Handwerk 20-Jährige Dachdeckerin hat ihren Meister gemacht, so jung wie keine Neuwiederin vor ihr
Im "Männerberuf": Celina Meuter ist Meisterin ihres Fachs
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Neuwied. Celina Meuter ist gerade einmal drei Jahre alt, als sie das erste Mal auf einem Dach steht. Sie nutzt einen unbeobachteten Moment und eine angelehnte Leiter im elterlichen Dachdeckerbetrieb. Mittlerweile – 17 Jahre später – klettert Celina Meuter beruflich auf die Dächer Neuwieds. Gerade hat die Dachdeckerin ihren Meister gemacht – als einzige Neuwieder Frau ihres Jahrgangs. Was für die junge Frau nicht wirklich der Rede wert ist, ist in der Branche noch immer die Ausnahme. Geht es nach Dachdeckerinnung und Kreishandwerkerschaft, soll es nicht dabei bleiben.

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An einem heißen Junitag steht Celina Meuter auf dem Dach eines Einfamilienhauses in Gladbach. Konzentriert markiert sie mit einem Bleistift, wie sie später die Dachziegel legen wird. „Es ist exakte Arbeit gefragt“, sagt Meuter – für sie ein Grund, warum sie den Beruf gewählt hat. Es ist die Vielseitigkeit, die ihr gefällt. „Das Dachdeckerhandwerk umfasst auch Dämm- und Fassadenarbeiten, eigentlich alles rund ums Haus“, erzählt sie. „Und wenn ich das Ergebnis der eigenen Arbeit sehe, bin ich schon ein bisschen stolz.“

Am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen war sie eine von fünf Frauen unter 90 Meisterschülern. Natürlich habe sie gehört, dass sie es als Frau schwer haben könnte in dem von Männern dominierten Beruf, sagt Meuter. „Bisher habe ich aber keine Probleme gehabt. Dass mal ein Spruch kommt, ist normal. Aber dann gibt es eben einen zurück“, sagt die junge Dachdeckerin über ihre Schulzeit. Auch in den Betrieben fühlt sie sich wohl. „Es hat direkt beim ersten Vorstellungsgespräch gepasst. Ich habe mich gut mit den Chefs verstanden“, sagt Celina Meuter über ihren Ausbildungsbetrieb. Mittlerweile arbeitet sie bei Karl Schlösser Bedachungen, dem Betrieb ihres Vaters. Dass seine Tochter zunächst in einem anderen Betrieb gelernt hat, geht auch auf die Idee des Vaters zurück. „Auf mich hätte sie ja nicht gehört“, sagt Thomas Meuter und lacht. Als seine Tochter erstmals den Wunsch äußerte Dachdeckerin zu werden, hatte er noch skeptisch reagiert – dann bemerkte er, dass es seiner Tochter ernst ist um den Berufswunsch. Längst ist der Skepsis der Stolz gewichen und das Wissen die Nachfolgerin für den eigenen Betrieb schon in den eigenen Reihen zu haben.

Dass Celina Meuter auch andere junge Frauen für das Handwerk begeistern könnte, hofft Innungsobermeister Ralf Winn. Als er seinen Meister machte, seien es regelmäßig mehr als 150 Meisterschüler im Jahrgang in Mayen gewesen. Mittlerweile habe sich die Zahl bei etwa 100 eingependelt. Mehr Frauen im Handwerk könnten helfen, dem Trend zu begegnen, glaubt Winn. Allerdings seien es meistens die Töchter von Handwerkern, die selbst den Weg ins Handwerk wählen. Es passiere kaum, dass Frauen ohne entsprechenden familiären Hintergrund Dachdeckerin würden, sagt Winn. „Dabei ist es ein vielfältiger Beruf, der durch moderne Technik wie Aufzüge und Kräne auch körperlich nicht mehr so anstrengend ist“, berichtet der Obermeister. Dass Frauen ein Gewinn fürs Handwerk sind, zeige der Blick auf die Absolventen in Mayen: Jahrgangsbeste war eine Frau.

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