Andrea Ehrhardt hat die 2. Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Feldkirchen-Altwied übernommen - an der Seite ihres Mannes
Gekommen, um zu bleiben: Andrea Ehrhardt tritt die zweite Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Feldkirchen-Altwied an
In einem Open-Air-Gottesdienst an der Feldkirche ist Pfarrerin Andrea Ehrhardt offiziell in die 2. Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Feldkirchen-Altwied eingeführt worden. Ihr Mann Heiko Ehrhardt (im Bild) hat dort die 1. Pfarrstelle inne. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Feldkirchen/Altwied. Seit vergangenen Sonntag ist es offiziell: Superintendent Detlef Kowalski hat Pfarrerin Andrea Ehrhardt in einem Open-Air-Gottesdienst an der Feldkirche in die zweite Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde Feldkirchen-Altwied eingeführt. Unter der Mitwirkung von Prädikantin Margarete Moritz, Schulpfarrer Jörg Eckert und Pfarrer Heiko Ehrhardt begleiteten sie rund 120 Gäste, darunter auch Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig, bei diesem Schritt. Kantorin Sabine Paganetti, Kantor Bernd Kämpf und das Ensemble „vocal im tal“ untermalte musikalisch. Es war ein Schritt, der sich schon in den vergangenen Monaten angekündigt hatte.

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Denn in der hiesigen Kirchgemeinde ist Andrea Ehrhardt schon seit Januar in einer Teilzeitstelle aktiv, seit Mai bekleidet die Mutter zweier erwachsener Kinder die Pfarrstelle nun zu 100 Prozent. „Wir haben uns schon einmal ein bisschen geschnuppert“, sagt sie lächelnd mit Blick das pastorale Team unter anderem mit Jörg Eckert und Margarete Moritz. „Und es hat gepasst.“

Zuvor hatte die 55-Jährige einige Jahre als Pfarrerin in Altenkirchen im Westerwald gearbeitet, während ihr Mann Heiko Ehrhardt bereits im Neuwieder Stadtteil als Pfarrer arbeitete. „Mein Mann ist viele Monate lang von Altenkirchen nach Neuwied gependelt, das war viel Fahrerei.“ Damit ist jetzt Schluss: Seit Kurzem hat das Ehepaar in Alt-Heddesdorf ein neues Zuhause gefunden.

Nun bilden Andrea und Heiko Ehrhardt nicht nur privat, sondern auch beruflich ein Team. Zusammen sind die beiden Pfarrer die Kirchengemeinde tätig. „Wir haben beide unsere eigene Meinung und möchten nicht als Körper mit zwei Köpfen, sondern als Individuen wahrgenommen werden“, stellt Heiko Ehrhardt klar.

„Wir müssen uns in unseren Rollen finden, es ist ein offenes Experiment“, sagt er und fügt dann lächelnd hinzu: „Der Experimentierrahmen ist nach 30 Jahren Ehe aber relativ klein.“ Auch Andrea Ehrhardt ist blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Wir kennen uns und wissen, was wir aneinander haben.“ Unterschiedliche Interessen sollen außerdem dabei helfen, die Arbeiten innerhalb der Kirchengemeinde gut untereinander aufzuteilen.

Wie Andrea Ehrhardt erzählt, macht ihr die Arbeit mit Kindern und mit Senioren besonders Spaß. Zudem gefällt ihr die Gemeinde- und die religionspädagogische Arbeit. „Auch Gottesdienste und Andachten mache ich sehr gerne.“ Zudem möchte sie sich in Neuwied in der Frauenhilfe engagieren und den christlich-jüdischen Dialog unterstützen. Schulpfarrer Jörg Eckert freut sich: „Wir sind ein Team und haben unterschiedliche Begabungen – die sollten wir nutzen.“

Schon beim Abitur stand für Andrea Ehrhardt fest: Sie möchte Theologie studieren. Warum? Ihre Religionslehrer und der Gemeindepfarrer hätten daran „Schuld“ gehabt, sagt sie und lacht. Das Belesene, das Väterliche, das Liebe und das Freundliche sind demnach deren Eigenschaften gewesen, die sie für die Lehre der Kirche begeistert hat. „So habe ich mir auch Gott vorgestellt.“ Hinzukommt Ehrhardts Interesse für ältere Sprache wie Latein, Griechisch und Hebräisch.

Mehrere Stationen durchläuft die Pfarrerin auf ihrem beruflichen Weg (siehe Zusatztext): Münster, Wetzlar und Königsberg sind nur ein paar. Besonders begeistert ist die angehende Pfarrerin damals von Rudolf Bultmann (1884-1976), mit dessen Werk sie sich im Studium intensiv beschäftigt. „Das war für mich der Grund, nach Marburg zu gehen“, erinnert sich Ehrhardt an ihren Umzug in die hessische Heimatstadt des Theologen. „Da wohnt der Geist von Bultmann.“

Nach der Geburt ihrer beiden Kinder verbringt sie einige Jahre als Hausfrau und Mutter. „Das war die schönste Zeit meines Lebens“, erinnert sich die werdende Oma heute mit einem Lächeln. Ihre neue Stelle tritt sie wegen der Corona-Pandemie in eher komplizierten Zeiten an. „Es ist schwierig und anstrengend, damit umzugehen, Ängste und Erwartungen sind hoch“, erzählt sie und fügt hinzu: „Aber gerade deswegen sind wir als Seelsorger gefordert.“

Für ihr eigenes Gleichgewicht sorgen derweil auch ihre Hobbys. „Ich singe sehr gerne und kann ein bisschen Gitarre und Klavier spielen“, sagt sie. In Altenkirchen habe sie schon in der Kantorei mitgewirkt. Auch Fitnesstraining, Tischtennis und Wandern gehört in ihre Freizeit genauso das Thema Literatur, wo sie eher auf Thriller und Krimis setzt. Die Kirchengemeinde dürfte nun auf ihre neue Pfarrerin setzen können. Sie ist jetzt zwar nicht ganz neu – aber offenbar gekommen, um zu bleiben.

Von unserem Redakteur Markus Kilian

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