Die abgelaufene Spielzeit im Schlosstheater war erfolgreich, die Stücke kamen durchgängig gut an. Da fast nur Komödien gespielt wurden, fehlte manchen Besuchern etwas Tiefgang. Diese können jetzt im Jungen Schlosstheater auf ihre Kosten kommen, wo ab Dienstag, 10. Juni, das Stück „Grau ist keine Farbe“ von Hannah Schopf gespielt wird.
Die Inszenierung für Jugendliche und Erwachsene ist die erste Regiearbeit von Inga Leimpeters, die in Neuwied schon länger erfolgreich als Regieassistentin wirkt. Es ist ihr gelungen, die Darsteller zu einer großartigen Leistung zu animieren – bei der Generalprobe hatte unsere Zeitung exklusiv Gelegenheit, das Stück vorab zu sehen.

Das Mädchen Merkur möchte eine Weltreise machen. Da die Unterstützung der Eltern nicht ausreicht, nimmt sie einen Job an: Während der gesamten Sommerferien arbeitet sie bei einem Campingplatz-Kiosk an der See. Ihr Vorgesetzter dort ist der etwa gleichaltrige Dino, dessen Mutter der Platz gehört. Eine weitere, ebenfalls jugendliche Mitarbeiterin ist Nixon. Komplettiert wird die Runde durch Salvia, die als Gast auf dem Campingplatz ist, sich aus verschiedenen Gründen aber lieber in der Nähe von Dino aufhält.
Die Kostüme von Sylvia Rüger, das schlichte, aber gut funktionierende Bühnenbild vom Technikteam des Theaters sowie der gelungene Soundtrack verleihen dem kleinen Saal entspannte Strandatmosphäre. Von Beginn an mischen sich allerdings Irritationen ein – vor allem Dino neigt zu unvorhersehbaren Wutausbrüchen und macht nicht nur der neu angekommenen Merkur das Leben schwer.
Hannah Marie Bahlo als Merkur: mal aggressiv, mal verletzlich
Veit Schieder stellt die Unsicherheit des jungen Mannes, die der mit Aggression überspielen will authentisch dar. Das ambivalente Verhalten wird bei ihm am deutlichsten, aber auch die anderen Jugendlichen zeigen situationsabhängig ganz unterschiedliche Charaktereigenschaften. Katharina Donath und Lara Berenike Dabbous vermitteln als Nixon und Salvia glaubwürdig eine große Bandbreite an Empfindungen.
Den Hauptpart hat allerdings die mal aggressive, mal verletzliche Hannah Marie Bahlo als Merkur, die schon bald zum Hauptopfer der Machtspiele in der Gruppe wird. Unterschiedliche Versuche, mit der unerträglichen Situation zurechtzukommen, bleiben erfolglos. Wer ehrlich mit sich selbst ist, wird sich an eigene Erlebnisse erinnern.

Bei den Jugendlichen sind die Verhältnisse noch nicht zementiert. Ihr Mobbingverhalten dient als Methode, um die eigene Position zu festigen. Die Stellung von Dinos Mutter (Daniela Wutte) hingegen ist schon verhärtet – selbst ihrem Sohn gegenüber agiert sie rücksichtslos.
Das Stück regt dazu an, über Ursachen und Auswirkungen von jeder Art von Mobbing nachzudenken. Die Beschäftigung damit endet für die Besucher sicher nicht mit dem Ende der Aufführung. Jugendliche dürften sich besonders angesprochen fühlen, aber auch Erwachsene können hier einiges lernen.
Nicht nur für die Premiere am Dienstag, 10. Juni, um 17 Uhr gibt es unter www.schlosstheater.de und Telefon 02631/22288 noch Karten.