Kreis Neuwied
Jägerschaft schlägt Alarm: Unser Rotwild ist in Gefahr
Rotwild

Wird das Rotwild zur gefährdeten Spezies?

Werner Dupuis

Kreis Neuwied - Um die Zukunft des Rotwildbestandes ist es nicht gut bestellt. Laut einer Mitteilung des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz leben rund 180 000 Tiere in Deutschland. Doch die ursprünglich in savannenähnlichen Landschaften beheimatete Spezies verteilt sich heute nur noch auf knapp 15 Prozent ihres einstigen Verbreitungsgebietes. Diese weiterhin sinkende Zahl hat auch für einen Aufschrei bei der Jägerschaft im Kreis Neuwied gesorgt.

Kreis Neuwied – Um die Zukunft des Rotwildbestandes ist es nicht gut bestellt. Laut einer Mitteilung des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz leben rund 180 000 Tiere in Deutschland.

Doch die ursprünglich in savannenähnlichen Landschaften beheimatete Spezies verteilt sich heute nur noch auf knapp 15 Prozent ihres einstigen Verbreitungsgebietes. Diese weiterhin sinkende Zahl hat auch für einen Aufschrei bei der Jägerschaft im Kreis Neuwied gesorgt. „Das Rotwild ist bedroht, weil der Mensch den Lebensraum der Tiere verstärkt für eigene Zwecke nutzbar macht“, sagt der Kreisjagdmeister Carl Fürst zu Wied. „Die Störung wird verursacht durch Besiedlung, Straßenbau und, wie hier im Kreis, durch die neue Bahntrasse.“

Wie groß die Rotwildpopulation im Kreis ist, kann nicht festgestellt werden. „Wir wissen es nicht genau. Alle Zahlen basieren auf Beobachtung und Schätzungen“, sagt der Fürst. Fest steht dagegen, dass die Tiere vor allem in größeren Waldgebieten der Mittel- und Hochgebirge anzutreffen sind, oder im Tiefland.

Das Rotwild beansprucht große Lebensräume und unternimmt jahreszeitliche Wanderungen (Sommer- und Wintereinstände). Aufgrund der starken Besiedelung durch den Menschen sind diese aber kaum noch möglich. „In den Verbreitungsgebieten des Rotwildes kommt es gebietsweise zu hohem Besucherdruck durch Wanderer, Mountainbiker und Pilzsucher. Und was leider besonders schlimm ist, ist das Geocaching zu jeder Tages und Nachtzeit“, sagt der Kreisjagdmeister. „Oft aus Unwissenheit werden die Tiere dann in ihren Einständen gestört und daran gehindert, im normalen biologischen Rhythmus Nahrung aufzunehmen.“

Hinzu kämen die Störungen durch Forst und Jagd. Wie vielerorts muss sich das Wild auch hierzulande weiter zurückziehen. Einer der Hauptgründe ist, dass die Tiere in Konkurrenz zu den Interessen der Waldbesitzer stehen. „Die Bewirtschaftung unserer Wälder zielt stark auf Wirtschaftlichkeit ab“, sagt der Fürst. „Von den Anpflanzung der Bäume versprechen sich die Waldbesitzer gute Rückflüsse. Es ist für sie ärgerlich, wenn die neue Pflanzung verbissen oder vom Rotwild geschält wird.“ Um die Konkurrenz einzudämmen, wurden Rotwildbewirtschaftungsbezirke geschaffen. In diesen Arealen sollen die Jagdreviere Hegegemeinschaften bilden, in denen die Bewirtschaftung des Rotwildes festgelegt und überwacht wird.

Fürst Carl zu Wied fordert mit Blick auf den Schutz der Tierart jedoch eher ein vernünftiges Rotwildmanagement. „Heute bedeutet Management nur die Schadenseindämmung an Wirtschaftsbaumarten – ganz nach dem Motto: wenig Wild, wenig Schaden“, sagt er. „Die eigentliche Aufgabe der Jagd, nämlich der nachhaltige Umgang mit der Wildart, verkommt in einem seelenlosen Verwaltungsakt.“ Der Kreisjagdmeister setzt sich daher für eine öffentliche Diskussion ein. „Wir brauchen zudem wissende Nutzer der Lebensräume, die Rücksicht nehmen auf die frei lebende Kreatur und gerade in Rotwildgebieten so wenig stören wie möglich.“ Das bedeute den Verzicht auf abendliche und frühmorgendliche Spaziergänge oder Radtouren entlang von Wiesen, die als Äsungsfläche dienen können. Geocaching und ähnliche Geländespiele müssten ganz unterbleiben.

Von unserem Reporter Philipp Daum

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