Rückblick: Bei der Urwahl am 9. Juni hatte es in Windhagen noch vier Kandidaten gegeben. Keiner konnte die absolute Mehrheit von 50 Prozent plus eine Stimme auf sich vereinen, Amtsinhaber Buchholz kam auf knapp 46 Prozent der Stimmen, Geiger auf etwa 34 Prozent. Die beiden zogen damit in die Stichwahl ein, die Mitbewerber Thomas Stumpf (SPD) und Elisabeth Theisen (parteilos) waren aus dem Rennen, gaben aber Wahlempfehlungen zugunsten von Hans-Dieter Geiger ab (die RZ berichtete).
Abgewählte Amtsinhaber in der Region
Bei der Stichwahl sollte sich das nun rechnen. Obwohl Martin Buchholz nach Auszählung der Urnenwahl noch vorne lag, sollte sich das Bild im späteren Verlauf des Wahlabends durch das Eintreffen der Briefwahlergebnisse verändern. Am Ende standen die Zahlen fest: 52,2 Prozent der Wähler stimmten in der Stichwahl für den Herausforderer Hans-Dieter Geiger, den bisherigen Ersten Beigeordneten der Gemeinde, 47,8 Prozent für den Amtsinhaber Martin Buchholz. Damit ist Buchholz einer von mehreren ehrenamtlichen Ortsbürgermeistern in der Region (Bad Hönningen, Leutesdorf, Ockenfels, Vettelschoß), der „abgewählt“ wurde. Und das ausgerechnet an seinem 53. Geburtstag.
„Ich hätte mir natürlich ein anderes Wahlergebnis gewünscht“, sagt Buchholz am Montag, einen Tag nach der Wahlschlappe. Auf der anderen Seite sei er froh, dass der Wahlkampf nun vorbei sei: „Ich habe in 20 Jahren Kommunalpolitik einen so unschönen Wahlkampf noch nie erlebt. Es gab viel Polemik.“ Er spielt damit auf Veröffentlichungen in der Gemeinde an, die zur Spaltung in zwei Lager (für CDU und gegen CDU) geführt hätten. Außerdem berichtet Buchholz von einem anonymen Drohbrief, den er erhalten und mittlerweile zur Anzeige gebracht habe. Als positiven Aspekt seiner Abwahl betont Buchholz, dass er nun „deutlich mehr Freizeit“ habe.
Ich habe in 20 Jahren Kommunalpolitik einen so unschönen Wahlkampf noch nie erlebt. Es gab viel Polemik.
Martin Buchholz
„Ich hoffe, dass meine Projekte unter meinem Nachfolger fortgeführt werden“, sagt Buchholz und verweist auf die von ihm angeregte Möglichkeit einer Waldkita, die Nahversorgung und die Sanierung der Rederscheider Straße. Er selbst werde für die CDU im Gemeinderat erhalten bleiben, kündigt Buchholz an. Sich nun aus der Politik auf Ortsgemeindeebene zurückzuziehen, sei für ihn unvorstellbar: „Ich möchte ja weiter für mein Windhagen arbeiten.“ Auch im Asbacher Verbandsgemeinderat sowie im Kreistag wird Buchholz politisch weiterarbeiten, sagt er. Und was ist mit der Leitung der Gemeinde Windhagen? Ob er als Beigeordneter unter einem Ortsbürgermeister Hans-Dieter Geiger zur Verfügung stehen würde? „Ganz klar: Nein. Ohne Wenn und Aber. Das würde nicht gut funktionieren.“
Geiger ist “überwältigt"
Freudestrahlend hingegen nahm Hans-Dieter Geiger das Ergebnis auf. „Als ich gesehen habe, dass ich bei der Urnenwahl zurückliege, habe ich geglaubt, dass Martin Buchholz durchkommt“, sagt der 61-Jährige gegenüber der RZ am Montag. Er sei von den Briefwählern „total überrascht“ worden, so Geiger. „Ich bin überglücklich, überwältigt und dankbar für das Wahlergebnis. Dass es ein knappes Rennen wird, war klar, aber so knapp, das hatte ich nicht gedacht“, meint der frisch gewählte neue Ortschef. „Ich hätte nicht damit gerechnet, zu gewinnen. Martin Buchholz hat ja den Amtsinhaberbonus“, sagt ein glücklicher Sieger Hans-Dieter Geiger, der am Montag erst einmal eine Motorradtour macht.
Was er nun – also nach der Tour – tun werde? „Ich arbeite ja schon für die Gemeinde. Diese Arbeit werde ich fortsetzen und mich nun wegen der Beigeordnetenwahlen mit den Fraktionen in Verbindung setzen. Außerdem möchte ich mir ein paar Akten kommen lassen und mich in die Aufgaben des Ortsbürgermeisters einarbeiten“, kündigt Geiger an.
Harmonie im Rat ist angestrebt
Was ihm ein wichtiges Anliegen ist: „Ich möchte versuchen, Harmonie in die Truppe zu bringen.“ Damit meint er den Gemeinderat, der in der vergangenen Wahlperiode von teils heftigen Auseinandersetzungen geprägt war. Auch möchte Geiger als Ortsbürgermeister die Wähler, die sich für Martin Buchholz ausgesprochen haben, von sich und seiner Arbeit überzeugen, „dass ich kein schlechter Kerl bin“.
Und wie schätzt Geiger es ein, in der Stichwahl triumphiert zu haben, nachdem er am 9. Juni noch knapp 300 Stimmen gegenüber Martin Buchholz zurückgelegen hat? Zum einen, so Geiger, hätten die Wähler aus dem ersten Wahlgang, die ihr Kreuz nicht bei Martin Buchholz gemacht hätten, ihre Meinung wohl nicht geändert. Zum anderen sei das Thema Wahlbeteiligung – diese war um einiges niedriger als bei der Urwahl – für den Ausgang entscheidend gewesen, meint Geiger. Und: Durch die Berichterstattung rund um die Wahl auch in der RZ habe er vielleicht den einen oder anderen hinter dem Ofen hervorlocken und von sich überzeugen können, glaubt Geiger.