Die Bilanz des Ausbildungsjahres 2022/2023 fällt nach Angaben der Agentur für Arbeit Neuwied besser aus als erwartet: Zwischen Oktober 2022 und September 2023 meldeten sich 1610 junge Menschen bei der Berufsberatung der Arbeitsagentur Neuwied mit dem Wunsch, eine Ausbildung zu beginnen. Das sind immerhin 32 Personen mehr als im Jahr zuvor, teilt die Agentur in einer Presseinfo mit. Zugleich meldeten die Betriebe im Agenturbezirk, der die Kreise Neuwied und Altenkirchen umfasst, 2247 Ausbildungsstellen – auch hier gibt es ein Plus von 118 Stellen.
„Es ist sehr erfreulich, dass wir in diesem Jahr mehr junge Menschen mit Interesse an einer Ausbildung verzeichnen konnten als im Vorjahr“, so der Agenturchef Karl-Ernst Starfeld. „In den vergangenen Jahren hatten wir in Folge der Corona-Pandemie einen kontinuierlichen Rückgang erlebt. Besonders positiv bewerten wir die deutliche Steigerung von jungen Bewerbern unter 20 Jahren, die in diesem Ausbildungsjahr ihre Schullaufbahn beendet und direkt eine Ausbildung angestrebt haben.“
In den vergangenen Jahren hatten wir in Folge der Corona-Pandemie einen kontinuierlichen Rückgang erlebt.
Agenturchef Karl-Ernst Starfeld über die Ausbildungszahlen
Dies seien in diesem Jahr immerhin 1037 junge Menschen, und ihre Zahl sei gegenüber dem Vorjahr um 126 gestiegen (+13,8 Prozent). Auch ein weiterer Trend lasse sich erkennen, ist dem Bericht zu entnehmen: Es gibt erheblich mehr Absolventen mit (Fach-) Hochschulreife. Mit 486 Personen liegt die Zahl um 66 höher als im Vorjahr. Inzwischen sind die Bewerbergruppen mit Hauptschulabschluss (31,6 Prozent), Realschulabschluss (32,4 Prozent) und (Fach-)Hochschulreife (30,2 Prozent) beinahe gleich groß. Weniger Bewerber gibt es vor allem bei den über 20-Jährigen und solchen, die die Schule bereits im Ausbildungsjahr 2021/22 oder noch früher verlassen haben. Ihre Zahl sinkt um 74 im Vergleich zum Vorjahr auf 417.
Ende September waren noch 64 Bewerber unversorgt, an deren Ausbildungsvermittlung weiter gearbeitet wird. Demgegenüber stehen 455 unbesetzte Ausbildungsstellen. Das sind 144 Stellen mehr als im Vorjahr. „Bei den unbesetzten Ausbildungsstellen bleibt es bei dem jährlich fortgesetzten Anstieg, allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass auch die Zahl der gemeldeten Stellen weiterhin deutlich steigt“, so Starfeld. „Kamen 2020/21 rein rechnerisch noch 95 Bewerber auf 100 Ausbildungsstellen waren es 2021/22 nur noch 77, und in diesem Jahr 74.“
Ermutigende Entwicklung
Dennoch fällt das Fazit des Agenturchefs positiv aus: „Das Ausbildungsinteresse der jungen Menschen direkt nach dem Schulabschluss steigt. Das ist für alle ermutigend und zeigt, dass diese Gruppe zunehmend die Attraktivität der dualen Ausbildung in der Region erkennt und danach entscheidet. Die Aktivitäten im Netzwerk tragen dazu bei und zeigen zunehmend Wirkung: Ausbildungsmessen, Speeddatings, Azubispots und Praktika lohnen sich für alle. Das sollten wir in unseren inzwischen gut funktionierenden Netzwerken fortsetzen.“
Dass trotz der bewerberfreundlichen Situation am Ausbildungsmarkt einige Bewerber unversorgt bleiben, kann verschiedene Gründe haben. Mal passten Berufswunsch und Angebot nicht zusammen, mal verfügten sie nicht über die nötigen Voraussetzungen, um die gewünschte Stelle zu ergattern, erläuter Starfeld. Letztendlich sei es auch möglich, dass die Jugendlichen entweder schon eine Stelle haben, dies aber noch nicht der Arbeitsagentur gemeldet haben, oder einen anderen Weg eingeschlagen, wie weiterführende Schule, Studium oder freiwilliges soziales Jahr und auch hier die Rückmeldung noch aussteht. Der Einstieg in den Beruf ohne Ausbildung ist eine weitere Möglichkeit.
Besser nicht auf einen Beruf versteifen
„Wir raten den jungen Menschen dazu, sich nicht auf einen Berufswunsch zu versteifen“, sagt Denise Zeuke, Teamleiterin der Berufsberatung der Arbeitsagentur Neuwied. „Seit vielen Jahren haben wir die immer gleichen Top-10-Listen von jungen Frauen und Männern. Dabei gibt es 326 verschiedene Ausbildungsberufe, die teilweise weniger populär sind, aber ein richtig interessantes Tätigkeitsfeld und top Karrierechancen bieten.“ Daher legt sie den Jugendlichen ans Herz, sich frühzeitig zu informieren und beraten zu lassen. Auf Platz eins liegt bei den Frauen die medizinische Fachangestellte, bei den Männern mit großem Abstand der Kfz-Mechatroniker.
Die Betriebe haben es weiterhin nicht leicht, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. 455 Angebote bleiben unbesetzt, davon 312 im Landkreis Neuwied. „Viele Arbeitgeber geben an, die besten Erfahrungen über Praktika und Mundpropaganda zu machen“, so Karl-Ernst Starfeld. „Unternehmen, in denen eine hohe Identifikation der Mitarbeiterteams mit dem Betrieb besteht, tun sich erfahrungsgemäß auch bei der Nachwuchsrekrutierung leichter, insbesondere über ihre Mitarbeiter.“ Die Arbeitgeber seien in der Konsequenz der Bewerberknappheit inzwischen kompromissbereiter, was Noten und den Schulabschluss betrifft: 53,2 Prozent der gemeldeten Stellenangebote setzen mindestens einen Hauptschulabschluss voraus, 34,6 Prozent einen Realschulabschluss und nur 8 Prozent die (Fach-)Hochschulreife, heißt es abschließend.
Kontakt
Informationen, Beratung und Vermittlung bekommen Jugendliche über die Berufsberatung per E-Mail an Neuwied.151-BBvE@arbeitsagentur.de, Tel. 02631/891.891 oder die Hotline 0800/455 55 00. Betriebe melden sich beim Arbeitgeberservice, Tel. 0800/455 55 20.