Von unseren Redakteuren Petra Mix und Jan Lindner
Alle Befehle Hitlers, die Rheinbrücke zu sprengen, waren gescheitert. Auch nach dem 7. März 1945 hielt das Bauwerk weiteren Zerstörungsversuchen der Deutschen stand – und trug maßgeblich dazu bei, dass die Schrecken des Zweiten Weltkriegs einige Wochen früher ein Ende fanden. Am 17. März 1945 stürzte die Brücke ein.
In Remagen und Erpel, die zwischen 1918 und 1945 durch die 398 Meter lange Stahlbrücke über den Rhein verbunden worden waren, sind für den morgigen Samstag Gedenkveranstaltungen geplant (siehe Infokasten). In den vergangenen Jahrzehnten ist das zur Tradition geworden. Markant sind die Brückentürme auf beiden Seiten des Rheins. Auf der Erpeler Seite wohnt Edgar Neustein, Vorsitzender des Kunst- und Kulturvereins ad Erpelle, direkt neben den Türmen – mit Blick zu den Türmen auf der anderen Rheinseite. „Das war sicher ein Zeichen, mich hier zu engagieren“, sagt er.
Theater im Tunnel erfolgreich
Bei der Gedenkfeier am 7. März 2005 wurde die Idee für das mittlerweile höchst erfolgreiche Theater im Tunnel geboren: Mittlerweile gab es 106 Vorstellungen am Originalschauplatz im Erpeler Tunnel, wo in Eigenleistung eine Bühne aufgebaut wurde. Rolf Palms historischer Roman „Brücke von Remagen“ diente als Vorlage für das Stück. Walter Ullrich, der Intendant der Landesbühne Rheinland-Pfalz, war mehr als angetan, als er das Buch gelesen hatte. „Daraus mache ich ein Theaterstück, sagte er und ich rief: Das muss dann im Tunnel gespielt werden“, erinnert sich Neustein. Die Schauspieler der Landesbühne sind begeistert von dem Projekt, viele sind seit Jahren dabei. Sie kommen wie auch die Besucher teils von weit her. „Die beste Werbung für uns“, sagt Neustein, „sind die Leute, die das Stück hier bei uns schon einmal gesehen haben.“
Austellungen in den Türmen
Das gilt auch für die Ausstellungen in den Türmen. „Die Künstler schätzen die besondere Atmosphäre, hier ist alles im Urzustand erhalten“, betont Cilly Adenauer, die Erpeler Ortsbürgermeisterin. Selbstverständlich profitiere die Erpeler Gastronomie, wenn Gäste ins Theater und zu den Ausstellungen kommen. Für Erpel ein Gewinn. „Diese Bekanntheit hilft uns“, freut sich Adenauer. Bedauerlich findet sie, dass der erkrankte Staatsminister a. D. Heinz Schwarz, nicht an der Feier teilnehmen kann. Er hätte als Zeitzeuge – Schwarz war als Flakhelfer auf der Brücke – etwas zum Neubeginn nach dem Krieg sagen wollen. „Gerade die Gespräche mit den Zeitzeugen sind sehr bewegend“, sagt Adenauer. Ihrer Meinung nach ergänzen sich die Aktivitäten in Erpel und Remagen, um ein wichtiges Stück Geschichte lebendig zu halten.
Film machte Remagen international bekannt
Wesentlichen Anteil am hohen Bekanntheitsgrad der Stadt Remagen hat der amerikanische Kriegsfilm „Die Brücke von Remagen“ (The Bridge at Remagen) von 1969. Zudem haben sich Dokumentarfilme, Romane und Bücher mit dem Thema beschäftigt. Vor allem Amerikaner – Veteranen und ihre Angehörigen -, haben Remagen und Erpel in den vergangenen Jahrzehnten besucht, um zu sehen, unter welchen Umständen das Ende des Krieges an diesem geschichtsträchtigen Ort mitbesiegelt wurde.
Sie und andere Touristen besuchen das Friedensmuseum Brücke von Remagen, das als Gedenkstätte am 7. März 1980 in den beiden fünfstöckigen Brückentürmen eröffnet wurde und am Samstag sein 35-jähriges Bestehen feiert. Es war der ehemalige Remagener Bürgermeister Hans Peter Kürten, der den Grundstein legte: Ab dem Sommer 1976 ließ er kleine Brocken der Brückensteine verkaufen und sammelte so mehr als 100 000 Euro. Seit der Eröffnung haben mehr als 720 000 Menschen das Museum besucht, allein 2014 kamen 16 137 zahlende Gäste.