Der Abschied nach mehr als 24 Jahren an der Spitze der Kreisverwaltung erfolgte noch aus einem anderen Grund in einer der Form entsprechenden Kreistagssitzung: Denn auf Kaul wartete an diesem durchaus geschichtsträchtigen Abend noch ein letzter offizieller Akt. Als amtierender Landrat vereidigte und ernannte er Achim Hallerbach als neuen Landrat. Auch seinem Nachfolger wünschten die Redner alles Gute und eine glückliche Hand bei den ab dem 1. Januar 2018 anstehenden Aufgaben.
Gleichwohl war es unverkennbar der Abend des Rainer Kaul. Seine „Ära“ neigt sich dem Ende zu, zahlreiche Wegbegleiter und prominente Gäste wollten es sich deshalb nicht nehmen lassen, Kauls Leistung für den Kreis und seine Menschen zu würdigen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Kaul, dass vieles im Kreis seine Handschrift trägt: „Kein Politiker hat die Entwicklung des Kreises so geprägt wie er.“ Dreyer nannte Kaul einen „starken Charakter mit Haltung und der Fähigkeit, Probleme zu erkennen und Lösungen dafür zu finden“. Hartnäckigkeit und der Blick für das Machbare würden den ehrgeizigen, ehrlichen und vor allem engagierten Kaul zudem auszeichnen. Dreyer schätzte wie andere auch Kauls Pragmatismus, seine großes Herz und seine Verbindlichkeit. Die Bürger fühlten sich von ihm gut vertreten, dass habe sich bei zwei Urwahlen gezeigt. Freundschaftlich wandte sich die Landesmutter mit diesen Worten an den Landrat: „Du kannst auf ein Lebenswerk zurückschauen und zufrieden in Pension gehen.“
Bedauern über das Ausscheiden Kauls schwang bei Landrat Günther Schartz (Trier-Saarburg) mit, der als Vorsitzender des Landkreistages sprach. Der Christdemokrat nannte Kaul „eine Führungspersönlichkeit, die Neuwied nach vorne gebracht hat und die mit immensem Wissen und Erfahrung auch auf seine Landratskollegen zugegangen ist, der nie auf Parteigrenzen, sondern stets auf die Sache geschaut hat.“ Diese Erfahrungen würden viele Kollegen schon jetzt missen.
Auch die CDU-Landeschefin Julia Klöckner hob zu einem Loblied auf Kaul an: „Ihre Arbeit und Unabhängigkeit verdienen Respekt.“ Je näher sich Politik beim Bürger abspiele, umso mehr komme es auf den Umgang mit Menschen an. Und genau da liegen laut Klöckner Stärken von Landrat Kaul.
Die Bürgermeister im Kreis, vertreten vom Vorsitzenden der Kreisgruppe Michael Mahlert, schätzen Kaul als „praktischen und freundschaftlichen Ratgeber sowie als Kollegen“. Mahlert wörtlich: „Rainer, Du bist integer, fleißig und besitzt eine Haltung, die heute nicht mehr oft zu finden ist. Du bist für uns alle ein Vorbild.“
Wertschätzung und Anerkennung gab es auch von den Fraktionen im Kreistag. Während Petra Jonas (SPD) Kaul eine „gewisse Schlitzohrigkeit“ zugunsten der guten Sache attestierte und heraushob, dass der Landrat für die Entwicklung des Kreises „alle Register zog“, beschrieb Michael Christ (CDU) Kaul als einen sehr guten Strategen und anerkannten Fachmann: „Sie vereinen alle Eigenschaften, die ein guter Kommunalpolitiker braucht.“ Einer Herausforderung kommt hingegen das Geschenk der Genossen für Rainer Kaul gleich: Der scheidende Landrat übernimmt ab sofort die Patenschaft über den Gänsegeier im Neuwieder Zoo, der laut Petra Jonas mittlerweile auf den Namen „Rainer“ hört.
Birgit Eisenhuth vom Personalrat hielt fest, dass die 620 Mitarbeiter des Kreises mit einem weinenden Auge auf das Ausscheiden von Kaul blicken: „Danke für 24 gute Jahre, Ihr Vertrauen, die Förderung Ihrer Mitarbeiter und Ihre Verlässlichkeit.“
Achim Hallerbach zählte die Erfolge seines Vorgängers auf, lobte dessen politisches Gespür und lieferte persönliche Einblicke. Kaul habe sein Amt „gelebt“, ihm und dem Kreis sein Gesicht gegeben. Hallerbach: „Ich selbst habe viel von Ihnen lernen können – und ich bin Ihnen dafür auch persönlich dankbar.“ Kaul habe den Kreis in seiner ganz eigenen, souveränen Art, Dinge anzupacken, politisches Gewicht und Stimme gegeben und dafür gesorgt, dass Ideen, Konzepte und praxisnahe Lösungen auch in Mainz Gehör finden.
Landrat Kaul zeigte sich bewegt. Er habe es stets als besondere Ehre Auszeichnung empfunden, dass der Kreistag und die Bürger ihm dieses Amt so lange anvertraut haben. Er sagte: „Es bleiben schöne Erinnerungen, denn ich durfte in all den Jahren großartige Menschen kennenlernen.“ In bewegenden Worten dankte er allen, die ihm auf seinem Weg geholfen haben, allen voran seiner Familie, seiner Partnerin Sabine Busch und seiner schwer erkrankten Frau Ruth.
Mehr zur Ernennung von Landrat Hallerbach in der nächsten Ausgabe