Bezüglich der Tauben ist in Neuwied auch der Verein „Stadttaubenhilfe“ aktiv. Der hat zusätzlich zu dem Wagen, der schon seit Jahren an der Allensteiner Straße steht, jetzt auch noch einen in der Nähe des Rheins aufgestellt. Hier werden die verwilderten Nachkommen von Haustauben gefüttert und mithilfe von Ei-Attrappen dafür gesorgt, dass sie sich nicht über die Maßen vermehren.
Hinweisschilder klein und unauffällig
Nur wenige Schritte weiter sind deutlich größere Tiere ein Ärgernis für einige Besucher: Eine größere Gruppe von Kanadagänsen ist seit einigen Jahren am Rheinufer in der Nähe des Deichtors Pfarrstraße beheimatet. Die Meinungen über die Tiere gehen auseinander. Während manche sie als Ärgernis empfinden, gibt es einige Besucher, die die Tiere füttern – was eigentlich nicht zulässig ist. Es gibt zwar ein entsprechendes Hinweisschild – dieses ist aber recht klein und unauffällig. Darauf sind zudem Tauben abgebildet. Dass das Verbot auch für andere Wildvögel gilt, erschließt sich nicht sofort.
Brot enthält zu viel Zucker und Salz für die Tiere, es quillt im Magen auf und enthält wenige für die Tiere verwertbare Nährstoffe.
Martin von Roeder, Landeskoordinator Vogelmonitoring Rheinland-Pfalz
Ähnlich sieht es am Schwanenteich in Oberbieber aus. Auch hier ist eine größere Population von Gänsen, die von Besuchern regelmäßig gefüttert wird. Auch hier ist nur ein kleines Verbotsschild zu sehen.
Experte klärt auf
In beiden Fällen gibt es aber auch Anwohner und Besucher, die nichts vom Füttern halten. Und die haben nicht nur das Gesetz auf ihrer Seite: Martin von Roeder, Landeskoordinator Vogelmonitoring Rheinland-Pfalz, erklärt: „Meist wird nicht geeignete Nahrung gefüttert, häufig Brot: Brot enthält zu viel Zucker und Salz für die Tiere, es quillt im Magen auf und enthält wenige für die Tiere verwertbare Nährstoffe. Weiterhin ist es auch für das Gewässer schädlich, da die Tiere meist nicht alles essen und so die Reste im Teich/See landen und die Wasserqualität beeinträchtigen. Zusätzlich fällt durch die Fütterung auch vermehrt Kot der Tiere an, welcher ebenfalls in zu hohen Mengen die Wasserqualität beeinträchtigen kann. Gänse, auch Kanada- und Nilgänse, sind Wildtiere und sollten durch Füttern nicht an den Menschen als Nahrungsquelle gewöhnt werden. Durch Füttern kann der Bestand der Gänse künstlich erhöht werden. Ohne Zufüttern wird es nur so viele Gänse an einem Gewässer geben, wie dieses und das Umland auch ernähren kann“, erläutert der rheinland-pfälzische Vogelexperte Martin von Roeder.
Entwarnung gibt er hingegen bezüglich Gesundheitsgefährdung durch den Kot der Gänse. Der kann zwar bei stehenden Gewässern wie dem Teich in Dierdorf wegen des hohen Sauerstoffverbrauchs die Wasserqualität spürbar mindern und sogar zum „Umkippen“ führen. Verschiedene Untersuchungen hätten aber laut von Roeder ergeben, dass Gänsekot keine pathogenen Keime enthält. Eine Ansteckungsgefahr für Menschen sollte also ausgeschlossen sein.
Ärger in Dierdorf
Dass das Anfüttern eine Vergrößerung des Bestandes zur Folge haben kann, hat sich in Dierdorf gezeigt. Hier war die Population von Gänsen massiv angestiegen. So sehr, dass man sich dazu entschieden hatte, die Tiere zu bejagen. Mit dem gewünschten Ergebnis: Nachdem im vorigen Jahr im Rahmen der gesetzlichen Gegebenheiten gejagt wurde, ist die Population jetzt deutlich geringer. Zusätzlich hat die Kommune Hinweistafeln angebracht, die Besuchern nicht nur deutlich machen, dass das Füttern verboten ist, sondern auch auf die negativen Folgen für Natur, Tiere und Menschen hinweisen. Das könnte ein Beispiel für andere Standorte sein, an denen Menschen unüberlegt Wildtiere füttern.