Während an der Kirchturmspitze mithilfe eines speziellen Krans die beschädigten Ziegel inzwischen ausgetauscht werden konnten, ist die Wiederherstellung des restlichen Daches deutlich aufwendiger. Schon im Oktober wurde das Gebäude mit einer Drohne präzise vermessen. Danach hat ein Unternehmen aus Ransbach-Baumbach den Großteil der Kirchen-Außenwände mit einem Gerüst versehen. Nur der Chorbereich hinter dem Altar wurde dabei bisher ausgespart, da noch einige Zeit vergehen wird, bis die Arbeiten am Dach auch dort beginnen können.
Koordiniert werden die Sanierungen vom Architekturbüro Stenzel in Neuwied. Alexander Stenzel führt sehr unterschiedliche Arbeiten im Bereich Hochbau durch, hat aber durchaus auch einige Expertise mit Kirchen. Im Gespräch mit der Rhein-Zeitung erklärt er: „Die Anforderungen sind bei einem solchen Gebäude ganz anders als bei kleineren oder moderneren Immobilien. Deshalb werden die Arbeiten viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit dem neuen Eindecken kann günstigstenfalls im kommenden Frühjahr begonnen werden.“
Gearbeitet wird im Uhrzeigersinn
Schon der Gerüstbauer musste sehr präzise planen – die Seitenwände sind recht hoch, und der Untergrund ist teilweise nicht befestigt. Auch die Anordnung der Arbeitsebenen spielt eine Rolle: Am oberen Ende der Mauern sind umfangreiche Arbeiten nötig. Damit die möglichst reibungslos durchgeführt werden können, ist es wichtig, dass dieser Bereich von der oberen Ebene des Gerüsts aus gut erreichbar ist.
Im ersten Schritt werden jetzt die Ziegel abgetragen. Das geschieht im Uhrzeigersinn, beginnend an der vom Kircheneingang aus betrachtet rechten hinteren Wand. Die Kirche wurde um das Jahr 1900 erbaut. Die Schalung – eine Holzschicht unter den Ziegeln – ist dementsprechend gealtert und bietet für die neue Eindeckung nicht mehr genügend Stabilität. Deshalb bringt der Dachdeckerbetrieb Göbel aus Vallendar darauf zunächst eine zweite Schalung an.
Bislang kommen die Arbeiten zügig voran
Damit kein weiteres Wasser durchdringt, kommt darauf direkt eine Notabdichtung – das ist eine speziell aufgebaute, mehrschichtige Folie, die der Witterung zumindest über den kommenden Winter hinweg standhält. Damit sie nicht weggeweht werden kann, wird sie zusätzlich mit Latten befestigt. Dieser Vorgang wird jeweils in mehrere Meter breiten Bahnen wiederholt, bis das gesamte Dach provisorisch abgedichtet ist. Wie lange das konkret dauert, ist auch von den Wetterbedingungen abhängig. Bisher gehen die Arbeiten recht zügig voran.
Auch Glasschäden werden repariert
Im Inneren der Matthiaskirche steht ebenfalls ein Gerüst. Während das Dach zunächst provisorisch abgedichtet wird, werden die Schäden an den Glasfenstern in einem Gang beseitigt. Dafür wird ein fahrbares Hochgerüst von Fenster zu Fenster verschoben. Diese Gelegenheit wird genutzt, um die Fenster auch von dem Ruß zu befreien, der sich daran im Lauf der Jahrzehnte festgesetzt hat. rcl
Bis zum kommenden Frühjahr muss seitens der Auftraggeberin – also der Kirchengemeinde – geklärt werden, welche Art von Ziegeln zum Einsatz kommen soll. Dass das Erscheinungsbild erhalten bleiben soll, ist schon aus Gründen des Denkmalschutzes vorgegeben. Dennoch gibt es unterschiedliche Lösungsansätze – günstigere Materialien aus industrieller Fertigung müssen in der Regel schneller ersetzt werden. Aber auch bei Schiefer gibt es Qualitätsunterschiede. Auf jeden Fall steht eine erhebliche Investition an: Die Versicherung kommt nur für einen Teil der anfallenden Kosten auf. Und die liegen deutlich im siebenstelligen Bereich.
Im Zusammenhang mit der Eindeckung stehen weitere Wartungsarbeiten an. Insbesondere an den Übergängen vom Gemäuer zum Dach muss mit viel Umsicht und Sorgfalt vorgegangen werden, damit auch diese besonders empfindlichen Stellen viele weitere Jahre halten. Dort kommen Techniken zum Einsatz, mit denen heute nur noch wenige Handwerker vertraut sind. Dementsprechend ist die Auswahl der Partner für die Umsetzung begrenzt.
Fertigstellung nicht vor Herbst 2024
Zunächst müssen von der Kirche und dem Architekturbüro die Vorgaben eindeutig definiert werden. Dann wird in einer Ausschreibung geklärt, wer den Auftrag erhält. Mit diesen Arbeiten kann voraussichtlich im kommenden Frühjahr begonnen werden.
Auch beim Eindecken wird dann wieder Bahn für Bahn im Uhrzeigersinn vorgegangen. Wegen der Größe der Fläche und der Komplexität der Aufgabe ist mit der Fertigstellung laut Alexander Stenzel nicht vor Herbst 2024 zu rechnen. Präzise Angaben lassen sich nicht machen, da es bei Aufgaben wie dieser viele Unabwägbarkeiten gibt.
Auf dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde lastet wegen der Baustelle viel Verantwortung. Einerseits muss er bedächtig mit den Mitteln umgehen. Andererseits könnte Sparen am falschen Ende zu noch höheren Folgekosten führen. Unterstützung gibt es unter anderem vom Bistum Trier und dessen Konservator Andreas Weiner.
Die Matthiaskirche wird also voraussichtlich auch dann noch eingerüstet sein, wenn Dachdeckerarbeiten in Neuwied nicht mehr so viel Präsenz haben wie aktuell. Dafür darf davon ausgegangen werden, dass die Kirche dann noch lange als ein das Stadtbild prägende Gebäude erhalten bleiben wird.