Pater Johannes Maria Haw vor 75 Jahren gestorben - Messe in Leutesdorf
Gedenktag in Leutesdorf für umtriebigen Kirchenmann: Pater Haw starb vor 75 Jahren
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In der Gemeinde Leutesdorf hat Pater Johannes Haw ein großes Erbe hinterlassen. 1919 gründete er dort etwa den Johannesbund. Foto: Rolf Niemeyer
Rolf Niemeyer

Anlässlich des 75. Todestages von Pater Johannes Haw soll am Sonntag, 27. Oktober, in Leutesdorf dem Kirchenmann gedacht werden. Weihbischof Robert Bram wird um 15 Uhr in der Pfarrkirche St. Laurentius eine heilige Messe zelebrieren. Nach der Messe sind ein Besuch am Grab von Pater Haw in der Ölbergkapelle sowie ein Treffen im Christkönigshaus vorgesehen. Der Kirchenmann leistete vor allem in Leutesdorf viel Soziales und Karitatives. Ein Blick zurück.

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Im 19. Jahrhundert wurden im Rheinland einige Orden gegründet, die sozial-karitativ, besonders in der Kranken-, Alten- und Waisenfürsorge, tätig sind. Darunter der Orden der Johannesschwestern von Maria Königin und der Orden der Missionare vom Heiligen Johannes dem Täufer in Leutesdorf – gegründet von Pater Johannes Haw.

Johannesbund heute in Indien und Mosambik tätig

Wer Leutesdorf besucht, dem fällt am nördlichen Ortsende ein Gebäude auf, das sich aus dem Bild eines Weindorfes heraushebt. Es ist das Christkönigshaus, die Zentrale der im Johannesbund zusammengefassten religiösen Orden, die im letzten Jahrhundert entstanden und in Deutschland, Portugal, Indien und Mosambik tätig sind. Hier befinden sich auch das Obdachlosenasyl und die Resozialisierungsstation im Gebäudeteil Johannes-Haw-Heim.

Gründer Johannes Haw wurde am 26. Mai 1871 in Schweich an der Mosel geboren und trat später in das Trierer Priesterseminar ein. Zunächst war Johannes Haw nach der Priesterweihe Kaplan in Koblenz-Liebfrauen. Am 9. Oktober 1897 wurde er Pfarrvikar von Holz an der Saar, einer aufstrebenden Bergarbeitersiedlung. Hier machte er auch die Bekanntschaft mit alkoholkranken Menschen. Ihnen zu helfen, wurde fortan sein Lebensziel.

Gründungen in Leutesdorf

Und das setzte Haw vornehmlich in Leutesdorf um: Im Jahre 1911 hatte er eine Villa in Leutesdorf am Rhein gekauft, die er als „Sanatorium für alkoholgefährdete Männer gehobener Kreise“ einrichtete, und er verlegte seinen Dienstsitz von Trier nach Leutesdorf. Dort wurde 1919 auch der Johannesbund gegründet. Hier entstand auch die „Apostolische Schule“ für den Ordensnachwuchs, die in den 1930er-Jahren in eine ehemalige Kaserne nach Mainz umzog. In Leutesdorf erwarb er auch das ehemalige Hotel Löwenburg als Exerzitienhaus, dem er den Namen Johannesburg gab, heute privat.

Das Johannes-Haw-Heim, ortsmittig in der Zehnthofstraße gelegen, setzte die von Pater Haw begründete geistliche Schulung als Exerzitien- und Tagungshaus bis in unsere Tage fort. Es ist mittlerweile geschlossen und an seiner Stelle befindet sich die „Jugendherberge Kloster Leutesdorf“. 1924 übernahm Haw das erste Obdachlosenasyl in Berlin, dem weitere in Oberhausen, Köln, und auch Leutesdorf folgten. Die Randgruppenseelsorge und -fürsorge sollte nun zu einem wesentlichen Aufgabenbereich von Pater Haw und seinen Mitarbeitern werden.

Schikanen zu Zeiten des Dritten Reichs

Doch das lief nicht ohne Probleme: In der Zeit des Dritten Reiches hatte der Johannesbund viele Schikanen durch die Nazis zu erleiden. 1941 verboten die Nationalsozialisten den Johannesbund und ließen fast alles Vermögen beschlagnahmen. Im Johannesheim und in der Johannesburg in Leutesdorf wurden eine Umsiedlungsstelle für Sloweniendeutsche und einzudeutschende Slowenen und im Christkönigshaus ein Lazarett untergebracht. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches konnte für Haw und sein Lebenswerk ein Neuanfang geschehen. Die Ausdehnung seines Werkes nach Portugal, Indien und Mosambik geschah erst unter seinen Nachfolgern.

Die Aussendung von Ordensmitgliedern zu den Obdachlosen in den Kölner Dombunker war Pater Haws letzte Amtshandlung. Am 28. Oktober 1949 starb er in Leutesdorf im Alter von 78 Jahren. Er wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und von bedeutenden Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft, die sein Wirken in ihren Beileidsbezeugungen würdigten, zu Grabe getragen. Sein Leichnam ruht auf Wunsch des damaligen Bischofs in der Ölbergkapelle gegenüber der von den Orden zeitweise genutzten Wallfahrtskirche Heiligkreuz. Derzeit läuft der Prozess der Seligsprechung des Ordensgründers.

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