Neuwieder Einzelhändler klagen
Hat Marktplatz zu viele Parkplätze „vernichtet“?
Die Neuwieder hatten sich per Bürgerbeteiligung für einen Platz entschieden, auf dem viele Veranstaltungen stattfinden können. Beim Umbau mussten deshalb Dutzende Parkplätze weggefallen.
Rainer Claaßen

Seit der Umgestaltung des Marktplatzes in Neuwied können hier auch Großveranstaltungen stattfinden - dafür sind aber Dutzende Parkplätze weggefallen. Für viele Neuwieder, die ihr Auto hier bislang problemlos abstellen konnten, ist das ein Problem.

Der umgestaltete Marktplatz in Neuwied hat bestimmt seine Fans - aber zu diesen gehören eher nicht die Autofahrer, die in diesem Bereich der Stadt einen Parkplatz suchen. Vor dem Umbau gab es hier nämlich insgesamt mehr als 100 Parkplätze. Jetzt sind es nur noch 35. Viele Bürger ärgern sich darüber, denn der Platz liegt sehr dicht an der Innenstadt. Gerade für einen kurzen Ausflug zu einem schnellen Einkauf bot sich der Platz an, auf dem fast immer ein Stellplatz zu finden war.

„Unsere Kunden beklagen sich regelmäßig darüber, dass sie nun nur noch sehr schwer einen Parkplatz auf dem Marktplatz finden.“
Geschäftsführerin Pia Mintgen, Modehaus Mintgen

Besonders betroffen von dem Umbau ist das Modehaus Mintgen in der Engerser Straße. Geschäftsführerin Pia Mintgen schildert die Situation: „Unsere Kunden beklagen sich regelmäßig darüber, dass sie nun nur noch sehr schwer einen Parkplatz auf dem Marktplatz finden. Von dort sind es ja nur ein paar Schritte zu unserem Laden. Zum Glück verfügen wir noch über einige Stellplätze im Hinterhof, die über die Zufahrt in der Marktstraße erreichbar sind.“

50 Meter weiter ist die Filiale von Arlette Moden. Eine langjährige Mitarbeiterin bestätigt die Beobachtung von Pia Mintgen. Ohnehin hat nach ihrer Beobachtung die Kundenfrequenz in der Innenstadt seit Jahren immer weiter nachgelassen. Ohne Ankündigung wurde kürzlich etwa der Geldautomat bei der ehemaligen Filiale der Sparkasse in der Engerser Straße entfernt. Ein weiterer Baustein, der die Attraktivität des Standortes verringert, findet sie.

Der neue Marktplatz ist für Veranstaltungen gedacht, nicht als Parkplatz.
Rainer Claaßen

Auch eine Mitarbeiterin von H&M in der Mittelstraße wird von Kunden regelmäßig darauf angesprochen, dass die Parkplätze auf dem Marktplatz fehlen. Belastbare Zahlen zu Umsatzverlusten gibt es allerdings nicht.

Etwas anders sieht Jonas Baucke, Geschäftsführer des Modehauses Sinn in der Mittelstraße, die Situation. Er lebt selbst in einer größeren Stadt und sieht Neuwied im Vergleich dazu gut aufgestellt: „Es gibt ja ganz in der Nähe gleich mehrere Parkhäuser. Dort werden reichlich Parkplätze zu wirklich günstigen Preisen angeboten.“

Baustellen in der City erschweren Situation zusätzlich

Klar ist: Mit dem Parkplatzangebot von Händlern außerhalb von Innenstädten – etwa im Gewerbegebiet Mülheim-Kärlich – können die Einzelhändler in der Stadt nicht mithalten. Vielen Kunden scheint diese Bequemlichkeit aber wichtig zu sein.

Zukünftig will die Stadtverwaltung mit Hinweisschildern auf das Parkplatzangebot aufmerksam machen. Das ergibt aber erst Sinn, wenn die Großbaustellen abgeschlossen sind. Insbesondere die Arbeiten in der Schlossstraße stehen dem noch im Weg. Gerade diese verschlechtert die Situation der Händler und Kunden zusätzlich – dieser Zugang zur Innenstadt fehlt, und die Baustelle erschwert den Fußweg von den beiden Parkhäusern in Richtung Mittelstraße. 

Damit Veranstaltugen, wie hier die Eröffnung des neuen Marktplatzes, stattfinden können, wurde auf dem Marktplatz auf Parkplätze verzichtet.
Rainer Claaßen

Auf Parkplätze auf dem Marktplatz wurde verzichtet, damit hier Veranstaltungen stattfinden können. Inzwischen gab es einige, und am Mittwoch, 14. Mai, startet von 15 bis 19 Uhr der erste Feierabendmarkt. Auch wenn die Bewertungen zur Neugestaltung des Platzes auseinandergehen, freuen sich viele über die Möglichkeit, auf dem historischen Platz auch größere Veranstaltungen durchzuführen.

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