An ihm arbeitet die in Neuwied lebende Künstlerin Violetta Richard zusammen mit einem begeisterungsfähigen Team, das sich auch durch Corona nicht abhalten lässt. „Natürlich können wir unter den gegenwärtigen Bedingungen keine Veranstaltung in allen Details planen“, meint Richard. Aber darum gehe es auch gar nicht, vielmehr darum, zu zeigen, dass selbst in diesen Zeiten Kunst möglich und vor allem auch nötig sei. „Der einzige Termin, der feststeht, ist ein digitaler, ein Chat über Zoom am 11. April mit dem ION-Team und der Künstlerin“, ergänzt Violetta Richard.
Inspiration für Gespräche bietet die Installation von Seibert-Raken genug. Es ist ein Gebilde im Raum, das selbst Raum und trotzdem in allen Dimensionen offen ist, ein Gestalt gewordener Gedanke, der zum Nachdenken, zum Interpretieren anregt. Auf die Idee dazu gekommen sei sie, erzählt Seibert-Raken, „beim Joggen, beim Anblick einer grünen Wiese mit vielen Kaninchenbauten“. Ihre pinkfarbenen Drahtwolken, die auch bei der 58. Biennale 2019 im Palazzo Mora in Venedig schwebten und auf die Klimaerwärmung aufmerksam machen sollten, fallen schon aufgrund ihrer Farbigkeit auf, drängen sich dem Raum, mag dies ein architektonischer, wie in der Matthiaskirche, oder ein natürlicher sein, aber nicht auf. Das Pink, meint sie, habe sie gewählt, weil es eine gleichermaßen natürliche und künstliche Farbe sei, eine, die alle Bereiche miteinander verbinde.
Die aufwendige Pulverbeschichtung des Hasendrahts – „Alles andere, mit Farbe ansprühen, hat nicht funktioniert!“ – sichert ihren so fragil anmutenden Gebilden zusätzliche Stabilität. Andererseits lässt es sie, je nach Lichtverhältnissen, wandelbar, gar vergänglich erscheinen. Genau darum geht es Martine Seibert-Raken schließlich auch. Das verrät schon das Motto, unter das sie ihre Arbeiten stellt, das aus Märchen vertraute „Es war einmal“. Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit begegnen sich in ihren Objekten, Zeitlosigkeit und das Vergehen von Zeit.
In den nächsten Tagen wird sich die Installation, ähnlich wie bei ihrem alten Haus in Unkel, der Löwenburg, das sie vor einigen Jahren kaufte, auch in den Außenraum hin ausdehnen. Die pinkfarbenen Wolken werden von der Kirche, von deren Fenstern aus in den öffentlichen Raum wuchern. Im Innenraum wird die Arbeit von Seibert-Raken in jedem Fall bis September zu sehen sein – und wer weiß, vielleicht sind bis dahin doch begleitende Veranstaltungen auch realiter möglich.
„Eigentlich sollte unser Projekt erst irgendwann im April starten, aber wir wollen mit dem früheren Termin uns auch von Dechant Thomas Darscheid, der ION wesentlich unterstützt hat, verabschieden“, sagt Violetta Richard. Ursprünglich sei als Überschrift über das Projekt „AbsolutION“ vorgesehen gewesen, „aber das erschien uns dann doch zu politisch“. Immerhin, meint sie, schwinge auch jetzt noch Politisches mit, „die Wolken von Martine Seibert-Raken stellen ja vielleicht die Verbindung zu Woelki her“. Die Verbindung zu dem Kardinal und Kölner Erzbischof, der in Sachen Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche genauso Kritik geerntet hat wie mit seinem Segnungsverbot für homosexuelle Paare.