Seit einiger Zeit lebt Simone Birkholz in Altwied – die romantische Lage zwischen Wied und Burg hat es der Mediengestalterin angetan. Neben ihrem kreativen Beruf in einem Industrieunternehmen ist sie selbst auch künstlerisch aktiv, unter anderem im „Neuen Kunstverein Mittelrhein“. Nun hat sie auch für eine künstlerische Aufwertung ihres Wohnortes gesorgt: Seit einigen Tagen steht ein Kunstautomat am Parkplatz vor der Burg.
„Ich habe die Kunstautomaten schon öfter gesehen und dachte mir, so etwas brauchen wir auch“, schildert sie. Seit fast 25 Jahren sorgt Lars Kaiser aus Potsdam für die Gelegenheit, kleine Kunststücke über ausrangierte Zigarettenautomaten zu verkaufen. Das Konzept ist erfolgreich: Gemeinsam mit Jeanne van Dijk und Andreas Petzke ist es ihm gelungen, in Deutschland und einigen weiteren Ländern insgesamt mehr als 250 Automaten aufzustellen.
„Das Projekt läuft komplett ehrenamtlich.“
Simone Birkholz aus Altwied über den Kunstautomaten
Ziel des Projektes ist die direkte Kommunikation zwischen Künstler und Kunstkäufer ohne Umwege über Galerien, Museen, Ausstellungen oder dritte Personen. Simone Birkholz erklärt dazu: „Das Projekt läuft komplett ehrenamtlich. Das Potsdamer Team baut alte Zigarettenautomaten liebevoll um. Künstler können sich dann dafür bewerben und ihre Kunstwerke im Zigarettenschachtel-Format anbieten. Ich finde diese Aktion wirklich toll!“
Schon vor Jahren habe sie Kontakt zu der Agentur aufgenommen, und vorgeschlagen, auch in Altwied einen Automaten aufzustellen – der Platz vor der Burg, auf dem viele Wanderer parken bietet sich dafür an. Die positive Rückmeldung kam ziemlich schnell – bis der Automat tatsächlich aufgestellt wurde, vergingen aber fast zwei Jahre.

Birkholz vermutet, dass das mit der großen Nachfrage zusammenhängt. Der ganze Vorgang ist für die ehrenamtlich arbeitenden Initiatoren mit Aufwand verbunden: Die alten Zigarettenautomaten müssen gefunden, gekauft und technisch aufbereitet werden. Zudem erhält jeder noch ein individuelles Design, das zum jeweiligen Aufstellungsort passt.
In Altwied ist eine Ruine, ein Reh und eine Eule zu sehen – Letztere hatte sich Simone Birkholz gewünscht. Dann muss ein Standort gefunden werden, und in Deutschland gehört natürlich auch eine amtliche Genehmigung zum Aufstellprozess. „Da gab es am Ende noch Schwierigkeiten. Nachdem bis dahin alles recht lange gedauert hatte, kam der geplante Aufstelltermin etwas überraschend, und es fehlten noch Unterlagen. Glücklicherweise engagierte sich dabei sogar Oberbürgermeister Jan Einig, sodass der Automat wie geplant aufgestellt werden konnte“, sagt Birkholz.
„Diese Kunst kann verwirren, erhellen, aufregen und süchtig machen!“
Das steht als Warnung auf den Päckchen mit Kunst.
In fünf Schubladen sind die Kunstwerke nach verschiedenen Genres einsortiert. Wer vier Euro in den Automaten einwirft, kann sich ein Päckchen im Zigarettenschachtelformat herausziehen. Darin befindet sich ein Mini-Flyer des Ausstellers, ein kleines Kunstwerk sowie eine Kurz-Vita des Künstlers oder der Künstlerin, die es gestaltet hat.
Bei den Kunstwerken handelt es sich um kleine Gemälde, Zeichnungen oder Skulpturen – sie werden vom jeweiligen Künstler selbst verpackt. Originell ist die Außenbeschriftung der Päckchen: „Diese Kunst kann verwirren, erhellen, aufregen und süchtig machen! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie sich selbst und schreiben uns die Antwort.“

Der Automat wird regelmäßig nachgefüllt und die Einnahmen entnommen. Die dienen dazu, das Projekt zu finanzieren – natürlich geht auch ein Teil an den jeweiligen Künstler. Wie gut das Projekt in Altwied angenommen wird, lässt sich noch nicht sagen – die erste Leerung steht noch aus. Eine originelle Bereicherung für Neuwieds romantischsten Stadtteil ist der Automat allemal.
Wer einen weiteren Standort für einen Kunstautomaten vorschlagen möchte, kann sich per E-Mail an Kunstautomaten Kaiser wenden: info@kunstautomaten.com. Über diese Adresse können sich auch Künstler bewerben, die Werke für die Automaten zur Verfügung stellen wollen – die kommen dann in die Schublade „regionale Kunst“. Von den Verkaufserlösen geht jeweils ein Teil an den Künstler beziehungsweise die Künstlerin.