L 254 durch Notscheid bereitet Anwohnern Kopfzerbrechen - Bürgerinitiative soll gegründet werden - Ziel: eine Geschwindigkeitsbegrenzung
Lauter als an einer Bahnstrecke mit Güterverkehr: Anwohner in Notscheid von Schlaglochpiste genervt
Ruckelpiste L254 St. Katharinen
Die L 254 – auch Hochstraße genannt – ist eine Schlaglochpiste, durch die zahllose Autos und Lastwagen brettern. Die Schlaglöcher werden ständig geflickt, was die Situation laut Anwohnern aber nicht verbessert.
Sabine Nitsch

Der Lärm vor dem Haus von Sascha Lehmann in Notscheid ist ohrenbetäubend. Autos rasen über die L 254, die mitten durch den kleinen Ortsteil von St. Katharinen führt. Etliche Lastwagen donnern über die Hochstraße, wie die Landesstraße in Notscheid heißt. Das Problem ist nicht nur die viel zu hohe Geschwindigkeit, sondern auch der katastrophale Zustand der Straße. Schlagloch reiht sich an Schlagloch.

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„Die werden immer wieder durch Kaltasphalt notdürftig geflickt“, sagt Lehmann, der seit 25 Jahren an der Straße wohnt. „Das bringt kaum etwas. Es entstehen auch Hubbel. Außerdem ist die Straße dann voller Split.“ Mit dem Finger deutet er auf die Straße, auf der überall kleine Steinchen liegen. „Die werden durch die Autos hoch katapultiert und landen wie Geschosse in der Umgebung“, berichtet Anwohner Jean-Pierre Jonen. „Bei meiner Mutter haben sie die Fensterscheiben fast durchschlagen. Es sieht aus, als sei auf das Haus geschossen worden. Auch an der Fassade sind Schäden.“ Jonen zückt sein Handy. Er hat damit zur Dokumentation Fotos gemacht.

Lärmmessungen werden gewünscht

Zusammen mit Marc Schwarz sind er und Lehmann dabei, eine Bürgerinitiative zu gründen. Ihr Ziel: „Wir wollen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer die Stunde erreichen. Die Straße muss außerdem dringend saniert werden, und auch mindestens ein Fußgängerüberweg muss her. Wir wünschen uns auch Lärmmessungen“, sagt Marc Schwarz, der mit seiner Familie seit 2022 an der Hochstraße wohnt. Er und seine Frau haben zweijährige Zwillinge. „Sobald wir auf die Straße treten, besteht eigentlich Lebensgefahr“, sagt er.

Die L 254 ist eine der Hauptverbindungen von der Rheinschiene zu den Gemeinden auf der Höhe, aber auch von und zu der Autobahn 3 in Richtung St. Katharinen, Hausen und Waldbreitbach und Bad Hönningen oder Roßbach. Die Straße ist eine Buckelpiste. „Wenn die riesigen Lkw, vor allem wenn sie nicht beladen sind, hier durchdonnern, scheppert das so, dass man aus dem Bett fällt“, so Schwarz. Just in dem Moment rast ein 40-Tonner mit mindestens 70 Kilometern pro Stunde vorbei. „Die meisten, die hier durchfahren, sind zu schnell. Die Polizei hat vor sechs Wochen eine verdeckte Verkehrskontrolle durchgeführt. In nur einer Stunde wurden 27 Fahrer geblitzt“, berichtet Schwarz.

Wenn die riesigen Lkw, vor allem wenn sie nicht beladen sind, hier durchdonnern, scheppert das so, dass man aus dem Bett fällt.

Anwohner Marc Schwarz

Er und seine Frau wussten eigentlich, worauf sie sich einlassen, als sie an einer viel befahrenen Straße bauen ließen. „Meine Frau hat früher an einer Bahnstrecke gewohnt. Wir haben gedacht, das könnte nicht schlimmer sein“, sagt er. „Aber hier in Notscheid ist es erheblich schlimmer.“

L254 Lärm Bürgerinitiative St. Katharinen
Jean-Pierre Jonen (von links), Marc Schwarz und Sascha Lehmann wollen, dass die Hochsstraße saniert und die Geschwindigkeit begrenzt wird.
Sabine Nitsch

Das Problem sei nicht neu, es habe in den vergangenen Jahren aber eine Dimension angenommen, die das Maß des Erträglichen weit überschreitet, weiß das Trio zu berichten. „Meine Tante wurde schon vor 30 Jahren auf der Straße angefahren. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen, mittlerweile kommt man aber kaum noch über die Straße. Auch die Schulkinder nicht. Weil die Straße so gefährlich ist, fahren Fahrradfahrer auf dem Bürgersteig. Auch mit E-Bikes. Das ist zwar verständlich, geht aber überhaupt nicht“, so Lehmann.

Onlinepetition wird vorbereitet

„Vor ein paar Wochen wurde ein Straßenbaum umgenietet, obwohl er in einem stabilen Stahlkorb stand“, ergänzt Schwarz und Jonen schimpft: „Die Leute rasen zu den Hauptverkehrszeiten zwischen 6 Uhr und 9 Uhr hier durch. Vor allem, wenn um 22 Uhr Schichtwechsel bei Wirtgen ist, hat man das Gefühl direkt auf der Autobahn zu wohnen.“ Jonen, Lehmann und Schwarz wollen jetzt online eine Petition vorbereiten, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Das Problem ist auch in der Gemeindeleitung seit vielen Jahren Dauerthema. „Die Straße ist einem nicht akzeptablen Zustand. Wir, aber auch die Verbandsgemeindeverwaltung, fragen ständig bei den zuständigen Stellen nach, wann die Straße saniert wird“, sagt Ortsbürgermeister Willi Knopp. „Mehr, als das Thema ständig anzumahnen, können wir aber nicht tun.“

Auch L252 ist dringend sanierungsbedürftig

Die drei Gründer der Bürgerinitiative befürchten, dass die Straßen an der Landesgrenze nicht ganz oben auf der Prioritätenliste des Landesbetriebs Mobilität (LBM) steht, der für die Sanierung der Landesstraßen zuständig ist. Sie verweisen auch auf die Landstraße 252, die Hauptverbindung von der Rheinschiene über Bruchhausen auf die Höhe ist. Sie verbindet die Rheinschiene mit der Landstraße 254 und mit der Auffahrt auf die Autobahn 3.

2013 hatte der LBM die Landesstraße, die mit einer Breite von im Mittel fünf Metern für die vorhandene Verkehrsbelastung ohnehin zu schmal ist, in Teilen saniert. Jetzt sackt die Straße in langen Abschnitten talseitig komplett ab. Pendler, die die Hauptverbindung täglich nutzen, befürchten, dass der nächste Starkregen oder der kommende Winter die Strecke unpassierbar machen.

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