Die Neugestaltung des Marktplatzes in Neuwied ist weitgehend abgeschlossen – und die Meinungen dazu gehen auseinander. Während manche den neuen Feierabendmarkt auf dem Platz genießen (in geraden Kalenderwochen mittwochs ab 15 Uhr) und Pläne für Veranstaltungen auf dem Platz machen, lehnen andere die Umgestaltung ab.
Viele Kritikpunkte sind zu hören: Die Parkplätze, die hier weggefallen sind, werden ebenso vermisst wie die Bäume, die gefällt wurden. Es fehlt an schattigen Sitzgelegenheiten, es gibt Stolperkanten, und bis die Toilettenanlage in Betrieb genommen wird, muss geklärt werden, wer für die Fehlplanung verantwortlich ist. Und das kann dauern.
So wurden Wünsche der Bürger gehört
Spricht man Vertreter der Stadtverwaltung auf die Kritikpunkte an, stößt man oft auf eine gewisse Ratlosigkeit: Der Neugestaltung ging eine intensive Bürgerbeteiligung voraus, bei der die Neuwieder Gelegenheit hatten, ihre Wünsche zu äußern. Die wurden laut Aussagen der Planer bei der Umsetzung auch weitgehend berücksichtigt.
118 Personen hatten im Juni 2017 an einer Onlinebefragung teilgenommen, in der ein Stimmungsbild erfasst wurde. Betrachtet man die Auswertung, wird schnell klar, dass die Meinungen schon damals auseinandergingen: Während viele sich eine parkähnliche Anlage wünschten, gab es auch viele Rückmeldungen, bei denen weiterhin die Nutzung als Parkplatz im Vordergrund stand. Tatsächlich überwog aber der Wunsch nach einer Belebung des Platzes, ein Wochenmarkt und andere Veranstaltungen tauchten auf der Wunschliste häufig auf.
17 Entwürfe von Architekten
Basierend auf den Resultaten fand im Juli 2017 eine Bürgerwerkstatt statt, an der auch einige Mitglieder des Stadtrats teilnahmen. In Gruppenarbeit wurden basierend auf den bekannten Bürgerwünschen verschiedene konkrete Gestaltungsvorschläge erarbeitet, die dann in einer zweiten Phase mit neuer Gruppenzusammenstellung verfeinert wurden. Natürlich ist es schwierig, bei weit auseinanderliegenden Meinungen einen gangbaren Kompromiss zu finden – mangelndes Engagement bei dem Versuch, die Stimme der Bürger zu hören, kann man der Stadt in diesem Fall aber kaum vorwerfen.
Basierend auf den Resultaten, wurden in einem Planungswettbewerb insgesamt 17 Architektur-Entwürfe eingereicht. Der Landschaftsarchitekt Stephan Lenzen aus Bonn – in der Region durch die Gestaltung des Buga-Geländes in Koblenz bekannt – gewann mit seinem Entwurf den Wettbewerb.
Die Stadt und ein an der Planung beteiligter Experte äußern sich zur Kritik am neuen Marktplatz, er sei zu stark versiegelt. Allerdings erfüllt er die Wünsche der Bürger, die an der Planung beteiligt waren, und ökologische Ansprüche.Marktplatz in Neuwied ökologisch aufgewertet
Also alles in bester Ordnung? Jutta Etscheidt, damals als Vertreterin der kleinen Oppositionsparteien im Stadtrat (Grüne, Linke, FWG und FDP) beteiligt, sieht das anders: „Im Prozess wurden geschickt wesentliche Forderungen der Bürger ausgeblendet. Es war von einer kleinen Veranstaltungsfläche die Rede, und der Wunsch, die Bäume zu erhalten, hatte eine klare Mehrheit. Die nun gewählte Gestaltung bildet das nicht ab“, erklärt sie.
Immerhin: Manche Kritiker haben ihre Skepsis beim Besuch des Feierabendmarktes schon abgelegt – und geben dem neu gestalteten Platz erst einmal eine Chance, seine Möglichkeiten zu demonstrieren.
Seit der Umgestaltung des Marktplatzes in Neuwied können hier auch Großveranstaltungen stattfinden - dafür sind aber Dutzende Parkplätze weggefallen. Für viele Neuwieder, die ihr Auto hier bislang problemlos abstellen konnten, ist das ein Problem.Hat Marktplatz zu viele Parkplätze „vernichtet“?