Verliert Pino Italia Rückhalt?
Kosten für Sanierung des Heimathauses werden ermittelt
Der klassizistische Teil des Heimathauses findet in der Machbarkeitsstudie der Stadt keinen Niederschlag.
Rainer Claaßen

Während sich eine mögliche Perspektive für die Stadthalle im Heimathaus in Neuwied abzeichnet, wird das Ehepaar Leonardi mit dem Restaurant „Pino Italia“ im historischen Teil weiterhin vertröstet. Dazu scheint der Rückhalt in der Stadt abzunehmen.

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Seit Monaten wird Giuseppe Leonardi vertröstet, wenn er nach der Zukunft des Heimathauses in Neuwied fragt. Im historischen Teil in der Schlossstraße führt der Sizilianer mit seiner Frau Ulrike seit zehn Jahren das gut gehende italienische Restaurant „Pino Italia“. Zuletzt war bei einem Gespräch mit der Stadt auf das Erscheinen einer Machbarkeitsstudie zum Heimathaus hingewiesen worden.

An den historischen Teil des Heimathauses, dessen Grundstein im April 1825 gelegt wurde, war 1988 eine Stadthalle angebaut worden. Mangelnder Brandschutz des Gebäudekomplexes hatte dazu geführt, dass am 1. Januar 2026 der Betrieb stillgelegt werden muss. Eine Machbarkeitsstudie wurde in Auftrag gegeben, die die Situation für die Stadt beleuchten sollte: Sanierung oder Neubau?

Ulrike und Pino Leonardi vor dem Restaurant, dessen Zukunft noch immer ungewiss ist.
Jörg Niebergall

Diese Studie, die schon für Ende 2024 angekündigt worden war, kam im April und hat bereits ihren Weg durch die Ausschüsse gefunden. Vor dem Stadtrat präsentiert wird sie am Donnerstag, 15. Mai. Darin wird der Neubau einer multifunktionalen Stadthalle vorgeschlagen, da die bestehende Immobilie baulich und funktional veraltet ist. Dazu wird ein Hotel empfohlen. So sollen Kultur- und Tagungstourismus in Neuwied gefördert werden. Der klassizistische Teil des Ensembles wird nicht erwähnt. Das war im Vorfeld angekündigt: Es sollte nur um den Bedarf der Stadt gehen.

Das historische Gebäude könnte von dem modernen Bau abgekoppelt werden; das zeigt nicht zuletzt ein Brandschutzgutachten zum Heimathaus. Eine Brandmauer und weitere notwendige Maßnahmen im Inneren könnten dafür sorgen, dass das Restaurant bleiben kann. Daneben müsste das Gebäude energetisch saniert werden. Dass sie für die Arbeiten eine Weile schließen müssten, sei ihnen bewusst, hatten die Gastronomen erklärt. Sie möchten gern im Heimathaus bleiben.

„Mein Wille ist es, dass es an der Stelle mit dem Pächter weitergeht.“
Martin Hahn, CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat

Ende April seien Architekten und Vertreter der Fachabteilungen der Stadt und des Kreises zwei Stunden durchs ganze Haus gegangen, berichtet Ulrike Leonardi. Anfang Mai habe sich die Stadt noch einmal melden wollen. Bisher sei das noch nicht geschehen, antwortet sie auf unsere Nachfrage. Auch die Stadt vermeldet, es gebe nichts Neues.

Die Kosten würden derzeit im Auftrag der Verwaltung von einem Architekten konkret ermittelt, erklärt Martin Hahn. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat hatte sich stets für den Erhalt des Restaurants ausgesprochen. „Mein Wille ist es, dass es an der Stelle mit dem Pächter weitergeht“, sagt Hahn auf Nachfrage. Er sei der festen Überzeugung, dass diese Lösung die beste sei. Wenn es machbar, leistbar, händelbar sei, schränkt der Kommunalpolitiker ein. Das sehen auch die Leonardis so.

Die Einschränkung, es müsse finanzierbar sein, ist nach viel Zuspruch für Pino in der Vergangenheit nun immer häufiger zu hören. Dabei hatte die Stadt bereits 2015 mehr als eine halbe Million Euro in den Brandschutz des klassizistischen Gebäudes gesteckt. Damals hatten die Leonardis das Restaurant übernommen, das zehn Jahre leer gestanden hatte. Dass der Italiener heute bei den Neuwiedern beliebt ist, zeigt nicht zuletzt eine Petition von 2023. Diese unterzeichneten mehr als 8000 Menschen und setzten sich so dafür ein, dass Pino bleibt.

Doch es gibt auch kritische Stimmen in der Stadt, die sich derzeit anscheinend mehren. Dazu gibt es eine Vorgeschichte: Über den Pachtvertrag war es mit der Verwaltung zu einem Streit gekommen, der vor Gericht gelandet war. Diese Gerichtsverfahren, die er gewonnen hat, könnten Leonardi nun auf die Füße fallen. In der Verwaltung, etwa beim verantwortlichen Beamten, soll er keinen großen Rückhalt haben, heißt es aus dem politischen Umfeld. Unsicher ist auch die Unterstützung im Stadtrat, der zustimmen müsste.

„Es geht eigentlich um die Erhaltung des Gebäudes“, weist Ulrike Leonardi auf den Kernpunkt hin. Das müsse erhalten, geheizt und gelüftet werden – auch ohne Restaurant, das der Stadt als Eigentümerin derzeit regelmäßige Einnahmen bringt.

Der Stadtrat Neuwied tagt öffentlich am Donnerstag, 15. Mai, um 17.30 Uhr im Heimathaus.

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