Die Hoteliers, Anbieter von Ferienwohnungen und Campingplatzbesitzer im Wiedtal haben unter der ungewissen Situation gelitten. „Die Stimmung ist schlecht. Es ist jetzt über ein halbes Jahr schon alles geschlossen“, sagt Florian Fark, Leiter der Tourist-Information Wiedtal. Das Schlimmste sei die fehlende Perspektive gewesen. Jetzt warten alle auf ein Signal. „Camping, Ferienwohnungen oder Außengastronomie wären aus unserer Sicht sehr bald möglich.“ Buchungen für den Sommer oder die Zeit darüber hinaus gibt es derzeit jedoch noch so gut wie gar nicht. „Die Feiertage stehen bevor, die Planungen für die Sommerferien laufen an. Aber Buchungen gibt es fast keine“, so Fark. Nicht nur die Gastgeber, sondern auch die Gäste seien verunsichert. „Auf der anderen Seite machen wir auch noch wenig Werbung. Wir haben alles vorbereitet, gehen aber erst damit raus, wenn auch Buchungen getätigt werden können.“
Mit den Stornierungsbedingungen seien die Gastgeber flexibel und kulant. Fast immer habe man sich während der Pandemie auf eine Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt einigen können. Was glaubt er persönlich, welche Art Tourismus wird im Sommer in der Region und darüber hinaus möglich sein? „Ich denke, mit Beginn der Sommerferien wird Urlaub in Deutschland wieder erlaubt sein. Camping und Individualurlaub wird sehr gefragt sein. 2020 hatten wir trotz der Schließungen und Verbote ein Rekordjahr im Campingtourismus an der Wied.“
Und wie geht es den Gastgebern selbst? Marc Müller vom Landhotel „Fernblick“ in Hümmerich erklärt, er habe die Corona-Zeit genutzt, um vieles im Hotel zu erneuern und der Corona-Situation anzupassen. „Unsere Gaststätte haben wir komplett von Fußboden bis Decke erneuert, mit neuer Theke und Mobiliar ausgestattet, die Sonnenterrasse neu gefliest. Unser Biergarten ist komplett saniert und vergrößert, damit die Personen weit genug auseinandersitzen können.“ Der Sommersaison sehe er positiv entgegen: „Ich denke und hoffe, dass es wieder möglich sein wird Gäste zu empfangen.“
Schon jetzt darf er Geschäftsleute empfangen. Andere Einnahmen fallen komplett aus. „Wir hätten im Mai jedes Wochenende eine Hochzeit gehabt. Diese haben wir natürlich kostenfrei stornieren lassen. In der Hoffnung auf spätere Buchungen. Sowieso sind die Stornobedingungen außer Kraft, da die Gäste ja auch nichts für diese Situation können“, erklärt Müller, der froh ist, dass er keinen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken oder Corona-bedingt entlassen musste. Man hielt sich mit dem gastronomischen Außerhausgeschäft über Wasser. „Die November- und Dezemberhilfe haben wir bekommen. Doch nach Aussage unseres Steuerberaters wird es dadurch eine hohe Rückzahlung geben. Bedeutet, dass Gastronomen, die täglich gearbeitet haben, am Ende die Dummen sind.“ Andererseits hätten viele das Haus auch erst durch die Pandemie kennengelernt. „Ich sehe Licht am Horizont.“
Auch Mechthild Müller bietet ihre Ferienwohnung „Am Klosterweg“ in Kurtscheid momentan an Geschäftsreisende an: „Da ich die Ferienwohnung nicht als Haupteinnahmequelle habe, gibt es keine staatlichen Leistungen. Da unsere Region aber von Monteuren gut besucht ist, fangen diese viele freie Buchungszeiten auf“. Urlauberanfragen würden bisher ausbleiben. „Sehr wahrscheinlich deshalb, weil niemand weiß, wie die Entwicklung weitergeht. “ sagt sie.
„Wir warten darauf, dass wir wieder öffnen dürfen“, ist Kurt Hardt, seit 20 Jahren Vorsitzender des Verkehrsvereins Niederbreitbach, zuversichtlich, dass alsbald nicht nur die Dauercamper in Niederbreitbach wieder ihre Zelte auf dem Campingplatz aufschlagen werden. „Momentan sind nur die hier, die eigene sanitäre Anlagen haben. Gaststätten, Duschen und Toiletten sind ja noch geschlossen.“ Vorbereitet ist aber alles. Besonders die Vorwiesen haben die Macher vom Verein frisch herausgeputzt. Hier warten rund 50 Touristenplätze auf Urlauber. „Und dann haben wir noch den Jugendplatz“, sagt Hardt. „Das hat auch nicht jeder. Also, wir könnten morgen öffnen.“
Der Blick in die Zukunft treibt Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siegengebirge GmbH (TS), Sorgenfalten auf die Stirn. „Das Sealife Center in Königswinter ist im Lockdown geschlossen, ebenso wie die Nibelungenhalle und die Drachenfelsbahn. Aber die Kosten laufen überall weiter“, beschreibt Bremm die Lage für die Tourismusmagnete der Region.
Gleiches gilt für das Erlebnismuseum Römerwelt in Rheinbrohl. Werbeträchtige Stadtfeste, die in Unkel, Linz, Bad Hönningen und Waldbreitbach für Besuchermassen auch aus dem Ruhrgebiet und aus dem Koblenzer Raum sorgen, sind Corona-bedingt auf Eis gelegt. Feste für den Spätsommer wie das Unkeler Weinfest werden zwar erst mal ganz normal geplant. „Allerdings fehlt uns ein bisschen der Glaube, dass im September wieder alles möglich ist. Reglementierte Weinfeste mit Ausgangssperren, Masken und abgezählten Besuchern sind eher nicht attraktiv. Die Verträge für Weinfeste in unserem Bereich stehen jedoch.“
Eine weitere Unsicherheit nennt der Unkeler Stadtmanager Thomas Herschbach: „Wir haben auch von der Köln-Düsseldorfer noch nicht gehört, wann es weitergeht.“ Das ganze Gruppengeschäft ist jedenfalls storniert. Das gilt für Busse und Schiffe. Außerdem sind die Leute sehr vorsichtig und zurückhaltend geworden“, befürchtet Bremm.
Auch die Linzer Tourismusmanagerin Janine Petit setzt für die Zukunft auf Alternativen zu den bisherigen Veranstaltungsformen. Linz wolle verstärkt das Thema „Naturgenuss“ wie Wandern, Radfahren, und Waldbaden ausbauen und Wanderwege optimieren. Die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten soll auch digital erlebbar werden. Der neue Premiumwanderweg, die Linzer Basaltschleife, und die Kasbachtalbahn sollen verstärkt beworben werden.
Auch die VG Bad Hönningen setzt aufs Wandern und Radfahren. „Allerdings können in der jetzigen Lage weder unsere Gastronomen noch die Beherbergungsbetriebe von diesem Schwerpunkt profitieren. Unsere touristischen Leistungsträger sowie wir in der Tourist-Information warten sehnlichst darauf, dass es wieder losgeht. In der Zwischenzeit laufen auf verschiedensten Ebenen Vorbereitungen für einen hoffentlich zeitnahen Start in die Saison. Unser Wanderwegenetz wird optimiert, und wir entwickeln Ideen für Corona-konforme Veranstaltungen“, sagt Nicole Runkel, Leiterin der Tourist-Information.