Arbeitsagentur hilft bei Inklusionsvorhaben und beschäftigt selbst viele Menschen mit Behinderungen - Mitarbeiter schildert seinen Arbeitsalltag
Inklusion in Arbeitsagentur: Wie ein Berater für Arbeitgeber seinen Job mit Handicap meistert
Gut angekommen: Florian Brendebach fühlt sich am neuen Arbeitsplatz gut angekommen.
Arbeiutsagentur Neuwied

Kreis Neuwied. Trotz Fachkräftemangel scheuen sich noch immer viele Arbeitgeber vor der Einstellung von Menschen mit Handicap. Die Rehaspezialisten der Arbeitsagentur Neuwied unterstützen nicht nur Arbeitgeber bei der Inklusion – in der Agentur selbst arbeiten auch viele Menschen mit Behinderung. Die Geschichte eines ihrer Mitarbeiter schildert die Agentur in einem Pressetext.

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Der 46-jährige Florian Brendebach arbeitet seit fast sechs Monaten im Arbeitgeberservice. Er hat einen Bachelor in Wirtschaftspsychologie und einen Master in Organisationspädagogik. Und er sitzt seit 2004 im Rollstuhl.

Auf Wusch keinen Sonderstatus

Zur Agentur für Arbeit kam er nach einer längeren Phase der Arbeitslosigkeit, die während der Pandemie eintrat und die Neuorientierung erschwert hatte. „Der Rehaspezialist der Arbeitsagentur rief mich an und informierte sich über meine berufliche Laufbahn und meine Vorstellungen“, sagt Brendebach. „Und dann ging alles recht schnell.“ Eine Stelle im Arbeitgeberservice war frei, er wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und überzeugte. Im Juni trat Florian Brendebach seine Stelle an, in Teilzeit mit flexiblen Arbeitszeiten.

Der Rehaspezialist der Arbeitsagentur rief mich an und informierte sich über meine berufliche Laufbahn und meine Vorstellungen. Und dann ging alles recht schnell.

Florian Brendebach

„Diese Möglichkeiten bietet die Arbeitsagentur allen Mitarbeitern. Herr Brendebach hat aufgrund seiner Behinderung keinen Sonderstatus bei uns im Team, und genau das war auch sein Wunsch. Die Einarbeitung war schon aufgrund seiner Qualifizierung überhaupt kein Problem“, sagt Ulrich Debus, Teamleiter des Arbeitgeberservice. Und die oftmals so gefürchtete Digitalisierung wirkt sich bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen sehr positiv aus. So kann Florian Brendebach die Gespräche mit den Arbeitgeberkunden per Videokommunikation durchführen, hat ein Laptop mit Sprachsteuerung, um Eingaben trotz Einschränkungen in Handgelenken und Fingern schnell ausführen zu können und kann an zwei Tagen in der Woche aus dem Homeoffice arbeiten.

Ich bin ein offener und neugieriger Mensch und mein Job macht mir wirklich Spaß.

Florian Brendebach

Für seinen Arbeitsweg fährt er aus Koblenz mit einem Fahrdienst nach Neuwied, nachdem der Pflegedienst morgens da war. „Dann beginnt mein normaler Arbeitsalltag“, so Brendebach. Sprich: Die Betreuung von Arbeitgebern, Teamsitzungen, Netzwerkarbeit. Auch bei einer Messe war er bereits mit vor Ort. „Ich bin ein offener und neugieriger Mensch und mein Job macht mir wirklich Spaß.“

Nicht jede Behinderung ist sichtbar

„Aus unserer Sicht bereichern Mitarbeiter mit Handicap die Agentur“, sagt Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Neuwieder Arbeitsagentur. „Das Wir-Gefühl wird gestärkt, es werden Berührungsängste abgebaut, und das Betriebsklima verbessert sich, wenn mehr Rücksichtnahme gefordert ist.“ Insgesamt arbeiten bei der Arbeitsagentur Neuwied elf Menschen mit Behinderung, das sind 8,8 Prozent. „Durch die vielfältigen Aufgaben und Möglichkeiten innerhalb der Agentur für Arbeit ist es für uns oft möglich, auch beeinträchtigten Menschen eine Chance zu geben, ohne auf Leistung zu verzichten. Meist sind keine oder nur geringe Modifizierungen notwendig, um eine erfolgreiche Inklusion zu erreichen.“

Das Wir-Gefühl wird gestärkt, es werden Berührungsängste abgebaut, und das Betriebsklima verbessert sich, wenn mehr Rücksichtnahme gefordert ist.

Karl-Ernst Starfeld, Leiter der Neuwieder Arbeitsagentur, über positive Effekte einer Einstellung von Menschen mit Handicap

Denn nicht jede Behinderung ist sichtbar oder im Arbeitsalltag spürbar. Menschen mit Handicap können Rollstuhlfahrer sein, Blinde oder Menschen mit Down-Syndrom. Aber auch Menschen mit Krebs oder Diabetes können eine Schwerbehinderung haben. „Inklusion bedeutet für uns jedoch, den Fokus von diesen Einschränkungen zu richten und sich auf die Stärken und die Leistungsfähigkeit zu konzentrieren“, so Starfeld.

Damit für Arbeitgeber eine Inklusion von behinderten Menschen gelingt, gibt es bei der Arbeitsagentur sogenannte Rehaspezialisten. Aktuell sind 534 schwerbehinderte Menschen in den Kreisen Neuwied und Altenkirchen arbeitslos – ein Potenzial, auf das es sich zu schauen lohnt, so die Agentur in ihrer Mitteilung abschließend.

Agentur unterstützt bei Inklusionsvorhaben
Arbeitgeber, die daran interessiert sind, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, erhalten von den Rehaspezialisten in der Arbeitsagentur Neuwied vielfältige Unterstützung, angefangen von Möglichkeiten der finanziellen Förderung in der Einarbeitung bis hin zu Fördermöglichkeiten der notwendigen räumlichen oder technischen Voraussetzungen. Für den Kreis Neuwied ist dies Einhard Strupat, Telefon 02631/891.209.

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