Unkel
Ist Gutachten zur Windkraft in VG Unkel fehlerhaft?

Mit einem Windmessmast wurde Anfang des vergangenen Jahres der Standort am Asberg untersucht. Die Ergebnisse sind in das Gutachten eingeflossen. Foto: Archiv Heinz-Werner Lamberz/Creativ

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Unkel. "Schwerwiegende methodische Fehler" bemängelt der Rhein-Sieg-Kreis in einem der Gutachten zum geplanten Windpark auf dem Asberg in der Verbandsgemeinde Unkel. In einem Schreiben ist unter anderem von schwerwiegenden Fehlern die Rede.

Mit einem Windmessmast wurde Anfang des vergangenen Jahres der Standort am Asberg untersucht. Die Ergebnisse sind in das Gutachten eingeflossen. Foto: Archiv Heinz-Werner Lamberz/Creativ

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Von unserer Mitarbeiterin Sabine Nitsch

Unkel will einen Teilflächennutzungsplan „Windkraft“ aufstellen. Die mögliche Konzentrationszone für Windenergieanlagen befindet sich direkt an der Landesgrenze. Die Verbandsgemeinde hatte deshalb eine Fauna-Flora-Habitat-Verträglichkeitsstudie für das Siebengebirge (FFH-VS) vorgelegt, die das Planungsbüro Ginster in ihrem Auftrag erstellte. Darin werden die Einflüsse des Windparks auf die Tier, Pflanzenwelt und Lebensräume auf nordrhein-westfälischem untersucht.

In einem sechsseitigen Schreiben an Bürgermeister Karsten Fehr und Bauamtsleiterin Sonja Klewitz vom 29. Juni, listet der Rhein-Sieg-Kreis auf, wo er in dem Gutachten Fehler sieht. „Die FFH-VS kommt zu nicht nachvollziehbaren Ergebnissen“, schreibt das zuständige Amt in dem Brief, der von Landrat Sebastian Schuster unterzeichnet ist und der auch dem Umwelt- und Planungsausschuss des Rhein-Sieg-Kreises schon vorgestellt wurde. Die Mängelliste ist lang.

Die Daten, die dem Gutachten zugrunde liegen, seien unzureichend, sodass „eine sachgerechte Beurteilung der Auswirkungen von Windenergieanlagen am Asberg auf das FFH-Gebiet Siebengebirge nicht möglich ist“. „Fachlich zweifelhaft und rechtlich nicht haltbar“ seien zum Beispiel die Schlussfolgerungen beim Schwarzstorch. Beobachtungen hätten gezeigt, dass auch für Schwarzstörche aus dem Siebengebirge der Asberg Nahrungshabitat ist. Soll heißen: der Großvogel schert sich nicht um Landesgrenzen, sondern fliegt zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nach Belieben hin und her. Er sei außerdem am Brutplatz sehr störungsempfindlich, weshalb ein Abstand von Windenergieanlagen von drei Kilometern empfohlen werde. Ähnliches hatten auch die Bürgerinitiativen gegen Windkraft bereits gerügt. Die Nachweise für das Vorkommen der Wildkatze würden ebenfalls im Gutachten nicht berücksichtig. Weiter erfülle die Erfassung der Fledermausvorkommen nicht den Standard.

Kritik wird in Unkel gelassen aufgenommen

Geräuschemissionen oder Beeinträchtigungen durch Schlagschatten würden ebenfalls nicht ausreichend beleuchtet. Bemängelt wurde unter anderem der Referenzzeitraum und die „funktionalen Beziehungen zwischen dem FFH gebiet Siebengebirge zu anderen Natura 2000-Gebieten in Rheinland Pfalz“ die auch nur unzureichend betrachtet würden.

Der Gutachter, so glaubt der Rhein-Sieg-Kreis „vermengt und vertauscht zum Teil Prüfmaßstäbe des Artenschutzes mit denen der FFH Prüfung“. Zudem, so der Vorwurf, habe das Gutachterbüro nicht den aktuellen Standarddatenbogen aus dem vergangenen Jahr zur Grundlage seiner Untersuchung verwendet, sondern einen aus dem Jahr 2010.

Die heftige Kritik aus dem Nachbarkreis sieht man in Unkel gelassen. „Dass der Rhein-Sieg-Kreis von den Unkeler Plänen nicht erbaut ist, ist nachvollziehbar. Es gibt da unterschiedliche Sichtweisen“, sagt Bauamtsleiterin Klewitz. Dem Gutachterbüro seien die Kritikpunkte mitgeteilt, einiges habe schon entkräftet werden können. Viele Dinge würden jedoch ineinandergreifen. „Es gibt Wechselwirkungen. Man muss das Beziehungsgefüge darstellen. Das muss man auch berücksichtigen“, sagt Klewitz weiter.

Die Erfahrung zeige, dass kritische Punkte in Gesprächen häufig schon entkräftet werden können. „Alles muss weiter sorgsam geprüft werden“, so die Bauamtsleiterin, die einzelne Punkte zu diesem Zeitpunkt nicht weiter kommentieren wollte. „Darüber muss der Verbandsgemeinderat entscheiden“, betont sie. Die Sitzung soll noch im Herbst stattfinden.

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