Neuwied
Kitas: Noch droht kein unbefristeter Streik
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Neuwied. Nach vielen Kita-Streiktagen hatten sich Kommunale Arbeitgeber und Gewerkschaften im Juni auf einen Schlichterspruch geeinigt - doch dieser Kompromiss fiel anschließend bei der Abstimmung der Erzieherinnen krachend durch. "Nicht genug", meinten rund zwei Drittel der befragten Mitglieder von GEW, Verdi und deutschem Beamtenbund.

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Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

In den Ferien werde trotzdem nicht gestreikt, kündigten die Arbeitnehmervertreter daraufhin an – jedoch so, dass sich ein unausgesprochenes „Danach aber geht's los“ im Nachsatz aufdrängte. Nächste Woche nun fängt die Schule wieder an, und die Kindergärten im Kreis Neuwied werden wohl trotzdem geöffnet sein. Das hat jedenfalls Bernd Huster auf RZ-Nachfrage mitgeteilt. Er ist Generalsekretär der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im nördlichen Rheinland-Pfalz. Und in unserem Kreis ist die GEW federführend. Ihr gehört zumindest die Mehrheit der Erzieherinnen in den acht kommunalen Kindertagesstätten in Neuwied, den drei in Dierdorf sowie der Dattenberger Einrichtung an.

„Für Ende September ist ein neuer Verhandlungstermin abgestimmt worden, den wir abwarten werden“, kündigte Huster an und schob nach: „Die Wiederaufnahme von unbefristeten Streiks dürfte erst dann eine Rolle spielen, wenn es dabei kein Ergebnis gibt.“

Denn für ihn ist ganz klar, dass die drei beteiligten Gewerkschaften von den Mitgliedern einen „eindeutigen Handlungsauftrag“ bekommen haben. „Sie haben uns klar zu verstehen gegeben, dass der Kompromiss viel zu schlecht ist“, sagte er und nannte vor allem drei Punkte:

  • Die vorgeschlagenen Gehaltserhöhungen für junge Erzieherinnen fallen mit 30 Euro brutto im Monat viel zu gering aus.
  • Die Erzieherinnen verlieren bei einem Arbeitgeberwechsel zu viel, weil die sie im schlimmsten Fall von Stufe 6 (nach 17 Jahren Berufserfahrung) zurück in Stufe 3 (nach vier Jahren) klassifizieren können, was einen Unterschied von 600 Euro im Monat ausmachen kann.
  • Die hohe Laufzeit von fünf Jahren stört. „Sonst hätten wir den Kompromiss vielleicht als ersten Schritt sehen können“, meint Huster.

Kurzum: Die Erzieherinnen sind aus seiner Beobachtung heraus „richtig sauer über ein mickriges Ergebnis“ und „kampfbereit, auch wenn es unangenehm ist“. Nachdem die Arbeitgeber in einer ersten Gesprächsrunde erklärt haben, zu Verbesserungen nicht bereit zu sein, sind erneute Streiks also durchaus wahrscheinlich. Dass die zweite Gesprächsrunde mit Aktivitäten wie Demonstrationen oder Warnstreiks begleitet wird, nannte Huster „denkbar“. Darüber müsse aber noch beraten werden.

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