Mördersuche im Rheinland
Heimatforscher Thomas Napp schreibt historischen Krimi
Heimatforscher Thomas Napp aus Rheinbreitbach hat einen neuen historischen Krimi geschrieben.
Heinz-Werner Lamberz

Während der Recherche zum Thema neutrale Zone im Rheinland stieß der Autor Thomas Napp aus Rheinbreitbach auf Fakten und Geschichten, die ihn zu einem spannenden Kriminalroman inspirierten. 

Rheinbreitbach. Wir schreiben das Jahr 1922. Das Rheinland ist infolge des Ersten Weltkrieges 1918 von den alliierten Truppen besetzt worden. Nur ein schmaler Landstreifen zwischen Königswinter und Bad Hönningen ist unbesetzt. In dieser neutralen Zone, die vom Rest Deutschlands so gut wie abgeschnitten ist, herrscht große Not. Die Menschen können nur durch Schmuggel oder Diebstahl von Waren aus den besetzten Städten überleben. Das Geschäft läuft gut, was den Besatzungsmächten jedoch ein Dorn im Auge ist. In diesem Szenario ist der neue Roman von Thomas Napp verortet. Der Grundschullehrer, Autor zahlreicher Publikationen zur Regionalgeschichte und Heimatforscher aus Rheinbreitbach, hat jetzt sein Buch „Das Vaterland und seine Mörder“ vorgelegt, in dem er auf 98 Seiten rund um ein fiktives Verbrechen Einblick in die herausfordernden Jahre in diesem von der Außenwelt fast abgeschnittenen Landstreifen entlang des Rheins gibt.

Bahnwärter Mühlenbein wird Opfer eines Verbrechens

Der Inhalt kurz umrissen: Der Mord an dem Bahnwärter Mühlenbein in Rheinbreitbach zwingt die Landgendarmerie, zu handeln. Die Vermutung liegt nahe, dass der Bahnwärter von dem Schmuggler Küpper umgebracht wurde. Das Motiv soll ein Streit um Schmuggelware aus einem Zug gewesen sein. Küpper steht unter Mordverdacht. Doch der vom Ersten Weltkrieg gezeichnete junge Landpolizist Karl Abendroth wird misstrauisch, als er einen silbernen Totenkopfring am Tatort findet. Entgegen dem Willen seines Vorgesetzten macht er sich daran, mehr über den Ring herauszufinden und stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis.

„Die Fakten im Buch sind authentisch.“
Autor Thomas Napp

„Ich bin im Zuge meiner Recherchen zu einem Artikel über die neutrale Zone über den Themenbereich gestolpert. Dabei habe ich erfahren, dass ein Eisenbahnwaggon in Unkel überfallen wurde, es gab historische Berichte über Schmuggel und Diebstähle und über die Not der Menschen und wie sie versucht haben, die Herausforderungen der Zeit zu meistern“, erzählt Napp, wie die Idee zu seinem Roman reifte. Historische Berichte und Erzählungen hat er verwoben und daraus einen Kriminalroman gemacht. „Ich habe in vielen Quellen recherchiert. Die Fakten im Buch sind authentisch, wie zum Beispiel, dass eine Gruppe von Schmugglern einen Flugzeugmotor geklaut hat, der bei einer Razzia in Rhöndorf entdeckt wurde. Diese Geschichte ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie kreativ die Leute waren, wenn es ums Überleben ging“, so Napp.

Aber, wozu brauchte man damals einen Flugzeugmotor? „Mit dem konnte man andere Maschinen wie etwa Mühlen oder Ähnliches antreiben“, so der Autor. Im Roman tauchen Familiennamen wie Spürkel oder Küpper auf, die, wie Napp betont, typisch für die Region sind, jedoch nichts mit den handelnden Personen im Buch zu tun haben.

Den Siegermächten war ein fundamentaler Fehler unterlaufen

Napp ordnet die Geschehnisse in den historischen Kontext ein. „Der Erste Weltkrieg war vorbei. Die erste Republik auf gesamtdeutschen Boden entstand. Im Waffenstillstand von Compiègne sowie dem Frieden von Versailles wurde die Besetzung des Rheinlandes von den Siegern beschlossen. Rund um die Städte Koblenz, Köln und Mainz wurden rechtsrheinisch Brückenköpfe gebildet, die unter Verwaltung der Engländer, Franzosen und US-Amerikaner standen. Das Rheinland diente auch als Faustpfand für die von Deutschland zu zahlenden Reparationen an die Siegermächte“, umreißt Napp die damalige Zeit.

In dieser politischen Gemengelage sei den Siegermächten jedoch ein fundamentaler Fehler unterlaufen. „Zwischen den rechtsrheinischen Brückenköpfen entstanden sogenannte neutrale Zonen, auch zwischen Königswinter und Bad Hönningen, die zwar offiziell zur neugegründeten deutschen Republik gehörten, doch weitgehend von der Infrastruktur vom Rest Deutschlands abgeschnitten waren.“ Die Menschen dort litten Hunger. Es fehlten auch Arbeitsplätze, Kohlen und Wohnraum. Und: Das Geld war nichts mehr wert.

Das Vaterland und seine Mörder“ von Thomas Napp ist bei BoD – Books on Demand erschienen.

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