Nach den Berichten zur abgelehnten Katzenschutzverordnung in der Verbandsgemeinde (VG) Asbach haben sich viele Bürger bei der RZ gemeldet, die von verwilderten Streunerkatzen berichten. Einer von diesen Menschen ist Nathalie Lütz aus dem Asbacher Ortsteil Sessenhausen. Sie berichtet der RZ exemplarisch von der Problematik.
Seit dreieinhalb Jahren lebt Lütz in Sessenhausen. Bereits damals sei ihr abends auf dem Rückweg von der Arbeit aufgefallen, wie viele Katzen in den Ortschaften umherstreifen – vor allem in Krumbach. „Die sind mir regelrecht vor das Auto gelaufen“, erinnert sich Lütz an Tiere, die verletzt, ungesund oder verwildert aussahen. Die studierte Gesundheitsmanagerin, die einen Betreuungsdienst für Senioren und Menschen mit Behinderung führt, fragte sich: „Wer kümmert sich um die Tiere?“ Sie hörte sich im Ort um und fand heraus, dass in der Tat viele herrenlose Katzen auf der Straße lebten und abends sowie in der Nacht aggressive Revierkämpfe austrugen.
Die Sache selbst in die Hand genommen
Diese Situation, dachte sich Lütz, könne so nicht bleiben. Sie habe die Problematik der vielen streunenden Katzen dem Kreisveterinäramt damals gemeldet, jedoch nie eine Rückmeldung erhalten. Daher nahm sie die Sache in die eigene Hand: Seitdem steht Nathalie Lütz regelmäßig mit dem Tierschutzverein Siebengebirge in Kontakt und setzt sich zusammen mit anderen Anwohnern im Dorf in den Ortschaften Sessenhausen, Krumbach und Wester dafür ein, „dass wir das Problem in den Griff bekommen. Hier oben in Sessenhausen ist es mittlerweile echt im Griff. Die Katzenhalter sind sehr einsichtig“. Jedoch berichtet Lütz, selbst Katzenhalterin, dass es im Tal in Krumbach nach wie vor viele herumstreunende Katzen gebe, die offenkundig zu niemandem gehören.
Zwischen 2021 und 2023 habe sie mit engagierten Nachbarn bereits 45 Katzen eingefangen und dem Tierschutz Siebengebirge übergeben, damit sie kastriert, gekennzeichnet und entweder weitervermittelt oder wieder ausgesetzt werden. In diesem Jahr seien es bereits knapp ein Dutzend – und die sind „immer wieder in einem miserablen Zustand“. Lütz spricht von vereiterten Augen, verklebtem Fell, Katzenschnupfen, Durchfallerkrankungen – all das habe sie in den vergangenen Jahren gesehen und es habe ihr in der Seele wehgetan. „Selbst jemand, der keine Ahnung von Katzen hat, hätte gesehen, dass sie krank sind“, sagt sie zur harten Realität auf der Straße.
Eine Verordnung würde helfen
Ihr Ziel ist es, dem Leid der Tiere ein Ende zu setzen, indem man die unkontrollierte Vermehrung der Katzen stoppt – etwa durch flächendeckende Kastration, was auch die aggressiven Revierkämpfe beenden würde. Die Tierschutzvereine sieht sie dabei allein auf weiter Flur. Eine Katzenschutzverordnung der Verbandsgemeinde, meint Lütz, würde dahin gehend helfen. Viele Katzenhalter in den Asbacher Ortschaften seien dahin gehend einsichtig und hilfsbereit und ließen mit sich reden, viele könnten die Haltung der VG-Verwaltung nicht verstehen, die die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sieht.
Auch die Asbacher Grünen hatten in der Vergangenheit mitgeteilt, sich des Themas auch im VG-Rat erneut annehmen zu wollen. Doch da die Katzenschutzverordnung im Mai bereits abgelehnt wurde, herrscht nun laut Gemeindeordnung eine mehrmonatige Sperre, das Thema kann noch nicht erneut in den Rat gebracht werden. Zumindest per Antrag einer Fraktion – Bürgermeister Michael Christ könnte eine erneute Beratung jederzeit auf die Tagesordnung setzen. Bis dahin engagieren sich Nathalie Lütz und viele andere weiter, damit die Katzenpopulation nicht vollends aus dem Ruder läuft und ansteckende Krankheiten eingedämmt werden, bevor sie auf Freigängerhauskatzen übertragen werden – dann betrifft die Problematik auch ganz akut die Tierhalter. Warum Lütz sich engagiert? „Mir wurde die Empathie für Mensch und Tier in die Wiege gelegt“, erklärt die Sessenhausenerin.
Das sagt die VG-Verwaltung dazu
Im Gespräch mit der RZ betont der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Asbach, Michael Christ, dass der Verwaltung Leid und Schmerz bei Katzen keinesfalls egal seien und man das Tun der Tierschutzvereine lobe und unterstütze. Jedoch sei es auch das Ziel der Verwaltung, die vielen Hauskatzenbesitzer in der VG Asbach vor nicht gerechtfertigten Maßnahmen wie Ausgangsverbot, Registrierung oder sogar Kastration ihrer Tiere zu schützen. Dies würde einen erheblichen Eingriff ins Eigentum bedeuten, so Christ.
Erst wenn die erforderlichen Tatbestandsvoraussetzungen des Paragrafen 13b Tierschutzgesetz („Katzenschutzverordnung“) zweifelsfrei vorliegen, könne man über die Verabschiedung einer entsprechenden Satzung im VG-Rat nachdenken. Zu diesen Voraussetzungen zählt etwa, dass festgestellt werden muss, dass in konkreten Gebieten einer VG frei lebende Katzen erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden haben, die auf eine zu hohe Zahl an Katzen in diesem Gebiet zurückzuführen sind.
Zudem muss die Gewissheit herrschen, dass eine Verringerung dieser Schmerzen, Leiden oder Schäden durch eine Verminderung der Anzahl an Katzen in diesem Gebiet bewirkt werden kann. Dies sei jedoch seitens der Verwaltung objektiv nach den vorliegenden überprüfbaren Zahlen des Vertragspartners, welcher das Tierheim Neuwied ist, nicht feststellbar. drü