Seit fünf Jahren klärt Karl-Heinz Amthauer über Fairen Handel auf
Karl-Heinz-Amthauer ist Botschafter für Fairen Handel in der Region Linz: Lokaler Einsatz gegen Hungerlöhne weltweit
Karl-Heinz Amthauer (links) und der Eine-Welt-Vorsitzende in Linz, Hans-Joachim Schmitz, ziehen Bilanz nach fünf Jahren Bildungsarbeit.
Sabine Nitsch

Linz. Fairer Handel ist eine gesellschaftliche Aufgabe, meint Karl-Heinz Amthauer. Der pensionierte Pädagoge ist seit fünf Jahren auf Minijobbasis Bildungsreferent beim Verein Eine-Welt Linz. „Er hat enorm viel erreicht. Das Thema ist präsent“, zieht Hans-Joachim Schmitz, Vorsitzender des Vereins, im Gespräch mit unserer Zeitung Bilanz. „Man muss das Bewusstsein für fair gehandelte Produkte schärfen, über Hungerlöhne, Preisdumping und Menschenrechtsverletzungen im globalen Süden aufklären und so die Leute animieren, fair gehandelte Produkte zu kaufen“, erläutert Amthauer seine Arbeit. Er stellt Kontakte zu Schulen, Vereinen, Bildungseinrichtungen und Senioren her, hält kostenfrei Vorträge in den Gemeindecafés der Verbandsgemeinde Linz, war bei den KfD-Frauen und der evangelische Frauenhilfe zu Gast, ebenso wie bei Konfirmanden, Gewerkschaftssenioren der IG BCE in Rheinbrohl, bietet Infoabende und Workshops an. Gefördert wird seine Stelle vom Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz.

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Konsum bewusst machen – ohne erhobenen Zeigefinger

Besonderen Wert legt der ehemalige Lehrer für Deutsch und Sozialkunde an der Linzer Alice-Salomon-Schule darauf, Kindern und Jugendlichen an Schulen das Thema näher zu bringen. „Es geht unter anderem auch darum, ihnen das Konsumverhalten bewusst zu machen. Aber nicht, mit erhobenem Zeigefinger, das bringt nichts. Es geht darum, andere Wege zum nachhaltigen Handeln aufzuzeigen. So kann man Klamotten auch tauschen, umarbeiten, oder Second Hand kaufen. Sie dürfen konsumieren, aber vernünftig. Es geht nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu machen“, so Amthauer, der ohnehin festgestellt hat, dass sich die Themenfelder rund um den Fairen Handel in den vergangenen Jahren nicht nur geschärft, sondern verändert haben. Es gehe mehr um Nachhaltigkeit, Ernährung und solidarische Landwirtschaft oder Klimawandel. „Deutschland ist ein Entwicklungsland im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Es ist wichtig, das Thema Welthandel auf die lokale Ebene runterzubrechen und zu erläutern, was man vor Ort tun kann“, betont er.

Geändert hat sich auch seine Art, das Thema anzupacken, erklärt Amthauer. Während er anfangs sozusagen im Frontalunterricht den Fairen Handel in einer Power-Point-Präsentation beleuchtete, biete er jetzt in Erwachsenenrunden Infos an, die im Gespräch vertieft werden. „Das Thema ist explodiert. Die Leute werden mit Informationen komplett überfrachtet. Sie wissen, was Fairer Handel ist“, meint er. Dadurch bestehe die Gefahr, dass Menschen das Interesse verlieren. Wichtig sei jetzt, im Gespräch zu eruieren, was sich ändern muss, damit sich etwas ändern kann. „Das regt zu nachhaltiger Nachdenklichkeit an“, hat er beobachtet.

Corona brachte analoge Bildungsarbeit ins Stocken

Begeistert ist er von seinen Erfahrungen an Grundschulen. „Die Kinder sind interessiert am Thema Gerechtigkeit. Aber man muss das Thema im wahrsten Wortsinn begreifbar machen. So bringe ich Kakaobohnen mit, die sie in die Hand nehmen dürfen. Der Hit ist der Schoko-Tanz, den wir in der Pause tanzen. Da geht die Post ab“, erzählt er lachend, wie er Fairen Handel für Viertklässler erfahrbar macht. „Wie und ob das Thema an Schulen behandelt wird, steht und fällt jedoch mit der Schulleitung“, hat er beobachtet. Seit Corona ist sein Bildungsauftrag analog ins Stocken geraten. Es seien jedoch in Arbeitsgemeinschaften Webinare durchgeführt und das Papier „Wir begreifen uns“ entwickelt worden, das jetzt an die Schulen geht. In diesem und im nächsten Jahr will er das Thema „Global denken und nachhaltig handeln – auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft“ schwerpunktmäßig behandeln, kündigt er an.

Kontakt zum Linzer Verein Eine Welt per E-Mail an bildungsreferent@eine-welt-linz.de oder unter Tel. 0228/351 18

Von unserer Reporterin Sabine Nitsch

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