Vettelschoß. Wie klebt man Schokoschuppen auf einen Schokoladendrachen? Charline Hecken weiß, wie es geht: Mit sehr viel Fingerspitzengefühl, unterstützt durch ein stabiles Nervenkostüm und natürlich sehr viel Schokolade. Warum macht man das? Man nimmt am „Championnat du Chocolat“ in Koblenz teil, wo Chocolatiers aus ganz Deutschland um den Meistertitel kämpfen und dabei die hohe Kunst des Konditorenhandwerks präsentieren.

Die 24-jährige angehende Konditormeisterin aus Vettelschoß hat im vergangenen Jahr an dem Wettbewerb teilgenommen und sich vom Start weg in der Expertenkategorie unter insgesamt 18 Wettstreitern aus sieben Bundesländern den zweiten Platz gesichert. Die Teilnahme an dem alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb hatte sie selber gar nicht geplant. „Mein Ausbilder hatte unsere Meisterklasse angemeldet. Der Drache war mein allererster Versuch, so eine große Skulptur zu fertigen. Sie war fast einen Meter hoch, mindestens 30 Kilogramm schwer und nur aus Schokolade gebaut. Die Statik ist bei solch großen Objekten immer eine Herausforderung“, berichtet Hecken, die bald ihre Meisterprüfung ablegt.
Gelernt hat sie in Simones Konditorei in Waldbreitbach. „Das ist die Konditorei meiner Schwiegermutter. Wir teilen die gleiche Leidenschaft, und das Handwerk bleibt so in der Familie“, sagt sie lachend.
Selbst isst die Tortenfee lieber Herzhaftes
Apropos Familie: Zur Familie gehören auch Bianca und Celine Engel, die Anfang April die Gastronomie am Blauen See in Vettelschoß, das „Blauer See Beach House Restaurant“, eröffnet haben. „Bianca ist meine Stiefmama und wir verstehen uns alle richtig gut. Am Wochenende gibt es dort Kaffee und Kuchen. Die Torten und Kuchen mache ich natürlich für das Beach House. Das Konditorhandwerk ist nun mal meine Leidenschaft“, sagt sie.
Und das war schon immer so. Schon als Mädchen hat sie gern gebacken und Torten für Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen in der Familie hergestellt. Was eigentlich verwundert, denn Hecken mag lieber was Handfestes statt Kuchen. „Ich mag es eher herzhaft. Ich probiere natürlich meine Tortenkreationen und habe natürlich süße Vorlieben, dazu gehört zum Beispiel eine Pfirsich-Maracuja-Creme. Aber Kuchen oder Torten zum Kaffee esse ich selber kaum noch. Das sollen sich die anderen schmecken lassen“, sagt sie und hat einen Tipp für alle Backanfänger. „Einfach alles einmal ausprobieren und keine Angst davor haben, dass es nichts wird. Irgendwann wird es gut.“

Für sie stand also schon als Kind fest, dass sie einmal Konditorin werden will. „Was mich daran reizt, ist die Kreativität, wenn es darum geht, individuelle Hochzeitstorten zu konzipieren und umzusetzen. Oder Geburtstagstorten, die zum Beispiel Hobbys oder Vorlieben des Geburtstagskindes aufgreifen. Der Lohn für mich ist auch, wenn die Leute total begeistert von den Torten sind und sie dann natürlich auch noch richtig gut schmecken“, meint sie.
Für den Samstag oder Sonntagskaffee im „Blauer See Beach House Restaurant“ steht die Optik an zweiter Stelle. „Es gibt vor allem die Klassiker, wie Creme- und Sahnetorten, aber auch eine Eierlikörtorte und ausgefallene Kreationen sind dabei. Ich richte mich auch ein bisschen nach den Vorlieben der Gäste“, kündigt sie an.
„Das ist genau mein Weg, mein Handwerk und meine Leidenschaft.“
Charline Hecken
Und was ist aus dem preisgekrönten Schokodrachen geworden? „Er wurde leider von Maden befallen. Ich hätte ihn mit Autolack einsprühen müssen, um ihn zu konservieren. Nächstes Jahr findet wieder das „Championnat du Chocolat“ statt. Ich werde erneut teilnehmen. Meine Planungen laufen bereits. In die Schaustücke sowie in andere Kreationen fließen mein Herzblut und meine Kreativität. Es sind immer sehr viele Stunden an Vorbereitung. Das ist genau mein Weg, mein Handwerk und meine Leidenschaft“, betont sie.
Autolack gegen Maden
Was sie im kommenden Jahr zeigen will, verrät sie noch nicht. Nur so viel: „Es wird dem Gedenken an meine Oma gewidmet sein. Auf jeden Fall werde ich die Skulptur im Anschluss mit Lack konservieren, damit Maden keine Chance haben“, kündigt sie an.

Junge Pächterin erfüllt sich Traum: Beach House Restaurant jetzt ganzjährig geöffnet
Der Blaue See in Vettelschoß ist ein Badesee mit angeschlossenem Campingplatz. Jetzt hat auch die Gastronomie – unabhängig vom Badebetrieb – ganzjährig geöffnet. Die junge Pächterin hat sich sehr viel vorgenommen.