Beim Durchsuchen älterer Unterlagen ist Museumsleiterin Jennifer Stein vor einiger Zeit die Bewerbung eines Künstlers in die Hände gefallen: Schon 2019 hatte Stefan Hausmann nach einer Ausstellungsmöglichkeit für seine Werke im Roentgen-Museum nachgefragt. Die beigefügten Bilder faszinierten Stein sofort. Und nachdem sie sich auf der Webseite des Künstlers noch weiter mit ihnen beschäftigt hatte, war klar: Diese Ausstellung sollte stattfinden.
Faszinierende Farbspiele
Unter dem Titel „Hinter den Zeiten“ gab es jetzt die Vernissage – viele Besucher und Besucherinnen waren dazu am Sonntag in den großen Saal des Museums gekommen. Musikalisch sorgten Almut Mayer und Wolfgang Lessing an zwei Violoncelli mit Stücken von David Popper und Isaac Albéniz für einen passenden Rahmen. Neben der Museumsdirektorin führte der Künstler Erwin Wortelkamp in die Arbeit Hausmanns ein – obwohl es nicht ganz einfach war, seinen Gedankengängen zu folgen, boten sie einige Ansätze zur Auseinandersetzung mit den präsentierten Werken.
Diese lassen sich in vier Bereiche gliedern, und sind entsprechend in der Ausstellung sortiert: Für die „Farbwerke“ bringt Hausmann Acrylfarben in mehreren Ebenen mit kleinen Holzleisten auf die Leinwand auf. Sorgfältig in vertikalen Reihen angeordnet, bieten sie faszinierende Farbspiele. Hier ist deutlich zu spüren, dass der Mann auch Musiker ist. Er selbst schildert die Wirkung dieser Werke so: Wie bei einem Orchester kann man alles gleichzeitig wahrnehmen, sich aber ebenso auf Details fokussieren. Die sorgfältig komponierten Muster ergeben faszinierende Gesamtbilder.

Etwas gegenständlicher sind die „Figurationen": Hier finden sich Elemente von Pflanzen- und Tiergestalten. So reflektiert der Künstler seine Gedanken zum Wesen der Natur. In der Reihe „Gezeiten" finden sich erneut Linien, diesmal allerdings verspielter und horizontal angeordnet.
Die „Sichtungen" lassen am deutlichsten erkennen, dass Hausmann seine Werke in verschiedenen Ebenen entstehen lässt. In Ergänzung sind noch einige Zeichnungen ausgestellt – insgesamt sind über 90 Werke ausgestellt. Kunstinteressierte sollten sich für den Besuch etwas Zeit lassen – die gekonnte Präsentation und die Faszination der Bilder laden zum langen Hinschauen ein.
„Es ist ja gerade, als ob man dabei in den Menschen hineinsähe, wie es da aussieht ...“
Ralf Müller-Schmid
Ralf Müller-Schmid, Programmchef beim Deutschlandfunk Kultur, bringt es in seinem Beitrag zum Katalog auf den Punkt: „Es ist ja gerade, als ob man dabei in den Menschen hineinsähe, wie es da aussieht ...“ Der Katalog wurde mit Unterstützung der Sparkasse Neuwied und der Bürkle-Stiftung von Manfred Bogner und Sandra Meifarth gestaltet und beinhaltet Abbildungen aller ausgestellter Werke. Er ist für 16,50 Euro im Museum erhältlich.
Führungen und ein Konzert
Die Ausstellung ist noch bis zum 20. April zu sehen. Dialogführungen mit Jennifer Stein gibt es am Sonntag, 23. März und 6. April jeweils um 14.30 Uhr. Am 5. April kann man Hausmann zudem als Musiker erleben: Um 18 Uhr gibt es an dem Tag Chansons der 1920er-Jahre mit dem Quartett „Federboa & Zylinder“, in dem er Tuba und Flügelhorn spielt.