Der AWO-Kreisverband Neuwied und die Gewerkschaft Verdi haben sich in dieser Woche auf einen Tarifvertrag geeinigt. Aber: Dennoch gibt es weiterhin mehrere Hundert AWO-Beschäftige im Kreis, für die dieser Vertrag nicht gilt. Sie bekommen also nicht mehr Geld.
Den Grund erklärt Gewerkschaftssekretärin Silke Steetskamp: „Der AWO-Kreisverband Neuwied hat verschiedene Tochtergesellschaften, der jetzige Abschluss gilt aber nur für den AWO-Kreisverband selbst und für die AWO-Gemeindepsychiatrie gGmbH.“ Die Gemeindepsychiatrie ist eine der Tochtergesellschaften, es gibt aber auch noch die Pflege und Senioren gGmbH, die unter anderem ein Seniorenzentrum betreibt, die Suchthilfe gGmbH und die Mobile Dienste gGmbH.
Für mehrere Tochtergesellschaften der AWO wurde nicht verhandelt
Für diese Tochtergesellschaften hat Verdi noch keine Verhandlungen geführt, und das aus einem einfachen Grund: „Wir brauchen dafür das Mandat der Arbeitnehmer“ – und das gibt es bislang nicht, so Steetskamp. Sobald diese sich auf den Weg machen, beginnen auch hier die Vertragsverhandlungen, „einige Mitarbeiter haben sich schon gemeldet“. Die Gemeindepsychiatrie hatte dies bereits getan, „das sind die mutigen Vorreiter“.
Dabei geht es um viel Geld: Bei der AWO im Kreis Neuwied galt seit fast 21 Jahren kein Tarifvertrag, mit dem neuen Vertrag, der jetzt zumindest für einige Angestellte gilt, verdienen etwa Sozialarbeiter zwischen 23 und 55 Prozent beim Grundgehalt mehr, rechnet Steetskamp vor. Hinzu kommen diverse Zulagen. Der Tarifvertrag wird stufenweise eingeführt.

Neuwieder AWO-Mitarbeiter erkämpfen sich Tarifbindung
Fast ein Jahr lang wurde verhandelt, im März wurde gestreikt und demonstriert - und jetzt kann Verdi verkünden: Auch im Kreis Neuwied gilt ab sofort der AWO-Tarifvertrag für Rheinland-Pfalz. Das war bislang nicht der Fall.
Die Mitarbeiter der Tochtergesellschaften, für die der neue Tarifvertrag nicht gilt, werden demnach schlechter bezahlt als die Kollegen an anderen Stellen der AWO. Und es geht nicht um einige wenige Personen, sondern um rund 400, schätzt Silke Steetskamp.
Für den jetzigen Tarifabschluss wurden fast ein Jahr lang schwierige Verhandlungen geführt, so Verdi. Im März wurde in diesem Zusammenhang auch gestreikt, und in Neuwied gab es eine Kundgebung.