Bad Hönningen. Albrecht Dürers „Engelkampf“ gibt das Thema vor, das Tobias Gellscheid in seinem Holzschnitt „Rest“ beinahe zeitgenössisch interpretiert. Dürer und Gellscheid, hängen in der neuen Ausstellung der Bad Hönninger Kunstexpertin und Kunsthändlerin Jutta Kleinknecht neben Sybille Raths „Der Schlaf der Vernunft“ und vis-a-vis der gemalten Stille, den Wolkenbildern von Rita Lass. Dazu gesellen sich Thomas Kesselers Atelierstudie, Stiche von Pierre Eugene Aubert oder der Krähe von Gaylord Schanilec.
In neuen Galerieräumen in Bad Hönningen zeigt Kleinknecht ihre aktuelle Ausstellung, die mit „himmelblau und rabenschwarz“ überschrieben ist. Sie hat eine Auswahl von 50 Arbeiten auf Papier aus fünf Jahrhunderten zusammengestellt, die sie mit ausgewählten Skulpturen, Objekten und Malerei kombiniert. Es sind teilweise Blätter, die man sonst nur in Museen sieht. In ihren Ausstellungen, die sie einmal im Jahr zeigt, hat sich Kleinknecht der sensiblen Gegenüberstellung von alter und moderner Kunst verschrieben. Die aktuelle Ausstellung ist bemerkenswert, umso mehr, als man spannende, hochkarätige Kunst, nicht unbedingt in Bad Hönningen erwartet. Aber das scheint sich zu ändern. Der Künstler und Architekt Thomas Kesseler hat sein Atelier in Bad Hönningen und zum Ende des Sommers wird ein weiterer, international bekannter Künstler sein Atelier in der Badestadt eröffnen.
Geschichten hinter der Kunst
Für ihre Ausstellungen, die sie einmal im Jahr zeigt, begibt sie sich zunächst auf eine lange Spurensuche. Sie interessiert nicht nur das Werk, sondern für seine Geschichte und vor allem die Geschichte hinter den Geschichten und der Kunst. „Für mich werden die Stücke dann besonders interessant, wenn sie bei genauem Hinschauen noch mehr erzählen. Ich mag Künstlerabzüge oder Frühdrucke, weil sie sozusagen Spuren zeigen. Manchmal muss ich Künstler wirklich löchern, damit sie mir diese Arbeiten überlassen“, sagt sie. Dabei begibt sie sich geradezu auf detektivische Spurensuche nach Zeichen in den Werken, die einen Blick auf die Entstehungszeit oder auf den Künstler selber erlauben. „Für mich sind Probedrucke, die den dann verworfenen Zustand der Bilder zeigen, faszinierend. So wird die Entstehungsidee transparent.“ Fasziniert ist sie auch von den Minus-Aquarellen von Wilhelm Scheruebl bei denen der Künstler mit der wässrigen Aquarellfarbe experimentiert, die gefroren auf dem Papier zu Eiskristallen wurde.
„Der Ausstellungstitel erscheint mir wie ein Gleichnis unserer Zeit“, sagt sie und verweist auf Dürers „Engelkampf“, der 1498 entstand, als in Folge von sintflutartigen Regenfällen und Hochwasser, Vorhersagen vom Weltende grassierten. „Dürers Engel stürzen die Herrschaft von Kirche und Staatsmacht auf Erden. Während der bereits zu Boden gegangene Kaiser noch versucht, seine Krone festzuhalten, wird der Papst von einem der Schwertengel zu Boden gestreckt“, erläutert sie.
Kunsthistorikerin mit großer Expertise
Kleinknecht studierte Kunstgeschichte. 1995 begann sie ihre Laufbahn als Expertin für Arbeiten auf Papier in einem renommierten Schweizer Auktionshaus. Hier entdeckte sie ihre Liebe für die Zeichenkunst der deutschen Romantik. Nach weiterer Station im Auktionshandel war sie Geschäftsführerin in einem international bedeutenden Haus für Handzeichnung und Druckgrafik alter und neuer Meister. 2010 gründete Kleinknecht ihren Kunsthandel in Düsseldorf. Seit 2017 ist sie mit ihrer Familie in Bad Hönningen zu Hause. „Wir haben lange etwas Passendem gesucht. Wir wollten weg aus der Stadt. Durch Zufall haben wir es in Bad Hönningen gefunden. Im 18. Jahrhundert war unser Zuhause ein Weingut und im 19. Jahrhundert wurde es ein Rheinhotel, danach Wohnhaus.“ Und jetzt ist dort auch die Kunst zu Hause.
Die Ausstellung „himmelblau und rabenschwarz“ , wird am Samstag, 10. Mai, eröffnet. Zu sehen ist sie auch Sonntag, 11. Mai und am Wochenende 17. und 18. Mai jeweils von 11 bis 18 Uhr. Weitere Besuche bis zum 6. Juni nach Vereinbarung. Kreuzgasse 14, Bad Hönningen, Mobil 0178 583 95 78.