Im spannenden Wahlkampf um die Nachfolger von Puderbachs VG-Bürgermeister Volker Mendel tritt Herward Geimer gegen Sven Schür, Alexander Mohr und Patrick Rudolph an. Gewählt wird am Sonntag, 6. April, eine mögliche Stichwahl ist am 27. April. Im Interview blickt Geimer auf den Wahlkampf, erklärt, warum er kandidiert, wie er das Thema Rechtsruck einschätzt und wie er die VG grundsätzlich nach vorne bringen möchte.
Wie blicken Sie auf den Wahlkampf?
Der Wahlkampf wird sehr kurz, da die Wahl bereits am 6. April stattfindet. Grundsätzlich erwarte ich einen sauberen und ordentlichen Wahlkampf. Es werden bei mir sicherlich die Klassiker dabei sein, so werde ich beispielsweise die Printmedien nutzen und über die sozialen Netzwerke werben. Ansonsten bleibt nicht mehr viel Zeit, sich auf Veranstaltungen vorzustellen, aber die eine oder andere Vorstellungsrunde werden wir Kandidaten noch hinbekommen.
Was war für Sie ausschlaggebend anzutreten?
Zur Kandidatur gekommen bin ich wie der Bock zur Milch. Vor etwas mehr als zwei Jahren bin ich das erste Mal aus den Reihen der Unternehmer darauf angesprochen worden, ob ich mir nicht vorstellen könnte zu kandidieren. Die Frage resultierte aus einer gewissen Unzufriedenheit. Nach und nach sind immer mehr an mich herangetreten – auch viele aus den Räten. Dann habe ich mich intensiver gedanklich damit befasst, obwohl es eigentlich nicht auf der Agenda meiner Lebensplanung stand. Im Spätsommer 2024 habe ich mich dann so weit entschlossen, zu kandidieren, meine Truppen zu sammeln und einen Plan für mich zu erstellen. Zudem bin ich jetzt 48 Jahre alt – wenn man einen solchen Schritt wagt, wann, wenn nicht jetzt? Grundsätzlich bin ich der Überzeugung, dass unsere Gesellschaft nur funktioniert, wenn sich jeder in irgendeiner Weise engagiert, ob im Vereinsvorstand, als Trainer oder in der Pflege von Angehörigen. Meine Form des sozialen Engagements ist schon lange die Kommunalpolitik.
Können Sie kurz etwas zu Ihrer kommunalpolitischen Erfahrung sagen?
Kommunalpolitisch bin ich schon sehr lange aktiv, zunächst habe ich mich in den Räten engagiert und in den Ausschüssen. Ich komme von hier und bin hier verwurzelt. Irgendwann habe ich den Gewerbeverein der Region Puderbach als Vorsitzender übernommen. Eine Position, wo man durchaus auf kommunaler Ebene etwas bewegen kann, was ich auch immer getan habe. Zum Beispiel wird auch mit mir in Verbindung gebracht, dass der Dernbacher Kindergarten nicht geschlossen wurde. Damals habe ich mich mit Dernbacher Bürgern zusammengeschlossen, um dies zu verhindern. Am Ende waren wir erfolgreich. Auch den Bau des Feuerwehrhauses in Raubach bringt man mit mir in Verbindung, oder der jetzt anstehende Straßenausbau geht auch auf unsere Initiative zurück. Aber das ist ja bekannt, da es medial begleitet wurde.
Abseits der kommunalpolitischen Erfahrung: Welche beruflichen Kompetenzen bringen Sie für das Bürgermeisteramt mit?
Als Sachverständiger im Immobilienbereich bin ich relativ breit aufgestellt. Zusammen mit der kommunalpolitischen Arbeit und als Vorsitzender des Gewerbevereins bin ich davon überzeugt, dass ich eine gewisse Problemlösungskompetenz mitbringe. Das hier ist meine Heimat, hier kenne ich mich aus, und hier kann ich etwas bewegen. Dies habe ich auch bislang immer wieder getan, beispielsweise rund um den geplanten Kreisverkehr am Mühlenberg in Puderbach. Uns wurde gesagt, dass wir keine Behelfsbrücke für Puderbach an der Mittelstraße bekommen. Doch zusammen mit den Gewerbetreibenden habe ich mich dafür eingesetzt, und am Ende stand fest, dass eine Behelfsbrücke gebaut wird. Wir haben uns mit der Situation nicht zufriedengegeben, haben im Hintergrund nach Lösungen gesucht und diese auch gefunden. Dieses projektorientierte Herangehen und die Lösungsfindung motivieren auch persönlich.
Sie treten als parteiloser Kandidat an – was steckt dahinter?
Ich bin kein Mitglied einer Partei oder politischen Vereinigung, auch wenn ich es früher einmal war. Wir leben in politisch durchaus volatilen Zeiten. Derzeit fühle ich mich von keiner der aktuellen Parteien vertreten. Im Weltbild bin ich in der politischen Mitte zu finden und laufe auch nicht direkt und unreflektiert jedem Zeitgeist nach. Wäre ich Mitglied einer Partei, würde ich mich auch als deren Kandidat zur Wahl stellen. Für mich ist es wichtig, offen und transparent zu kommunizieren, wofür ich stehe. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass auf kommunalpolitischer Ebene die Parteienfarbenlehre nicht die erste Rolle spielen sollte. Hier sollte man sich die Menschen suchen, mit denen man am besten zusammenarbeiten kann – unabhängig von der Partei. Übergeordnet, im Land und Bund, ist das anders.
Wenn Sie gewählt werden sollten, wie sehen Sie die Kommunikation mit den Bürgern?
Generell möchte ich die Funktionsfähigkeit der Verwaltung auch im Hinblick auf die Zukunft sicherstellen. Hier müssen wir den Weg finden, weiterhin eine persönliche Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger zu sein, aber auch die Digitalisierung voranbringen. In dem Zusammenhang gilt es auch, solche Dinge wie zum Beispiel die Terminvergabe der Verwaltung zu überdenken, die offenkundig in der Bevölkerung nicht gerade ein Quell ewiger Freunde zu sein scheint. In der Verwaltung möchte ich auch eine Anlaufstelle schaffen, die bei einer Antragsstellung und Förderungen unterstützt. Ich möchte, dass sich die Verwaltung wieder als Dienstleister für die Bürger und die Ortsgemeinden sieht.
Ein größerer Schwenk zu den Themen: Sie hatten bereits die Verwaltung angesprochen. Können Sie hier Ihre Punkte näher ausführen?
In der Verwaltung könnte in der Gesamtheit ein guter Schuss Pragmatismus nicht schaden. Es sollte gelebte Wirklichkeit sein. Beispielsweise laufen die Fäden in Sachen Infrastruktur, etwa bei der Straßenplanung, hier zusammen, auch wenn die VG selbst oft nicht der Baulastträger ist, sondern das Land, der Kreis oder die Ortsgemeinden. Doch müssen in Zukunft die Planungen mit dem Baulastträger so gestaltet werden, dass sie in Zukunft vernünftig umgesetzt werden können. Jede Maßnahme muss zusammen mit den Ortsgemeinden, den Bürgern oder den anderen Trägern vernünftig abgearbeitet werden.
Was ist ein weiterer thematischer Schwerpunkt?
Energiepreise, Bürokratie, Demografie und Personalmangel sind die Themen, die uns beschäftigen werden. Innerhalb der VG können wir an den Bürokratieschrauben und den Energieschrauben erst einmal wenig drehen. Wo wir etwas tun können, ist bei der Personalgewinnung und Demografie. Es geht darum, die Menschen hier in die Region zu locken. Dafür müssen wir ein attraktives Umfeld schaffen. Neben beispielsweise der Verbesserung der Straßen und Infrastruktur sehe ich etwa noch Potenzial bei neuen Gewerbeflächen. Hier herrscht wirklich ein großer Mangel, gemeinsam mit den Ortsgemeinden könnte man hier sicherlich noch passende Flächen finden. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es wichtig, die öffentliche Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Nur wie können wir das tun, wenn die Steuereinnahmen massiv zurückgehen? Das müssen wir verhindern.
Welches Potenzial sehen Sie in der VG Puderbach? Im Sommer wurden zum Teil auch einige junge Ortsbürgermeister gewählt.
Hier sehe ich viele Möglichkeiten, gemeinsam mit den leistungsfähigen und motivierten Ortsbürgermeistern, etwa in Raubach, Harschbach oder Dernbach, auch im Kreis Synergieeffekte zu schaffen, um die Orte wieder attraktiver zu machen. Ich habe bisweilen den Eindruck, dass andere Regionen etwas erfolgreicher bei der Mittelgeneration sind. Wir müssen wieder Gelder in die Region Puderbach holen. Dass es geht, wenn man will, haben wir ja bewiesen.
Die VG ist Träger der Kitas. Wie blicken Sie hier auf die derzeitige Lage?
Es ist erst mal egal, ob die Kita in kommunaler oder privater Hand ist, hier gibt es beides. Die reine Quantität der Kindergärten finde ich in Ordnung – zumal diese immer noch ausgebaut beziehungsweise erweitert werden. Die Prognose des Kitabedarfsplanes sagt eine leichte Entspannung voraus. Ansonsten hört man auch hier die gleichen Rufe wie überall: Personalsituation angespannt.
Wie ordnen Sie das Thema Energiewende ein?
Grundsätzlich sehe ich durchaus, dass wir den Klimawandel haben, sehe aber, dass die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen nicht so fruchten. Generell denke ich, dass die Klimapolitik grundsätzlich überdacht werden müsste. Die Ziele stelle ich nicht infrage, aber der Weg dorthin überzeugt mich bisher nicht. Es wird immer teurer, und wir erreichen unsere Ziele nicht. Die geplanten riesigen Windräder, die in der Region und damit in und an den Grenzen von Puderbach entstehen sollen, halte ich für ein schönes Geschäftsmodell. Aber zunächst steht die kommunale Wärmeplanung an – mal sehen, da muss ich noch mal auf die Erfahrungen der Planungen in Sachen Wärmenetz im Rahmen „Müllverbrennung Raubach“ zurückgreifen. Dort wurde das alles schon mal durchgerechnet. Ich bin erstaunt, dass sich da heute kaum noch jemand dran erinnert.
Wie sehen Sie das Thema Rechtsruck in der Region, das die Menschen seit der Europawahl und bis heute vermehrt umtreibt?
Auch ich stelle fest, dass in Europa, im Bund und im Land vor allem Parteien aus dem konservativen und rechten Spektrum gewählt werden. Damit, meine ich, müssen sich aber erst einmal die Protagonisten in Bund, Land und Europa befassen. In der VG Puderbach treten die Parteien und politischen Organisationen an, die schon immer da waren. Entgegen anders lautender Behauptungen erlebe ich bei diesen keinen Extremismus.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
Die Menschen in der Region kennen mich und wissen, wofür ich stehe. Ich bitte bei der Wahl einfach um Zustimmung.
Weitere Infos zum Kandidaten stehen unter www.herward-geimer.de
Näheres zur Person
Herward Geimer ist 48 Jahre alt und lebt in Raubach. Beruflich machte er zunächst eine Ausbildung zum Maschinenbauer, anschließend leistete er den Grundwehrdienst. Danach arbeitete er in verschiedenen örtlichen Unternehmen. Im Jahr 2005 wechselte er aufgrund persönlichen Interesses in die Immobilienwirtschaft und machte sich selbstständig. Ein Jahr später beschritt er den Weg zum Sachverständigen für Immobilienbewertung, sein Büro ist heute in Puderbach. Kommunalpolitisch war und ist er schon länger aktiv. Zunächst engagierte er sich im Raubacher Ortsgemeinderat, dort auch als Beigeordneter, später auch im Verbandsgemeinderat. Darüber hinaus wurde er im Jahr 2020 zum Vorsitzenden des Gewerbevereins der Region Puderbach gewählt, damit vertritt er die Interessen der freien Wirtschaft in der Verbandsgemeinde Puderbach. Seine Freizeit verbringt er gern in der Natur.

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