Die heiße Wahlkampfphase läuft. Derzeit kämpfen die freien Bewerber Sven Schür und Patrick Rudolph um die letzten Stimmen. Beide erzielten im ersten Wahlgang mit großem Abstand zu den Kandidaten Herward Geimer und Alexander Mohr die meisten Stimmen und zogen damit in die Stichwahl ein. Schür kam auf einen Stimmenanteil von 37,7 Prozent, Rudolph auf 37 Prozent. Im Interview blickt Sven Schür unter anderem auf den Wahltag und hebt noch einmal seine inhaltlichen Schwerpunkte hervor. Zunächst geht es aber um den ersten Wahlgang.
Erwartungsgemäß waren Sie als amtierender Ortsbürgermeister in Steimel sehr erfolgreich. Das beste Wahlergebnis erreichten Sie jedoch in Woldert, hier kamen Sie auf 60,2 Prozent der Stimmen. Welche Gründe sehen Sie für den Erfolg?
Ich habe in 8 von 16 Ortsgemeinden die Mehrheit der Stimmen erhalten – darunter Steimel und Woldert. Das zeigt, dass meine bisherige Arbeit, meine Haltung und mein Stil viele Menschen bereits überzeugt haben – so auch in Niederhofen, Döttesfeld, Hanroth und Rodenbach. In diesen Orten bin ich entweder persönlich sehr präsent oder es besteht seit Jahren ein enger Draht durch meine kommunalpolitische Arbeit. Das ist Bestätigung und Ansporn zugleich.
Dagegen haben Sie im Vergleich zu Woldert oder auch Steimel in anderen Ortsgemeinden deutlich weniger Stimmen geholt. Urbach war etwa eine der Ortsgemeinden, in denen Sie verhältnismäßig schlecht abgeschnitten haben. Hier holten Sie 21,5 Prozent der Stimmen. Wie erklären Sie sich das und wie wollen Sie nun im Hinblick auf die Stichwahl viel mehr Stimmen generieren?
Natürlich gab es Gemeinden, in denen ich im ersten Wahlgang weniger Zuspruch erhalten habe. Insgesamt habe ich aber die meisten Stimmen aller Kandidaten erhalten und konnte in der Hälfte der Ortsgemeinden die Mehrheit holen. Das ist eine solide und motivierende Ausgangsbasis für die Stichwahl. In vielen anderen Orten war der Abstand zudem knapp. Jetzt geht es darum, auch dort, wo ich bisher noch nicht vorne lag, den Menschen zu zeigen, wofür ich stehe. Ich suche aktiv das Gespräch, denn: Viele sind offen für einen neuen, unabhängigen Stil – und schätzen es, wenn man zuhört, ehrlich ist und klare Vorstellungen mitbringt.
Schürs Verhältnis zu Patrick Rudolph
Wie werden Sie nun die verbleibende Zeit des Wahlkampfes angehen?
Ich konzentriere mich auf direkte Gespräche – auf Straßen, an Haustüren, bei Terminen. Die Menschen sollen mich als Mensch und als Kandidaten erleben können. Zusätzlich nutze ich auch Social Media, das Mitteilungsblatt und persönliche Netzwerke. Präsenz, Offenheit und Verlässlichkeit stehen für mich im Mittelpunkt.
Ein Schwenk zum Duell: Wie ist nach der Unruhe aktuell ihr Verhältnis zu Patrick Rudolph?
Mein Verhältnis zu Patrick Rudolph ist respektvoll und unaufgeregt – wir haben keinen persönlichen Konflikt. Auch die beiden weiteren Kandidaten Herward Geimer und Alexander Mohr habe ich im Wahlkampf als faire Mitbewerber erlebt. Besonders gefreut hat mich, dass Alexander Mohr mich sogar noch am Wahlabend persönlich besucht hat, um mir alles Gute für die Stichwahl zu wünschen – das zeigt Charakter. Mir geht es um Verantwortung, nicht persönliche Geschichten. Eine konstruktive politische Kultur braucht gegenseitigen Respekt – auch nach der Wahl.
Finanzielle Entlastung und mehr
Nun noch eine zusammenfassende inhaltliche Frage: Können Sie noch einmal für Unentschlossene darstellen, was Ihre größten inhaltlichen Schwerpunkte sind und was bei Ihnen oben auf der Prioritätenliste steht, wenn Sie am Ende zu Puderbachs neuem VG-Bürgermeister gewählt werden sollten?
An erster Stelle steht für mich die finanzielle Entlastung der Bürgerinnen und Bürger. Gerade bei steigenden Belastungen ist das zentral. Ich möchte das durch gezielte Sparmaßnahmen erreichen – zum Beispiel mit einem Maßnahmenplan für unsere Liegenschaften. Auch im Bereich Personal gilt für mich: Qualität vor Größenwachstum. Gleichzeitig möchte ich Prozesse effizienter gestalten. Natürlich gibt es viele Vorgaben durch Land und Kreis – aber ich bin überzeugt, dass wir Bürokratie abbauen und Abläufe vereinfachen können. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Entwicklung der Gewerbegebiete – mit verständlicheren Genehmigungsverfahren und besserer Unterstützung für Betriebe. Die Vereinfachung von Bebauungsplänen kann hier ein Schlüssel sein. Ich plane auch regelmäßige Handwerks- und Wirtschaftsstammtische, um Impulse aufzunehmen und Hürden abzubauen. Die Infrastruktur ist mir wichtig: Schulen, Kitas, Friedhöfe brauchen nicht nur Instandhaltung, sondern Perspektiven. Gleiches gilt für die Rad- und Wanderwege, die strategisch weiterentwickelt und mit Nachbar-VGs vernetzt werden sollten. Und: Ich möchte ortsnahe, lebensnahe Angebote für ältere Menschen fördern – durch Planungshilfen, Konzepte und verlässliche Strukturen. Auch das gehört für mich zu einem starken Miteinander.
Die Verbandsgemeinde gemeinsam weiterentwickeln
Wie blicken Sie auf den Wahltag?
Mit Spannung – und mit Respekt. Es wird vermutlich knapp. Aber ich bin überzeugt: Wer mich kennt, weiß, wie ich arbeite – und wählt mich, weil ich zuhöre, anpacke und Verantwortung übernehme.
Was möchten Sie den Wählerinnen und Wählern abschließend noch mit auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass viele zur Wahl gehen – und bewusst hinschauen, wer für Verlässlichkeit, Eigenständigkeit und Nähe steht. Ich will die Verbandsgemeinde nicht verwalten, sondern mit den Menschen gemeinsam weiterentwickeln – unabhängig, bodenständig und mit klarem Kurs. Geradeaus – und mit Herz dabei.

So kämpft Kandidat Patrick Rudolph um letzte Stimmen
Am Sonntag, 27. April, fällt die Entscheidung: Sowohl Patrick Rudolph als auch Sven Schür stellen sich auf ein enges Wahlrennen ein. Im Interview geht Rudolph noch einmal auf seine inhaltlichen Schwerpunkte und auch auf sein Verhältnis zu Schür ein.