Diskussionsveranstaltung zur regionalen Landwirtschaft in Asbach bringt provokante Thesen hervor
Haben Agrarkritiker in Medien die Oberhand? Provokante Thesen bei Veranstaltung zur Landwirtschaft in Asbach
Auf der Bühne von links: Mario Orfgen, Nico Beckers-Schwarz, Helmut Stuck, Patrick Liste und Moderator Kai Tenzer. Foto: Simone Schwamborn
Simone Schwamborn

Wie wichtig die Rinderhaltung für die Region und Lebensmittelversorgung ist, ist bei einer Dialogveranstaltung im Asbacher Bürgerhaus deutlich geworden. Unter dem Titel „Ein Teller voll Gras? Tierhaltung im Fokus“ lud die Initiative „Landwirtschaft, die Werte schafft“ ein, um den Austausch zwischen Bürgern und Landwirten zu fördern. In der aktuellen Situation, in der die Landwirte durch Proteste Aufmerksamkeit erlangen, sei es geboten, Weichenstellungen für die Zukunft zu fordern.

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Der Landwirtschaft komme „als Wirtschaftskraft, Landschaftspfleger und Lebensmittelproduzent“ eine hohe Bedeutung in der Gesellschaft zu. Und: Die Ernährung für die Zukunft zu sichern und zugleich Klima- und Umweltschutz zu betreiben, sei gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hieß es bei der Veranstaltung.

Landwirtschaft wieder mehr in die Gesellschaft tragen

Referent Patrick Liste, Chefredakteur des Wochenblattes für Landwirtschaft und Landleben (Münster), schlug vor, das 2022 ins Leben gerufene Projekt „Zukunftsbauer“ stärker mit Leben zu füllen. Beide eingeladenen Referenten, Liste und der Mucher Tierarzt Nico Beckers-Schwarz, lobten, dass der Veranstalter mit Dialogveranstaltungen dazu beitrage, dass die Themen der Landwirte in die Gesellschaft hineingetragen und veraltete Vorstellungen abgelöst werden.

Das Sprecherteam setzt sich aus Marion Schmitz, Mario Orfgen, Bernhard Höfer, Michael Hassel und Doris Fey zusammen. Tierhaltungsverordnungen, gesetzliche Vorgaben, Förderprogramme, Verbraucherforderungen – für die Landwirtschaft sei vieles komplizierter geworden, leitete Moderator Kai Tenzer (Agentur Cyrano) das Gespräch vor etwa 60 Gästen ein.

Von Agrarkritikern und Kontakt zum Verbraucher

„Wie schaffen wir eine Tierhaltung, die wirtschaftlich ist und gleichzeitig gesellschaftlich akzeptiert wird? Wie schaffen wir es, Verträge zu sichern und gleichzeitig Umwelt und Klima zu schützen?“, fragte Referent Liste unter anderem. Er stellte vier provokante Thesen auf, die die Suche nach Antworten nicht gerade erleichtere: Die Landwirtschaft habe den Kontakt zum Verbraucher verloren, Agrarkritiker hätten in den Medien die Oberhand, die Politik schaffe keine langfristige Perspektive und die Branche selbst habe keine überzeugende Zukunftsstrategie. Die Landwirte müssten das Heft in die Hand nehmen und ihre Leistungen und Forderungen sichtbarer machen für Politik und Gesellschaft.

Tierarzt Beckers-Schwarz referierte über die Bedeutung der Rinderhaltung auf Grünland als „beste Grasveredelung“, präventive Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung von Nutztieren sowie Steigerung der Milchleistung durch optimale Haltungsbedingungen. „Der ‚Zukunftsbauer‘ arbeitet nachhaltig, mit hohen Leistungen, effizienter Produktion und regional“, sagte der Tierarzt.

Landwirtschaft fördert Tourismus

An der Diskussion nahmen auch Orfgen und Helmut Stuck, Leiter Milchverwaltung bei Hochwald Foods, teil. In der Debatte wurde unter anderem auf die Folgen des Rückgangs der Rinderhaltung aufgrund des Kostendrucks hingewiesen. „Dann werden auch Teile des Grünlandes nicht mehr bewirtschaftet und die aus der Produktion übrig gebliebene Biomasse nicht mehr weiter verarbeitet. Mit der Bewirtschaftung des Grünlandes leisten wir einen gesellschaftlichen Beitrag, zum Beispiel für den Tourismus“, sagte Orfgen und betonte, dass auch Arbeitsplätze verloren gingen.

Thema war auch die Macht des Handels, der stärker in die Pflicht genommen werden müsse. Es könne nicht sein, dass dieser die Standards setze. Erzeuger, Verarbeiter und Handel müssten hier an einen Tisch kommen, wie bei der Tierwohl-Initiative. Dazu sagte Stuck: „Dass weniger Milch bessere Preise bringt, ist eine Illusion, weil der Markt offen ist“. Wenn die Menge zurückgefahren werde, um höhere Preise zu erzielen, kämen durch die besseren Preise mehr Produkte aus dem Ausland auf den Markt. „Der Milchpreis wird nicht bei Aldi oder Lidl, sondern auf dem Weltmarkt gemacht“, betonte Stuck.

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