Diverse Ansätze werden getestet - Bildungsangebote vorgesehen - Bürgerbeteiligung
In Puderbach entsteht ein Klimawald: Pflanzaktion im Spätherbst geplant
Revierförsterin Cornelia Fronk und Klimawald-Ansprechpartner Patrick Rudolph begutachten den nachwachsenden Ahorn auf der Bürgerwaldfläche in Puderbach ganz genau. Für diese Fläche, auf der derzeit viel Nadelholz liegt, ist im Spätherbst eine Bürgerpflanzaktion geplant. Fotos: Lars Tenorth
Lars Tenorth

Puderbach. Diverse Waldentwicklungsansätze werden getestet. Es sind auch Bildungsangebote vorgesehen.

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Schritt für Schritt schaut sich Revierförsterin Cornelia Fronk, zuständig für Rodenbach, Ratzert, Niederwambach und Puderbach, den Boden genau an. Plötzlich entdeckt sie einen nachwachsenden Ahornbaum auf der mittlerweile überwiegend verwaisten Fläche. Dort, wo vor nicht allzu langer Zeit viele Bäume dicht an dicht standen, liegen heute viel Nadelhölzer und Äste verstreut. Auch Baumstümpfe prägen das Landschaftsbild. Nun geht Fronk in die Hocke, um den Zustand des Ahorns zu begutachten. Auch Patrick Rudolph gesellt sich dazu. Diese Fläche, auf der der Ahorn zu finden ist, stellt einen Teil des Projektes Klimawald dar. Gemeinsam betreuen sie es und haben mit Unterstützung ein Konzept ausgearbeitet.

Das Projekt Klimawald verfolgt den Ansatz, dass auf dem Waldgebiet zwischen Puderbach und dem Ortsteil Reichenstein verschiedene Waldentwicklungsansätze angewendet werden, ist der Pressemitteilung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Puderbach (VVV) zu entnehmen. Dabei können sich am Projekt von der Ortsgemeinde Puderbach und dem VVV in Zusammenarbeit mit der Forstverwaltung auch Bürger aktiv beteiligen. Zum Beweggrund erklärt Försterin Cornelia Fronk: „Wir wissen nicht, wie sich das Klima entwickeln wird. Als Förster denken wir in Zeiträumen von mindestens 100 bis 150 Jahren. Einen Übergangswald wollen wir mitgestalten.“ Klimawald-Ansprechpartner Patrick Rudolph erläutert, dass verschiedene Aspekte berücksichtigt und das Risiko gestreut werden sollten: „Ziel all unserer Waldentwicklungsbemühungen ist ein naturnaher klimaresilienter Mischwald. Das gilt sowohl innerhalb als auch außerhalb der Klimawaldfläche.“

Diverse Entwicklungsansätze

Auf insgesamt vier verschiedenen Flächen kommen beim Projekt Klimawald unterschiedliche Strategien zum Einsatz, um besser Rückschlüsse ziehen und vergleichen zu können. Zum einen soll ein Bürgerwald auf einer Fläche von 6,25 Hektar entstehen, Pflanzungen mit Bürgern sollen dafür darauf durchgeführt werden. Zum anderen gibt es eine Fichten-Totholzfläche (etwa 2,7 Hektar) und auch eine Fläche (fast 2,8 Hektar), auf der eine natürliche Wiederbewaldung erfolgen soll. Die Ansätze komplettiert ein Waldrefugium mit älteren Laubbäumen, das rund 2,25 Hektar groß ist. Zu den langfristigen Plänen sagt Rudolph: „Ein Großteil des Waldes soll wieder ein Wirtschaftswald werden.“

Finanziell kalkulieren die Verantwortlichen mit insgesamt 4700 Euro, das primär für Setzlinge, Verbissschutz und Pflanzstäbe vorgesehen ist. Davon werden 2000 Euro aus Leader-Mitteln als Bürgerprojekt (RZ berichtete) finanziert, der Rest aus Spenden. „Allerdings hoffen wir, noch deutlich mehr Spenden erwerben zu können und so dann natürlich in der Lage zu sein, dichter beziehungsweise eine größere Fläche als Bürgerwald bepflanzen zu können“, betont Rudolph. Die ersten Zeichen, dass dies gelingen kann, seien positiv: „Im Spätsommer werden wir einen Kassensturz machen und im Gemeinderat abschließend über die finalen Details der Ausgestaltung des Klimawaldes entscheiden.“

Lange Diskussionen im Rat

Das Thema Klimawald wurde im Vorfeld bis zur endgültigen Ausarbeitung lang im Rat diskutiert. Viele Menschen brachten sich mit unterschiedlichen Ideen ein. Ein wichtiger Ansatz war auch schnell, näher über die Funktionen des Waldes und den Klimawald an sich aufzuklären. „Wir wollen Bildung betreiben“, sagt Fronk. Der Kontakt mit den Puderbacher Schulen wurde bereits aufgenommen. Nun sind Rudolph und Fronk gespannt, welche Projekte mit Bezug zum Klimawald sich daraus nach und nach entwickeln können. Vorstellen können sich die beiden einen Lehrpfad. Fronk malt sich etwa einen Pfad aus, der nicht nur am Weg entlangführt, sondern direkt durch die Waldfläche. Auch eine digitale Einbindung durch QR-Codes oder das Aufstellen von Schildern mit näheren Erläuterungen zu den Baumarten sei möglich. Weiterhin seien Exkursionen zum Beispiel für Kita-Kinder denkbar. Als Basis für waldpädagogische Angebote steht die nahe Grillhütte Mousemich zur Verfügung.

Bei diesen Angeboten könnten Kinder auch erfahren, dass Wildbestände ein Problem für einen nachwachsenden Wald darstellen können. „Rehe und Wildschweine fressen junge Bäume. Die Jagd ist ein wichtiges Thema“, sagt Försterin Cornelia Fronk. Es soll auch Verbissschutz angebracht werden. Eine weitere Schwierigkeit kann wucherndes Adlerfarn sein, denn die Waldpflanze verhindert Wachstum von Bäumen. „Punktuell müssen wir hier freischneiden, dass die Bäume wachsen können“, sagt sie. Für den Wald sollen verschiedene Arten eingebracht werden, laut Fronk sind auch tiefwurzelnde Eichen oder auch Weißtannen potenzielle Lösungen: „Der Fokus liegt nicht nur auf heimischen Baumarten“, unterstreicht Försterin Fronk. Bevor aber etwa auf der Bürgerwaldfläche, die jeder bei Spaziergängen entdecken kann, etwas passiert, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden. So muss zum Beispiel die sehr saure Nadelschicht abgetragen werden, damit die Erde freiliegt und Bäume dementsprechend wachsen können.

Pflanzaktion im Spätherbst und Spendenmöglichkeit

Eine Pflanzaktion ist für den Spätherbst auf der Bürgerwaldfläche geplant. Dafür hoffen die Ortsgemeinde Puderbach und der Verkehrs- und Verschönerungsverein Puderbach auf viele fleißige Helfer. Die Corona-Lage wird dabei aber immer beobachtet, sagt Klimawald-Ansprechpartner Patrick Rudolph. Weitere Informationen dazu und auch zum Klimawald allgemein gibt es bei Rudolph per E-Mail an patrick.rudolph@posteo.de oder unter Tel. 02684/976 937.

Mehr zur Spendenmöglichkeit steht online unter https://www.ku-rz.de/klimawald

Von unserem Redakteur Lars Tenorth

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