Kreis Neuwied braucht in den nächsten 20 Jahren 7900 Seniorenwohnungen
IG BAU warnt: Babyboomern droht Wohn-Altersarmut
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Dringend gebraucht: Immer mehr Seniorenwohnungen – ohne Treppenstufen, dafür aber mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl.
IG BAU/Tobias Seifert. Tobias Seifert/IG BAU

Kreis Neuwied. Der Kreis Neuwied braucht in 20 Jahren 7900 Seniorenwohnungen – da ist sich die Gewerkschaft sicher.

Aktualisiert am 16. August 2023 10:55 Uhr

Es drohe eine „graue Wohnungsnot“, prognostiziert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in einer Pressemitteilung „In 20 Jahren werden im Landkreis Neuwied rund 50.000 Menschen zur Altersgruppe ,67 plus' gehören – gut 11.200 mehr als heute.“ Wegen der kommenden Rentnergeneration der Babyboomer befürchtet die IG BAU einen zunehmenden Mangel an altersgerechten Wohnungen.

Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf neueste Zahlen, die das Pestel-Institut bundesweit für Städte und Kreise ermittelt hat. Die Wissenschaftler haben die Bevölkerungsentwicklung im Rahmen einer Studie zur künftigen Wohnsituation von Senioren für den Bundesverband des Deutschen Baustofffachhandels (BDB) untersucht. „In den kommenden Jahren werden im Kreis Neuwied immer mehr ältere Menschen eine barrierearme Wohnung brauchen – ohne Treppenstufen, dafür mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl“, so Gordon Deneu, der stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbands Koblenz-Bad Kreuznach der IG BAU.

Barrierefreies Wohnung

Der Pressemitteilung zufolge müssten die Zahlen den Wohnungsbaupolitikern schon jetzt Kopfzerbrechen bereiten: Nach Angaben des Pestel-Instituts benötigen bereits heute mehr als 6550 Haushalte im Kreis Neuwied eine Seniorenwohnung, weil in ihnen Menschen im Rentenalter leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. In 20 Jahren werden nach Berechnungen der Wissenschaftler kreisweit mehr als 7900 Wohnungen gebraucht, in denen Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl klarkommen. „Damit herrscht auch jetzt schon ein massiver Mangel an Seniorenwohnungen. Und demnächst gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Dann steuern wir sehenden Auges auf eine ‚graue Wohnungsnot‘ zu“, warnt Deneu.

Neben dem Mangel an altersgerechten Wohnungen befürchtet die IG BAU auch eine zunehmende Altersarmut durch das Wohnen. Bei der Boomergeneration drohten künftig zwei Dinge „fatal aufeinanderzutreffen“: erstens die Gefahr eines sinkenden Rentenniveaus und zweitens steigende Kosten fürs Wohnen. Mieter seien hier genauso betroffen wie Menschen mit Wohneigentum, wenn beim Einfamilienhaus oder der Eigentumswohnung Sanierungen fällig würden. „Wenn die Wohnkosten weiter im Tempo der vergangenen Jahre steigen, werden viele Senioren, die damit heute längst noch nicht rechnen, ihren Konsum einschränken müssen. Ältere Menschen werden die hohen Mietpreise oft kaum noch bezahlen können. Für viele wird es dann finanziell richtig eng. Deshalb werden auch im Kreis Neuwied künftig deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, betont Deneu.

Finanzielle Anreize

Um den Wohnungsmarkt für die kommende Rentnergeneration besser vorzubereiten, fordert die IG BAU die Schaffung von mehr preiswertem, vor allem aber auch altersgerechtem Wohnraum. „Deshalb brauchen wir auch für den heimischen Wohnungsmarkt klare finanzielle Anreize. Angesichts der drohenden ‚grauen Wohnungsnot‘ ist deutlich mehr Geld für den Neubau von Seniorenwohnungen, aber auch für die altersgerechte Sanierung bestehender Wohnungen erforderlich“, so der stellvertretende Bezirksvorsitzende der IG BAU Koblenz-Bad Kreuznach. Hier seien alle gefordert – Kommunen, Land und Bund.

Das Bundesbauministerium stelle in diesem Jahr einen Fördertopf von 75 Millionen Euro über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für den altersgerechten Umbau von Wohnungen zur Verfügung. „Das Geld wird dringend gebraucht. Aber es reicht bei Weitem nicht. Das hat das vergangene Jahr gezeigt“, so Deneu.

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