Neuwied
Insolvenz des EHC Neuwied: OB will Beteiligte an einen Tisch holen
Was wird aus der Eishalle in Neuwied?
Jörg Niebergall

Neuwied. Die Nachricht, dass der EHC Neuwied Insolvenz anmelden muss, ist in Neuwied am Dienstagmorgen wie eine Bombe eingeschlagen und hat auch Oberbürgermeister Nikolaus Roth „völlig überrascht“.

Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh

An ein endgültiges Aus will er aber noch nicht glauben. „Der EHC ist ein ganz wichtiger Bestandteil im städtischen Sportleben und fasziniert so viele Tausende. Da ist es schwer vorstellbar, dass wir das nicht mehr erleben sollen“, sagte der Stadtchef, der in der Vergangenheit selbst regelmäßiger Gast bei den Heimspielen war.

Da er selbst noch nicht alle Informationen und Hintergründe kennt, will er nun die Beteiligten – Vereinsvorstand wie Hallenbetreiber – an einen Tisch holen. „Ich hoffe, dass es noch eine Basis gibt, dass miteinander gesprochen werden kann“, sagte der OB und betonte: „Wir müssen alles versuchen, den Eishockeysport in Neuwied zu retten. Es hängen zu viele Herzen daran.“

Und wenn die Eishalle komplett geschlossen wird? „Soweit möchte ich gar nicht denken“, antwortete Roth und ergänzte: „Dass Arno Kuhlendahl irgendwann den Ruhestand anstrebt, war bekannt. Aber es kann ja nicht an einer Person hängen.“ Daher sei er zuversichtlich, dass er seitens der Halleneigentümers doch die Bereitschaft gibt, das Icehouse weiter zu führen. „Uwe Weidemann war da immer offen und aufgeschlossen“, meinte der OB und führte aus, dass eine Umwandlung in eine Kletterhalle – wie von Weidemann gestern via RZ ins Gespräch gebracht – nicht so einfach möglich wäre. Denn im Bebauungsplan sei der Betrieb einer Eisporthalle festgeschrieben. Eine Nutzungsänderung müsste erst geprüft werden. Und es würde weitere Hürden geben. So hat die Stadt zur Förderung des Eissports die Stellplätze an der Halle zur Verfügung gestellt. Bei einem anderen kommerziellen Unternehmen ginge das nicht so einfach.

Doch kann die Stadt finanziell einspringen? Wohl schwer vorstellbar, wenngleich sich Roth in diesem Punkt – natürlich – vorerst bedeckt hält, auf die Haushaltsgenehmigung des Landes mit der Maßgabe „keine weiteren freiwilligen Leistungen“ verweist und gleichzeitig betont, dass sich die Stadt bereits engagiert hat. „Wir haben jedes Jahr einen großen Teil der Eismiete für den Nachwuchs gezahlt“, machte Roth deutlich und sprach von „zuletzt 30 000 Euro pro Jahr“. Hinzu komme die Sponsorenunterstützung durch Sparkasse, GSG und Stadtwerke.

Apropos: Ist es denkbar, dass die SWN einspringen und neben dem Betrieb der Deichwelle auch den der Eishalle übernehmen? Zumindest in einigen Fanforen wird genau das gefordert – mit Verweis auf die vielen Beispiele in anderen Städten, in denen es eben dieses Modell gibt: Neuss, Bietigheim, Heilbronn und zahlreichen bayerischen Orten. Doch daraus wird wohl eher nichts, wie SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach auf RZ-Nachfrage ausführte. „Der Betrieb einer Eishalle wird nicht in unserem Satzungszweck abgebildet“, sagte er. Natürlich, so Herschbach weiter, könne man den ändern, dann aber würde es wohl Probleme mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) geben. „In anderen Bundesländern mag es gehen, in Rheinland-Pfalz wäre es rechtlich meines Erachtens nach mit dem Gemeindewirtschaftsrecht nicht vereinbar“, glaubte der studierte Jurist, sagte im gleichen Atemzug aber auch, dass das letztlich nicht seine Entscheidung ist, sondern die der Politik.

Dass die Insolvenz des EHC auch das endgültige Aus für Eishockey in Neuwied bedeutet, mochte er allerdings nicht glauben. „Als Privatmann, ganz unabhängig von meiner Funktion bei den Stadtwerken, kann ich mir kaum vorstellen, dass es für eine in Neuwied so erfolgreich betriebene Sportart keine Lösung geben soll.“

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