Medizinkonzept vorgestellt
Große Eingriffe nur noch in Neuwieder Elisabethklinik
Die Notfallzentrale, Intensivmedizin und große operative Eingriffe soll es ab 1. April nur noch im Marienhaus-Klinikum St. Elisabteh geben.
Jörg Niebergall

In einem Medizinkonzept legt die Marienhaus-Gruppe fest, welche Schwerpunkte ab 1. April im DRK-Krankenhaus Neuwied bleiben und welche das Elisabeth-Klinikum übernimmt. Was das für Patienten heißt, erfuhr unsere Zeitung im Gespräch.

Heute seien das Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth und das DRK-Krankenhaus in Neuwied noch zwei voneinander getrennte Häuser mit vielfach gleichen Abteilungen, sagt Günter Iking, kaufmännischer Direktor des Marienhaus-Klinikums Neuwied-Waldbreitbach. Ab dem 1. April, dem Tag, an dem die Übernahme des insolventen Hauses durch die Marienhaus-Gruppe in Kraft tritt, wird sich das ändern. Dann gebe es einen Standort mit zwei Häusern, sagt er und vergleicht die Situation mit der von Universitätskliniken. Die lägen auch innerhalb eines 2000-Meter-Radius.

So bleibe trotz Krankenhausreform das gesamte Leistungsspektrum für Neuwied erhalten, weiß Pressesprecher Dietmar Bochert. „Mit dem Zusammenlegen beider Krankenhäuser kommen wir nicht in die Verlegenheit, dass wir Leistungsgruppen verlieren“, macht auch Iking im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Denn die Krankenhausreform sieht 65 sogenannte Leistungsgruppen vor, die als Abrechnungsgrundlage dienen. Dafür müssen bestimmte personelle und tech­nische Voraussetzungen erfüllt sein; dazu kommen eine bestimmte Höhe von Fallzahlen. So sei die Versorgung für Stadt und Region sicher, sagt Iking.

„Wenn wir es gut machen wollen, müssen wir es zentrieren.“
Günter Iking, kaufmännischer Direktor des Marienhaus-Klinikums Neuwied-Waldbreitbach

Um das zu gewährleisten, hat der Käufer des DRK-Krankenhauses ein medizinisches Konzept für die Übernahme erstellt. Das wurde am 6. und 7. März jeweils den Beschäftigten der beiden Krankenhäuser vorgestellt. Eine zentrale Notaufnahme werde es ab 1. April nur noch im Klinikum St. Elisabeth geben, nennt Iking einen wichtigen Aspekt des Konzepts. Dort gebe es den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, führt er einen Punkt an, ebenso wie alle zur Versorgung notwendigen Einrichtungen.

Auch die ärztliche Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) werde ins Marienhaus-Klinikum Neuwied verlegt. Dann hätten die Patienten eine Anlaufstelle und wüssten, wo sie hinmüssten, so Iking. Zukünftig, so das Ziel, solle es hier ein Integriertes Notfallzentrum geben, führt Claus Schneider, ärztlicher Direktor von St. Elisabeth Neuwied, aus. „Wenn wir es gut machen wollen, müssen wir es zentrieren“, stellt Günter Iking fest.

22 Intensivbetten sind möglich

Die Intensivversorgung soll in der Klinik St. Elisabeth ebenfalls ihren alleinigen Platz haben. 22 Intensivbetten seien hier möglich. Dann müsse auch nicht mehr abgemeldet oder nach Koblenz verlegt werden, sind sich die Verantwortlichen sicher. Neben dem Notfallschwerpunkt sollen auch Gynäkologie, Geburtshilfe und Pädiatrie in der Friedrich-Ebert-Straße in Neuwied bleiben. 

Unter anderem Kardiologie, Ortho-Unfall-Chirurgie oder Neurochirurgie, die es bisher nur im DRK-Krankenhaus gibt: Alle großen Eingriffe, die Intensivmedizin erwarten lassen, sollen ausschließlich im Marienhaus-Klinikum stattfinden, schildert Iking weiter. Acht Operationssäle gebe es an diesem Standort, Intermediate Care werde hier wieder aufgebaut, berichtet der kaufmännische Direktor.

Ambulante Eingriffe, die Sprechstunden, die Belegärzte und das MVZ sollen im DRK-Krankenhaus zenriert werden.
Jörg Niebergall

Im DRK-Krankenhaus sollen die ambulanten und planbaren Eingriffe stattfinden, orthopädische etwa, wie Knie- und Hüftoperationen. Auch die Neurochirurgie, die es nur hier gebe, solle bleiben. Röntgen, Computertomografie und Monitoring soll es auch hier geben, allerdings nicht mehr rund um die Uhr, sondern im Bereich der Regelarbeitszeit. Patienten könnten so weiterhin nach ambulanten Eingriffen für ein, zwei Nächte überwacht werden.

Die allgemeine Innere Medizin und die Belegabteilungen würden in der Marktstraße beibehalten, „solange es die Krankenhausreform zulässt“, schränkt Iking ein. Die medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sollen hier gebündelt werden, mit zentrierter Facharztkompetenz auf einem Flur. Die externe Onkologie und Strahlentherapie blieben, wie und wo sie seien. Und auch die Sprechstunden sollten fast ausnahmslos im DRK-Klinikum Raum finden.

„Aus Sicht der Krankenhausreform ist das maximal notwendig.“
Günter Iking zum neuen Schwerpunkt Geriatrie

Kleinere Eingriffe wie die – weltweit häufigste, wie Mediziner Schneider als ärztlicher Direktor weiß – Operation eines Leistenbruchs, für die niedergelassene Ärzte oft nicht die Ausstattung hätten, würde ebenfalls im übernommenen Krankenhaus stattfinden. „Diese Leistungen erbringen wir, weil wir sie erbringen müssen, um die Versorgung sicherzustellen“, macht Iking deutlich. Bis Jahresende soll es im DRK-Krankenhaus 130 bis 140 Betten geben. „Der Bedarf dafür ist da“, ist er sich sicher.

Ein neuer Schwerpunkt solle zukünftig mit der Geriatrie gelegt werden, die in der Bettenzahl noch nicht berücksichtigt sei. „Aus Sicht der Krankenhausreform ist das maximal notwendig“, betont Günter Iking. Die psychiatrische Tagesklinik, in der es bisher 20 Plätze gebe, solle erweitert werden. Sie sähen hier einen Bedarf von mindestens 40 Plätzen, so Iking. Zusammen mit der Gerontopsychiatrie in Waldbreitbach ergebe sich ein Rundum-Paket.

„Mit dem Konzept wollen wir die Patienten hochwertig versorgen und unnötigen Transport vermeiden“, so Günter Iking. Auch wenn sie ein freier, gemeinnütziger Träger seien, müsse das Konzept wirtschaftlich tragbar sein. Viele Behandlungen, die derzeit stationär stattfänden, würden von der Kassenärztlichen Vereinigung nur ambulant vergütet. Deshalb müssten sie anders agieren, macht Iking deutlich.

Die Allgemeinchirurgie arbeite in beiden Häusern schon lange zusammen, so Claus Schneider. „Die Übernahme ist eine Riesenchance für beide Seiten, gewissen Dinge auf einem hohen Niveau und mit der notwendigen Schlagzahl zu machen, um hinterher in die entsprechenden Leistungsgruppen zu kommen“ ist sich der ärztliche Direktor und Chirurg sicher.

Top-News aus der Region