Bundesministerin eine von hier
Karin Prien startete von Neuwied aus in die Politikwelt
Karin Prien hat in Neuwied Abitur gemacht, jetzt geht sie als erste Bundesministerin oder Bundesminister aus Neuwied in die Geschichte ein.
Jörg Niebergall

In Neuwied die Schulbank gedrückt - und bald der erste Auftritt auf der großen politischen Bühne in Berlin: Karin Prien soll den Posten der Bundesbildungsministerin bekleiden. Was zeichnet die Frau aus?

Die Liste von überregional prominenten Politikern aus Neuwied ist kurz. Einen Bundesminister oder eine -ministerin gab es bisher noch nicht. Das ändert sich, wenn Karin Prien am Dienstag als Chefin des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend vereidigt wird. In den Niederlanden das Licht der Welt erblickt, zog die 1965 geborene Karin Krause als Kind mit den Eltern an den Rhein und lebte lange in Neuwied-Rodenbach.

Schon während der Schulzeit politisch aktiv

Schon während ihrer Schulzeit war Karin Kraus politisch aktiv – sowohl als Schülervertreterin am Rhein-Wied-Gymnasium als auch in der Schülerunion. Eine konservative Positionierung lag in den 1980er-Jahren nicht im Trend. Viele Jugendliche standen eher den neu gegründeten Grünen nahe. Doch Karin Kraus ging schon damals konsequent ihren eigenen Weg.

Karin Prien schüttelte bei einer CDU-Veranstaltung in Kurtscheid im Vorjahr Landrat Achim Hallerbach (links) die Hand. Der nunmehr frisch gewählte Bürgermeister Pierre Fischer freute sich damals auch über ihren Besuch.
Jörg Niebergall

Hannelore Brandenburger-Meine, die seit 1979 Kreisgeschäftsführerin der CDU war, erinnert sich an eine engagierte junge Frau: „Karin war eine besondere Persönlichkeit. Obwohl sie in der Gruppe die Jüngste war, ruhte sie in sich selbst. So hatte ich keine Bedenken, sie schon mit 15 Jahren als Gastdelegierte zu einem Bundesparteitag zu schicken.“

„Es ist für mich immer ein ganz besonders bewegender Moment, hier zu sein, denn hier komme ich her. Hier sind meine Wurzeln, hier ist meine Heimat.“
Karin Prien am 1. März 2024 in Kurtscheid

Obwohl Studium und Berufstätigkeit als Juristin sie nach Bonn, Hannover, Leipzig und Hamburg führten, hat sie den Kontakt nach Neuwied und zu den Parteifreunden nie verloren. „Seit Jahren treffen wir uns mit der Gruppe ,Circule del Unione’ regelmäßig, zu der auch der kürzlich verstorbene Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel gehörte“, schildert Brandenburger-Meine.

Karin Prien mit Parteifreunden bei der 75-Jahr-Feier des Kreisverbandes der CDU in Waldbreitbach
Rainer Claaßen

Ein Mitglied dieser Gruppe und enger Freund von Karin Prien ist der Journalist Stefan Reker. Auch ihn beeindruckte sie schon damals mit Klarheit und Zielstrebigkeit. „Als die Jüngste war sie von Anfang an mindestens auf Augenhöhe. Während viele von uns nur versuchten, sich mit aufgeschnappten Gedanken bekannter Philosophen zu schmücken, hatte sie deren Werke auch tatsächlich gelesen“, erinnert sich Reker. Bis heute hält er sie für die belesenste Person, die er kennt – und weiß, dass sie ein gutes Gespür für die wichtigen Themen der Zeit hat. „Oft frage ich mich, wie sie das alles geregelt bekommt. Damals betrieb sie neben dem politischen Engagement auch noch intensiv Tennis und Judo“, sagt Reker.

„Ich bin der Überzeugung, dass fast alle großen Themen, die wir in unserer Gesellschaft haben, nur über das Thema Bildung gelöst werden können.“
Karin Prien, designierte Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Das Thema Bildung stand für Karin Prien – so der Name seit der Hochzeit mit einem Hamburger Anwalt – stets im Mittelpunkt. Noch intensiver, seitdem sie selbst Mutter dreier Söhne ist. Bei einem Besuch der CDU Rengsdorf-Waldbreitbach sagte sie im vorigen Jahr: „Ich bin der Überzeugung, dass fast alle großen Themen, die wir in unserer Gesellschaft haben, nur über das Thema Bildung gelöst werden können.“

Karien Prien hatte 2024 in Kurtscheid auch ein offenes Ohr für Wegbegleiter älteren Jahrgangs.
Jörg Niebergall

Toleranz und Zielstrebigkeit sind auch laut ihrem Mitschüler Andreas Gutsch wesentliche Eigenschaften von Karin Prien. „Im Sozialkunde-Leistungskurs lagen wir in den Positionen weit auseinander – respektierten uns aber doch so sehr, dass wir gemeinsam für das Abitur gelernt haben. Bei einer Reise, die wir danach gemacht haben, gab Karin sowohl das Ziel als auch den Weg vor: Es sollte zu der Aussteiger-Location Saintes-Maries-de-la-Mer in Südfrankreich gehen – aber natürlich über die Route Napoleon.“

Ihre guten politischen Verbindungen vernachlässigte Prien nie. Ihr Vater, der bis heute bei Neuwied lebt, erinnert sich: „Karin konnte sich immer gut vernetzen und mit den Menschen in Kontakt bleiben. Ich bin mir sicher, dass das dazu beigetragen hat, wie erfolgreich sie ihren Weg gegangen ist.“

Am Dienstag Zeremonie in Berlin

Dass dieser Weg sie nun bis zu einem Bundesministerinnenposten bringt, macht den Vater stolz – überrascht ihn aber nicht: „Der Schritt nach Berlin zeichnete sich schon lange ab. Ich denke, dass sie ihn bisher auch aus Rücksicht auf ihre Familie nicht gegangen ist“, sagt er.

Am kommenden Dienstag möchte er – gemeinsam mit Karins Bruder – in Berlin an der Vereidigung seiner Tochter teilnehmen. Der Mutter wird das aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich sein.

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