Funkengarde der KG Roßbach bereitet sich auf Auftritte in der nahenden Session vor
„Gardetanz ist Hochleistungssport“: Funkengarde der KG Roßbach bereitet sich auf die Karnevalssession vor
Die Funkengarde der KG Roßbach probt für die Session. Trainerin Christin Reuter beobachtet das Treiben auf der Bühne.
Daniel Dresen

Bereits am 10. November beginnt für die KG Roßbach mit der traditionellen Kappensause die Karnevalssession 2024/25. Bis dahin heißt es für die Funkengarde der KG üben, üben, üben. Unsere Zeitung durfte bei einem Training der Gardetänzer dabei sein.

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Draußen am Wiedufer ist es bereits dunkel, da schallt plötzlich durch einen kleinen Lautsprecher vor der Bühne der beleuchteten Wiedhalle Ikke Hüftgolds Partyklassiker „Dicke Titten, Kartoffelsalat“. Für die Funkengarde der KG Roßbach ist das Lied des Westerwälder Schlagersängers sozusagen die Aufforderung zum Tanz. Die sechsköpfige Gruppe probt den Einmarsch in die Halle für die anschließende Tanzeinlage. Im Gleichschritt nähern sie sich im Verbund der Bühne und schreiten die Treppenstufen hinauf. Oben angekommen müssen fünf Tänzerinnen und ein Tänzer die anspruchsvolle Choreografie abspulen, an der bereits seit Monaten gefeilt wird.

Für den Gardetanz braucht es Disziplin.
Daniel Dresen

Zweimal die Woche trifft sich die Funkengarde zum zweistündigen Training. Sabrina Hansen, die Gardenkoordinatorin der KG, und Trainerin Christin Reuter, verfolgen mit kritischem Blick das kräftezehrende Treiben auf der Bühne. „Gardetanz ist Hochleistungssport“, meint Hansen. Das Programm der Session 2024/25 steht unter dem Motto „Après-Ski“. Ideen für neue Figuren und Schritte sammeln die Trainerinnen auf Instagram. „Hier holen wir uns Inspiration. Wir versuchen immer, etwas abzuwandeln und nicht alles eins zu eins zu kopieren“, so Hansen. Nach 22 Jahren als aktives Mitglied der Garde ist für die 37-Jährige nach der Session Schluss.

Ein Mann für viele Fälle

Die beiden erfahrenen ehemaligen Tänzerinnen achten darauf, dass die strengen Anforderungen des Gardetanzes, eingehalten werden. So müssen die jungen Tänzer bei all ihren Bewegungen Körperspannung zeigen und auf die exakte Haltung von Händen, Armen und Beinen achten. „Da darf kein Finger krumm sitzen“, sagt Trainerin Christin Reuter. „Man kann alles erlernen, man muss es nur wollen. Wir erwarten nicht, dass jemand direkt einen perfekten Spagat kann“, so die Übungsleiterin. Da mit dem Alter die Beweglichkeit nachlasse, gebe es nur in seltenen Fällen Gardetänzerinnen, die mit 35 Jahren noch aktiv sind. Die Mitglieder ihrer Gruppe sind zwischen 16 und 24 alt. Im Alter von 18 Jahren würden viele Tänzer ausscheiden, da dann Studium oder Ausbildung begonnen werden.

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Trainerin Christin Reuter (2. von rechts) spricht mit ihren Schützlingen die einzelnen Positionen während des Gardetanzes durch.
Daniel Dresen

Neue Mitglieder für die Funkengarde zu gewinnen, werde von Jahr zu Jahr schwieriger. Immer wieder rücken jedoch von der Jugendgarde neue Talente hoch. Eines davon ist Leon Will: Er ist seit dem sechsten Lebensjahr Gardetänzer der KG. Als einziger Mann ist der 19-Jährige Teil der Funkengarde. Bei Hebefiguren muss Will stets mit anpacken. „Es macht Spaß, mit der Gruppe auf der Bühne zu stehen und Erfahrungen zu sammeln“, erklärt der Tänzer. Für ihn ist es nichts Besonderes, der Hahn im Korb zu sein. In seiner Freizeit trainiert er zudem die Jugendgarde.

Wenn sie ihren Tanz dreimal hintereinander abgeliefert haben, sind sie körperlich durch.

Trainerin Christin Reuter

In der Wiedhalle geht es derweil weiter. „Kopf runter, Füße zusammen, Hände in die Seite“ lauten die Anweisungen von Reuter, bevor die Musik zum Einmarsch startet. Immer wieder bespricht sie mit ihren Schützlingen die Positionen auf der Bühne, die je nach Bühnengröße bei ihren Auftritten variieren. „Guckt bitte ins Publikum, wenn ihr marschiert. Bei der Kurve denkt ihr bitte ans Kopfnicken“, erinnert die Trainerin ihre Tänzer. „Obwohl sie alle Taktgefühl haben, fangen sie manchmal beim Einmarsch an zu rennen. Daher braucht es ganz vorne jemanden, der das Tempo halten kann und die dahinter zügelt“, erklärt Reuter. Bei all der geforderten Disziplin darf der Spaß am Gardetanz natürlich nicht verloren gehen. Es herrscht ausgelassene Stimmung unter der Tanzgruppe während im Hintergrund Mickie Krauses „Hütte, Hütte, schöne Berge“ läuft.

Auch der Abmarsch will geübt sein: Gardenkoordinatorin Sabrina Hansen (links) und Trainerin Christin Reuter (rechts) bilden einen Bogen, durch den die Funkengarde im Gleichschritt schreitet.
Daniel Dresen

Während einer kurzen Trinkpause holt sich eine Tänzerin Rat, welche Beweglichkeitsübungen sie für ihren geplanten Grätschsprung noch zu Hause machen kann. „Wir versuchen natürlich, jedem seinen Glanzmoment in der ersten Reihe zu ermöglichen. Damit derjenige auch von seiner Familie im Publikum gesehen werden kann“, verrät Hansen. Ein anderes Gardemitglied hat an dem Abend mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es ihr allerdings wieder besser.

Ziemlich synchron: Die Funkengarde der KG Roßbach trainiert in der Wiedhalle.
Daniel Dresen

Gruppe erreicht Auftrittsreife

„Wenn sie ihren Tanz dreimal hintereinander abgeliefert haben, sind sie körperlich durch“, sagt Reuter. Die Trainerin legt Wert darauf, dass sie pro Trainingseinheit das einstudierte Programm einmal „mit Vollgas sauber durchtanzen“. Der Haupttanz dauert rund vier Minuten. Von Einmarsch bis Ausmarsch inklusive Zugabe dauern die Auftritte bei Veranstaltungen etwa 15 Minuten. Nach zwei Stunden Training zieht Trainerin Christin Reuter ein Fazit: „Ich bin sehr zufrieden – abgesehen von ein paar Feinheiten wie dem Vergessen von Schritten oder Kuddelmuddel in den Beinen. Vor drei Wochen hätten wir sie noch nicht auf die Bühne lassen können, aber so langsam werden sie auftrittsreif“, meint Reuter.

Die KG blickt auf eine lange Session, die erst am 5. März im kommenden Jahr mit dem Aschermittwoch endet. Die offizielle Sessionseröffnung findet in Roßbach mit der Kappensause am Sonntag, 10. November, ab 11.11 Uhr statt. Während der fünften Jahreszeit können schon mal drei Auftritte an einem Tag im Kalender stehen. Zwischen Köln und Koblenz ist die Funkengarde unterwegs. 13 Termine stehen schon fest, etliche werden noch hinzukommen. 45 reine Tanztermine waren es im vergangenen Jahr, die gemeinsamen Auftritte mit dem Prinzenpaar noch nicht reingerechnet.

Erster Tanzfrühschoppen der KG Roßbach

Zusammen mit dem Kinderprinzenpaar und dem erwachsenen Prinzenpaar, dessen Stelle nach der Regentschaft von Egon I. und Tanja II. in Roßbach noch vakant ist, zählt die Funkengarde zu den Aushängeschildern der KG, betont der Erste Präsident Christoph Goertz.

Am Sonntag, 26. Januar, lädt die KG ab 10.11 Uhr zum ersten Mal zum Tanzfrühschoppen ein. Angekündigt haben sich dafür 36 Tanzgruppen mit insgesamt 700 Aktiven sämtlicher Altersklassen aus der Region, darunter Solo- und Gardetänzer, Show-Gruppen und Männerballett. „Solch eine Veranstaltung hat im Roßbacher Karneval bisher gefehlt. Es ist eine tolle Werbung für Roßbach und die KG“, meint Gardekoordinatorin Sabrina Hansen. drd

Bald geht es los auf den Bühnen zwischen Köln und Koblenz.
Daniel Dresen

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