Der Kreis Neuwied bereitet sich darauf vor, einem Teil der 200 Schüler von dieser Rheinseite Alternativangebote zu machen, die ersten Anmeldetermine sind bereits reserviert.
60 Nonnenwerth-Schüler beziehungsweise ihre Eltern haben sich bereits am Martinus-Gymnasium in Linz gemeldet, weiß der Erste Kreisbeigeordnete Michael Mahlert von Schulleiter Thomas Schmacke. Die Anmeldewoche für die Gymnasien läuft ab dem 16. Mai, 40 Nonnenwerth-Schüler haben sich dafür bereits einen Termin geben lassen.
Am Wiedtal-Gymnasium in Neustadt liegen 19 Terminreservierungen für die Anmeldewoche von Schülern vor, die derzeit noch auf das Privatgymnasium auf der Insel im Rhein gehen, das der Schulträger Peter Soliman zum Ende des Schuljahres schließen will – offiziell aus Brandschutzgründen. In Neustadt rechnet man nicht damit, dass die Zahl noch signifikant höher wird. Was zum einen daran liegen könnte, dass mehr als 100 der Nonnenwerth-Schüler aus der VG Unkel kommen und durch die räumliche Nähe eine Schule in Nordrhein-Westfalen eine Alternative ist. „Ich weiß von etlichen, die in Bonn auf Privatschulen Plätze suchen“, sagt Mahlert.
Aber eine Handvoll Schüler will sich laut ihm auch am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Neuwied anmelden. Und für manche ist sogar das Are-Gymnasium in Bad Neuenahr eine Option, weil dort wie in Nonnenwerth das Abitur nach acht Jahren möglich ist.
„Es ist unheimlich schlimm. Die Kinder werden aus ihrer Peer-Group gerissen. Und es besteht eine ganz enge Bindung zur Schule.“
Kreisbeigeordneter Michael Mahlert
Mindestens 60 Schüler mehr auf dem Linzer Gymnasium, geht das? Laut Mahlert funktioniert das, Räume sind vorhanden und die Schüler verteilen sich über die Klassenstufen. „Über die Lehrerzuteilung sind wir mit der Schulaufsicht im Gespräch“, sagt Mahlert. Schwierig ist es derzeit noch beim Fach Latein, weil Nonnenwerth dieses fast exklusiv in Rheinland-Pfalz als Erstfach anbietet.
Und was passiert, wenn jetzt zahlreiche ukrainische Flüchtlingskinder auf die weiterführenden Schulen im Kreis Neuwied verteilt werden müssen? Laut Mahlert ist der Linzer Schulleiter optimistisch, das auch noch gestemmt zu bekommen. Ansonsten wird laut dem Kreisbeigeordneten versucht, die Flüchtlingskinder auf andere Gymnasien zu verteilen. Ihm ist wichtig zu betonen, dass der Kreis Neuwied zu seinem Wort steht und die Schüler auffängt, falls das Privatgymnasium wie angekündigt schließt.
Mahlert berichtet auch, dass sich derzeit die Zahl der ukrainischen Kinder auf den weiterführenden Schulen im Kreis im Rahmen von knapp 200 bewegt. Sie verteilen sich derzeit breit, das Rhein-Wied-Gymnasium kümmert sich aktuell mit mehr als 20 um die größte Gruppe, auf dem Neustädter Gymnasium sind es lediglich fünf.
Mahlert ist vorsichtig bei seiner Einschätzung, ob Nonnenwerth trotz all der schlechten Nachrichten in den vergangenen Wochen noch eine Zukunft hat. „Wir sind nicht Herr des Verfahrens“, betont er. „Unsere Verpflichtung ist, einen Plan B zu erarbeiten.“ Aber natürlich kennt auch er Familien aus dem Kreis, deren Kinder dort zur Schule gehen. „Es ist unheimlich schlimm“, sagt er. „Die Kinder werden aus ihrer Peer-Group gerissen. Und es besteht eine ganz enge Bindung zur Schule.“ Yvonne Stock