnamigem Lied und Film heißt, ist für die meisten sicher eine eher rhetorische Frage. Warum es jedoch darin so gefährlich ist, muss dagegen immer wieder erklärt werden.

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